2:1 konnte der FC Barcelona das Champions-League-Hinspiel gegen Manchester City gewinnen: Die Ausgangslage war also sehr gut für die Katalanen; dennoch war Vorsicht geboten, denn rein von der individuellen Qualität haben die Engländer eine Mannschaft, die immer für Gefahr sorgen kann. Doch dazu kam es schlussendlich nur selten, weil die Blaugrana das Spiel souverän dominierte und völlig verdient mit 1:0 triumphierte. Lediglich die Chancenverwertung ließ Zweifel an der Galavorstellung von Barça aufkommen.
City defensiver als erwartet
Obwohl die Gäste mindestens zwei Tore erzielen mussten, gingen sie – anders als noch im Hinspiel – nur mit einem nominellen Stürmer ins Spiel. Dadurch wollten sie wahrscheinlich kompakter stehen und dem FC Barcelona weniger Räume preisgeben, als sie das noch vor zwei Wochen taten. In einem 4-4-2-System agierte daher hinter Sergio Agüero David Silva, was jedoch dazu führte, dass Yaya Touré auf der Sechs spielte. Das ist ein grundsätzliches Problem bei Manchester City, was man nur sehr schwer lösen kann. Touré ist kein Spieler mehr, der auf absolutem Top-Niveau als Sechser spielen sollte. Er hat sich in England mehr zu einem offensiven Spieler entwickelt und ist auf einer zentralen Offensivposition mittlerweile deutlich besser aufgehoben. Aber genau dort ist auch David Silva am stärksten, was es nicht gerade leicht macht, beide Spieler effektiv unter einen Hut zu bringen. Diese Problematik zeigte sich schließlich auch im Camp Nou, denn Yaya Touré hatte einige Probleme, auch weil er sich nicht nur auf seine Aufgaben als Sechser beschränkte. Ihm fehlte oft die Ruhe und das Vertrauen in die Mitspieler, sodass er einige Male Mitspielern helfen wollte und dadurch seine Position verließ, was letztlich zu Problemen für die eigene Mannschaft führte.
Jedoch zeigten auch die restlichen City-Spieler einige Defizite im Spiel gegen den Ball. Besonders gravierend war, dass sie sich viel zu leicht von ihrer Position wegziehen ließen und phasenweise auch nur sehr ungenügend die Wege zurückgingen. Vor dem 0:1 eroberte Ivan Rakitić den Ball am eigenen Strafraum und stand dann am Ende ganz frei am anderen Ende des Spielfelds – der Rest ist Geschichte.
Offensiv kam im ersten Durchgang nur sehr wenig von den Gästen. Yaya Touré gelang es einmal, sich durch einen Doppelpass mit David Silva im Strafraum freizuspielen und eine gefährliche Hereingabe in Richtung James Milner zu spielen. Viel mehr ließ Barça aber nicht zu in den ersten 45 Minuten. Nach dem Seitenwechsel wurde es etwas besser, speziell, weil die Katalanen gegen Ende des Spiels merklich Kräfte schonten für den Clásico am Sonntag. Gerade über die rechte Offensivseite konnte Manchester City ein paar Mal gefährlich werden, was daran lag, dass Jordi Alba einen Tag erwischte, wo er seinen Aufgaben teilweise nur sehr schlampig nachkam. Die Katalanen konnten aber praktisch jeden dieser Angriffe am Ende noch blocken. Die größte Chance für die Engländer ergab sich dann durch einen Elfmeter, den Marc-André ter Stegen aber parieren konnte.
Barça defensiv und zentral stark, aber vorne blind
Vorneweg: Die Katalanen zeigten eine richtig gute Leistung; der 1:0-Sieg wird dieser Darbietung bei Weitem nicht gerecht. Auch wenn Manchester City in der zweiten Halbzeit einige Chancen hatte, so hätte Barça dieses Spiel ohne größere Probleme mit fünf oder mehr Toren beenden müssen. Dadurch, dass die Engländer oft nicht energisch genug zurückrückten und sich zu leicht von ihren Positionen herauslocken ließen, entstanden eine Menge sehr guter Chancen für den FC Barcelona. Jordi Alba, Neymar Jr., Luis Suárez und Lionel Messi – sie alle vergaben beste Chancen, was aber nicht immer nur an ihrem Unvermögen lag, sondern auch an einem unglaublich gut aufgelegten Joe Hart.
Barça kontrollierte das Spielgeschehen weitestgehend, jedoch nicht ununterbrochen, was aber so gewollt war, wie Luis Enrique auch nach dem Spiel anmerkte. Natürlich möchte die Blaugrana das Spiel immer kontrollieren, aber mittlerweile ist die Mannschaft auch ohne den Ball sehr stabil, weshalb man sich dies auch zunutze machen kann. Teilweise ließ man Manchester City ein wenig kommen, um dann durch schnelle Gegenstöße zu Chancen zu kommen. Solche Situationen spielen einer Mannschaft, die eine Offensivreihe – bestehend aus Messi, Suárez und Neymar vorweisen kann – natürlich in die Karten, weil man so auch die Stärken dieser Spieler zum Tragen kommen lässt. Die Gäste ließen das aber auch viel zu einfach mit sich machen, was eigentlich nicht sein sollte. Denn auch wenn man zwei Tore braucht, um weiterzukommen, so ist eine gewisse Grundordnung gegen den Ball eine Voraussetzung, um im Camp Nou gegen den FC Barcelona bestehen zu können.
Auch defensiv zeigten die Katalanen eine souveräne Leistung. Lediglich Jordi Alba fiel ein wenig ab, da er einige ungenaue Bälle spielte und sich auch defensiv nicht immer clever verhielt und dadurch die ein oder andere gefährliche Situation erst ermöglichte. Auch ter Stegen sorgte für einen kleinen Aufreger, als er an der Außenlinie den Ball an Agüero verlor. Seine Mitspieler konnten diesen Fehler aber ausbügeln und er selbst konnte ihn mit dem gehaltenen Elfmeter vergessen machen.
Ein Lob verdient nach diesem Spiel Jérémy Mathieu, der die letzten Wochen zwar wieder etwas besser drauf war, aber immer noch nicht wieder in der Form aus den ersten Wochen der Saison war. Gegen Manchester City agierte der Franzose hingegen äußerst souverän und klärte viele Bälle, noch bevor die Situationen wirklich gefährlich wurden. Er erlaubte sich lediglich zwei kleinere Fehler, die aber nicht bestraft wurden – teilweise besserte er sie selbst wieder aus.