FC Barcelona – Bayer Leverkusen 07.03.2012

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Er beherrscht die Schlagzeilen am heutigen Tag zweifelsohne. Lionel Messi hat wieder einmal seine Sonderstellung im Weltfußball unter Beweis gestellt und kannte mit dem bemitleidenswerten Gegner kein Erbarmen. Doch auch den anderen Akteuren gebührt Respekt – die mannschaftliche Geschlossenheit war unglaublich.

Von Raphael Lugowski

Kompakte Defensive

Mit sechs Toren Differenz fegte der FC Barcelona den Vertreter aus Deutschland regelrecht vom Platz. Die Leverkusener, die am Wochenende noch Bayern München einen empfindlichen Schlag verpasst haben, hatten der katalanischen Urgewalt nichts entgegenzusetzen und waren chancenlos. Begünstigt wurde der denkwürdige Ausgang des Spiels auch durch die taktischen Vorgaben von Robin Dutt, der an die zweite Halbzeit des Hinspiels anknüpfte und das Glück in weiten hohen Bällen suchte. Drei bis vier Spieler gesellten sich zu der Abwehrkette der Katalanen und warteten auf die hohen Hereingaben ihrer Abwehrspieler. In der Mitte klaffte derweil eine große Lücke. Man spekulierte wieder darauf, in unmittelbarer Strafraumnähe den zweiten Ball zu erobern und hoffte, dass im gegnerischen Defensivverbund Unordnung einkehrt. Doch es blieb beim Wunsch, Erfolge blieben ihnen mit diesem Ansatz verwehrt. Zu kompakt und zu dicht standen die Spieler des FC Barcelona in der Defensive, und auch der zweite Ball landete regelmäßig bei ihnen, weil sie es verstanden, Überzahlsituationen in der Defensive zu schaffen. Fabregas, Iniesta und sogar Pedro ließen sich zurückfallen und unterstützten so die Defensive. Die Abwehr und das Mittelfeld der Katalanen rückten dicht aneinander und eroberten den Ball mühelos. Die im Mittelfeld entstandene Lücke wurde von Messi ausgefüllt, sodass bei Ballgewinn ein schnelles Spiel nach vorne gewährleistet blieb.

Die Leverkusener fanden die Balance nicht

Damit erklärt sich die Harmlosigkeit der Leverkusener quasi von selbst. Ihre Angriffsbemühungen waren eindimensional und leicht ausrechenbar. Was im Hinspiel noch zu passablen Erfolgen führte, war auf einmal wirkungslos, weil Guardiola die richtigen Vorkehrungen getroffen hat. Viel entscheidender ist aber die Frage, wie die Leverkusener so sehr untergehen konnten. Ein inkonsequentes Verhalten in der Abwehr und eine passive, abwartende Haltung bei Ballbesitz des Gegners waren sicherlich nicht gerade förderlich, aber nicht allein maßgebend für dieses Desaster. Vielmehr hatte man den Eindruck, dass die Leverkusener nicht genau wussten, wie sie eine Brücke schlagen konnten zwischen einem gemäßigten Offensivspiel einerseits und einer stabilen defensiven Ordnung andererseits. Mal stand die Viererabwehrkette auf Höhe der Mittellinie, das andere mal tief in der eigenen Hälfte. Stand man zu hoch, bestand die Gefahr darin, dass der Ball – wie beim ersten Tor geschehen – hinter die Abwehr geschlagen und eine eins-gegen-eins Situation heraufbeschworen wird. Stand man hingegen zu tief, bestand keine Anbindung zwischen den defensiven und den offensiven Spielern und letztere waren auf sich allein gestellt und ob der Überzahl des Gegners hoffnungslos verloren. Zudem gab es auch innerhalb der einzenen Mannschaftteile große Unstimmigkeiten und zahlreiche Missverständnisse. Dementsprechend unsicher traten die Leverkusener auf und zeigten keine klare Linie im Spiel. Als die gesamte Mannschaft nach vorne schob, kassierte sie prompt zwei Gegentreffer die Unsicherheit manifestierte sich zunehmend im Leverkusener-Spiel.

Messi nutzt seine Freiräume

Der Respekt, der den Spielern von Bayer Leverkusen innewohnte, offenbarte sich auch in der geordneten Rückwärtsbewegung. Die Viererabwehrkette wurde ein ums andere mal um einen Spieler erweitert, um Dani Alves auf rechts nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. An Konter bei Balleroberungen war somit nicht zu denken. Die Blaugrana hatte jederzeit die Oberhand und wusste die Schwächen des Gegners konsequent für sich zu nutzen. In der 11. Spielminute war Messi nach Hereingabe von Fabregas frei durch, der Winkel war allerdings zu spitz und der Schuss konnte vom Schlussmann Leno entschärft werden. Auch bei Xavis Freistoß war der Tormann auf der Hut. Nach 25 Spielminuten war er allerdings geschlagen. In einer der wenigen gemeinschaftlichen Vorwärtsbewegungen der Leverkusener erobern die Katalanen den Ball und Xavi spielt denselben wunderschön in den Rücken der Abwehr in Messis Lauf, der im Strafraum zu einem herrlichen Heber ansetzt und damit Leno überlupft. Die Abwehr war für ihre Verhältnisse ziemlich weit aufgerückt und Kadlec hob das Abseits auf. Kurz vor der Pause war Messi wieder erfolgreich und erhöhte auf 2:0. Wieder verlieren die Leverkusener den Ball im Vorwärtsgang und Messi nutzt das lückenhafte Defensivgefüge und zirkelt den Ball ins linke Eck. Fabregas hatte ihm durch seinen Vertikallauf in den Strafraum hinein den nötigen Freiraum verschafft, in dem er zwei Gegenspieler an sich band. Unmittelbar darauf hatte Fabregas nach Zuspiel von Messi die Chance zu erhöhen, doch er vergab.

Auch Youngstar Tello doppelt erfolgreich

Erneuten Anschauungsunterricht bekam der Arsenal-Zugang wenige Minuten nach der Pause von Messi. Diesmal ist es Xavi, der erkennt, dass die Abwehr ziemlich weit aufgerückt war und spielt den Ball analog zum ersten Tor mustergültig in den Lauf von Messi, welcher zum zweiten Mal an diesem Abend an Leno vorbeilupft. Interessant in der Entstehungsgeschichte war aber das Tor vom für Iniesta eingewechselten Tello in der 55. Spielminute. Es gab Torabstoß für den FC Barcelona und man vernahm ein leichtes Aufbäumen bei den Leverkusenern, als sie sich für ein Pressing formierten und die Abwehrspieler zustellten. Um sich aus diesen Fesseln zu befreien, spielte Valdes einen hohen Ball auf die linke Außenbahn auf Adriano, der den Ball aus der Pressing-Sphäre herausköpfte, Fabregas fand und damit den Weg von Tello auf das Tor von Leno ebnete. Tello zeigte keine Nerven und schloss ab zum 4:0 für den FC Barcelona. Die Leverkusener zeigten nun überhaupt keine Gegenwehr mehr und die Katalanen hatten leichtes – noch leichteres – Spiel. Nach einer Kombination mit Tello steht Messi frei vor des Gegners Tor und trifft im Nachsetzen. Auch Tello durfte eine halbe Stunde vor Schluss noch einmal jubeln und sich über einen gelungenen Auftritt freuen. Den Schlusspunkt auf Seiten des FC Barcelona setzte aber, wie sollte es anders sein, Lionel Messi. Sein Schuss aus 14 Metern landete in der linken Ecke und ließ Leno keine Chance. In der Nachspielzeit markierten die düpierten Leverkusener noch einen Ehrentreffer durch Bellarabi.

Fazit

Man darf trotz des Kantersieges jetzt nicht in Hochmut verfallen und an einen Spaziergang in der Champions League glauben. Die Leverkusener waren nicht der Maßstab für die weiteren Herausforderungen in der Königsklasse, gab es doch besondere Umstände, die sie dazu veranlassten, so zu spielen. Sie hatten keine Erfahrung mit dem Gegner FC Barcelona und konnten den Spagat zwischen Offensive und Defensive nur unbefriedigend herstellen. Die große Fluidität des Gegners und die einzigartige Verschmelzung der Mannschaftsteile waren Neuland für den Bayern-Bezwinger, stellt so etwas in der Bundesliga in diesem Ausmaß doch eher eine Rarität dar. Nichtsdestotrotz muss man auch für den FC Barcelona mehr als nur anerkennende Worte finden. Sie haben dazugelernt und waren perfekt auf den Gegner eingestellt. Eine standfeste Defensive und ein schnelles belebendes Angriffsspiel waren Träger des Erfolges. Und das Angriffspressing ließ dem Gegner keine Luft zum Atmen. Eine überzeugende Vorstellung nach den zuletzt doch eher dürftigen Auftritten. Visca el Barca!

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