Sowohl der FC Barcelona als auch der FC Bayern München zogen souverän in die nächste Runde der Champions League ein. Während sich die Deutschen erwartungsgemäß gegen Arsenal London durchsetzten, war es etwas überraschend, wie gut Barça mit seinem Kontrahenten im Achtelfinale zurechtkam. Manchester City konnte den Katalanen nur selten Paroli bieten und verabschiedete sich verdientermaßen aus der Königsklasse. Gehört die Blaugrana nach diesem Sieg nun zum engsten Favoritenkreis auf die internationale Krone? Wir gehen dieser Frage auf den Grund und nehmen das wohl wichtigste Kriterium im Fußball unter die Lupe: Den Laufaufwand.
Eine brillante Technik der Fußballer und ein großer fußballerischer Feingeist sind wichtige Zutaten für ein großartiges Spiel. Niemand möchte Zeuge einer Begegnung sein, die vor Abspielfehlern und technischen Mängeln nur so strotzt. Man ist auf der Suche nach einer gepflegten Fußballkultur, die selbst den höchsten ästhetischen Ansprüchen genügt. Heutzutage sind viele Mannschaften in der Lage, einen schönen Fußball zu zelebrieren und den Ball zu “streicheln”. Aufgrund der hohen Leistungsdichte ist die individuelle Klasse im Sinne einer feinen Ballbehandlung seltener ein relevantes Differenzierungskriterium – zumindest auf hohem Niveau. Stattdessen findet die Differenzierung häufig fernab spektakulärer Skills ab: Die stumpfe Laufarbeit der Spieler gehört auch noch heute zu den tragenden Säulen des Erfolgs. Sportmediziner- und experten verkünden seit Jahren, dass gerade in diesem Bereich Luft nach oben ist. Und dementsprechend sind gerade hier häufig große Unterschiede auszumachen. Vor diesem Hintergrund möchten wir uns die Laufarbeit des FC Barcelona in dieser Champions-League-Saison im Detail ansehen. Als Referenz dient der vermeintlich beste Verein der Welt, namentlich der FC Bayern München. Wer spult mehr Kilometer in einem Spiel ab? Unser Forenmitglied ‘Falcon’ hat uns hierzu freundlicherweise Daten der Champions League zur Verfügung gestellt, die er direkt von der UEFA bezogen und für unser Interesse umgerechnet hat.
Zurückgelegte Kilometer der Spieler des FC Barcelona (Stand 12.3.14)
Name | Spielzeit (Min) | Distanz (Km) | Durchschnitt (Km/90Min) |
---|---|---|---|
Patric | 22 | 3,48 | 14,24 |
Roberto | 110 | 16,65 | 13,63 |
Dongou | 9 | 1,23 | 12,33 |
Traoré | 8 | 1,07 | 12,12 |
Fàbregas | 345 | 46,15 | 12,03 |
Xavi | 541 | 70,03 | 11,65 |
Tello | 39 | 5,00 | 11,55 |
Song | 110 | 13,96 | 11,42 |
Alba | 90 | 11,18 | 11,18 |
Pedro | 286 | 34,98 | 11,01 |
Alves | 450 | 53,98 | 10,79 |
Iniesta | 527 | 62,34 | 10,64 |
Montoya | 180 | 20,88 | 10,44 |
Busquets | 523 | 60,44 | 10,40 |
Neymar | 515 | 59,32 | 10,36 |
Puyol | 68 | 7,82 | 10,36 |
Sánchez | 407 | 46,43 | 10,26 |
Adriano | 450 | 51,04 | 10,20 |
Bartra | 100 | 11,28 | 10,15 |
Piqué | 620 | 64,96 | 9,42 |
Maschernao | 540 | 50,44 | 8,40 |
Messi | 360 | 32,95 | 8,23 |
Pinto | 180 | 10,22 | 5,11 |
Valdés | 450 | 24,04 | 4,8 |
Zurückgelegte Kilometer der Spieler vom FC Bayern München (Stand 12.3.14)
Name | Spielzeit (Min) | Distanz (Km) | Durchschnitt (Km/90Min) |
---|---|---|---|
Green | 2 | 0,8 | 37,89 |
Weiser | 3 | 1,13 | 34,05 |
Kirchhoff | 24 | 3,95 | 14,83 |
Pizarro | 45 | 7,12 | 14,25 |
Shaqiri | 45 | 6,69 | 13,38 |
Götze | 355 | 47,94 | 12,15 |
Müller | 468 | 62,24 | 11,97 |
Schweinsteiger | 244 | 32,39 | 11,94 |
Rafinha | 495 | 63,97 | 11,63 |
Alaba | 630 | 81,07 | 11,58 |
Ribéry | 419 | 53,88 | 11,57 |
Lahm | 541 | 68,70 | 11,42 |
Kroos | 611 | 77,47 | 11,41 |
Robben | 427 | 53,62 | 11,30 |
Alcántara | 231 | 28,57 | 11,13 |
Martínez | 236 | 28,71 | 10,95 |
Van Buyten | 180 | 21,29 | 10,64 |
Contento | 180 | 21,17 | 10,58 |
Boateng | 401 | 46,95 | 10,53 |
Mandžukić | 309 | 35,79 | 10,42 |
Dante | 450 | 49,27 | 9,85 |
Neuer | 630 | 35,37 | 5,05 |
Der FC Bayern München läuft mehr als Barça
Bereits ein oberflächlicher Blick auf diese Werte verrät, dass der deutsche Rekordmeister im Hinblick auf die zurückgelegten Kilometer mehr zu bieten hat. Mehr relevante Spieler befinden sich innerhalb der 11-Kilometer-Marke, nur ein Akteur spult im Durchschnitt weniger als 10 Kilometer pro Partie ab. Der erste Eindruck wird durch folgende Werte bestätigt: Im Durchschnitt legt ein Spieler des FC Barcelona 9,87 Kilometer in einem Spiel zurück, wohingegen ein einzelner Spieler des FC Bayern München im Durchschnitt auf 10,76 Kilometer kommt. Das spiegelt eine große Diskrepanz wider, die nicht von der Hand zu weisende Auswirkungen auf dem Platz hat.
Bei der individuellen Betrachtung fällt auf, wie wenig Lionel Messi im Vergleich zu seinen Mannschaftskameraden unterwegs ist. In 360 Spielminuten hat ‘La Pulga’ 32,95 Kilometer abgespult. Das entspricht im Durchschnitt 8,23 Kilometer in 90 Minuten – kein rühmlicher Wert für den vierfachen Weltfußballer. Andere Stürmer von Weltformat stechen ihn in dieser Hinsicht deutlich aus. Cristiano Ronaldo kommt auf einen Durchschnitt von 9,96 Kilometer/90 Minuten, Robert Lewandowski und Karim Benzema kratzen an der 11-Kilometer-Marke, während Torres und Llorente sogar darüber liegen. Selbst Zlatan Ibrahimovic hat mit 8,7 Kilometern mehr zu bieten.
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Fortschritte im Spiel gegen Manchester City
Die Laufwerte des FC Barcelona beziehen sich auf die Champions-League-Partien der Mannschaft vor dem Aufeinandertreffen mit Manchester City am Mittwochabend. Angesichts der starken Leistung der Katalanen und der Dominanz auf dem Platz stellt sich die Frage, ob und wie sich die Laufwerte in diesem Spiel im Verhältnis zu den Werten davor verschoben haben. Zunächst wenden wir uns wieder dem Schnitt pro Spieler zu: Im Durchschnitt hat ein Spieler des FC Barcelona gegen Manchester City 10,18 Kilometer zurückgelegt – also 0,31 Kilometer mehr als bei Zugrundelegung der Laufwerte der allgemein in der Champions League zum Einsatz gekommenen Spielern. Insgesamt kam der FC Barcelona in diesem Spiel auf 112,08 Kilometer, wohingegen die Spieler von City ‘nur’ 109,74 Kilometer gelaufen sind.
Um diese Zahlen besser einzuordnen, nehmen wir jetzt die Saison 2011 zum Maßstab. Durchschnittlich hat die Blaugrana in dieser Spielzeit 110,46 Kilometer in einem Spiel zurückgelegt. Umgerechnet kam ein Spieler von Barça damals im Durchschnitt auf 10,42 Kilometer. Spannend auch der Blick auf den Spitzenwert von damals: Bei einer Begegnung sind die Spieler 116,62 Kilometer gelaufen. Die Spitzenleistung des FC Barcelona in der aktuellen Champions-League-Saison liegt laut der UEFA bei 114,2. Manchester City hat es in einem Spiel sogar auf einen Wert von 115,38 gebracht.
Und der FC Bayern? Diese Münchener trohnen bei dem Laufaufwand über allem. Ihr höchstes Lauflevel in der Königsklasse in dieser Saison liegt bei satten 122,47 Kilometern in einem Spiel. Allein das Spiel gegen Arsenal weist einen Wert von 119,62 Kilometern aus, etwas über ihrem Champions-League-Durchschnitt. Vor dem Hintergrund der Dominanz in diesem Bereich stellt sich die Frage nach der Bedeutung dieser statistischen Werte.
Welches Gewicht hat die Statistik?
Auf einem hohen Niveau sind es häufig nur Nuancen, die über Sieg und Niederlage entscheiden. Was der FC Bayern München seinen Konkurrenten voraus hat, sind aber nicht nur kleine Nuancen. Die Bayern legen signifikant mehr Wegstrecke zurück als der FC Barcelona und sind ihnen in diesem Punkt deutlich überlegen. Auch wenn man das Spiel der Katalanen gegen City zum Maßstab nimmt, ergibt sich kein anderes Bild. Nun gibt der betriebene Laufaufwand keine Auskunft darüber, welche Qualität die hohe Bewegung im Spiel hatte. Er sagt nichts darüber aus, wie hoch die Laufintensität ist und wie intelligent die Bewegungen waren. Insbesondere sagt die gezeigte Statistik nichts darüber aus, wie alle Bewegungen unter einem kollektivtaktischen Blickwinkel harmonierten. Lionel Messi beispielsweise ist gegen Manchester nicht mehr gelaufen als sonst. Trotzdem hatten seine Handlungen eine andere Qualität, weil sie meist in gefährlicheren Regionen stattfanden und er darüber hinaus auch eine völlig andere Körpersprache kommunizierte.
Und dennoch, der Laufaufwand ist ein wichtiger Faktor, wenn eine Mannschaft mit dem Gegner auf Augenhöhe steht. Die Bayern lernen unter Guardiola wichtiges taktisches Handwerkszeug und verfügen auch über sehr gute Individualisten. Sie so auseinanderzunehmen wie Manchester City, wird schwer. Sie verschieben defensiv schnell und intensiv, üben zeitgleich stets Druck auf den ballführenden Spieler aus. Für Tata Martino wird es bei einem eventuellen Aufeinandertreffen darum gehen, die Schwächen der Spieler von Pep Guardiola in anderen Bereichen auszuloten. Arsenal hat gezeigt, wo diese zu finden sind.