Atlético Madrid hatte vor dem Champions-League-Kracher gegen Barça noch eine harte Nuss vor sich: Im San Mamés wartete Athletic Bilbao, derzeit auf dem 4. Tabellenplatz ansässig. Vorsicht war gerade deshalb geboten, weil die Basken im heimischen Stadion erst ein einziges Spiel verloren hatten und auch Barça und Real Madrid keine Chance bekamen, drei Punkte zu entführen.
Spielverlauf Athletic Bilbao – Atlético Madrid
Munter ging es dann auch gleich los, denn schon nach sechs Minuten zappelte der Ball im Netz von Atlético. Einen langen Ball aus der Abwehr heraus verlängerte Aduriz und Iker Muniain lupfte ihn gekonnt über den Torhüter der Gäste. Auf der anderen Seite waren für Bilbao hauptsächlich frühe Ballverluste gefährlich. Zwar scheiterte Diego Costa zuerst noch bei einer Topchance (12‘), doch die nächste ließ er sich nicht entgehen (22‘). Koke hatte zuvor einen Pass abgefangen und seinen Mitspieler sofort gesucht und gefunden. Spielerisch ging auf beiden Seiten nicht viel, aber ein Aktion der Madrilenen war tatsächlich zum mit der Zunge schnalzen. Mit der Hacke spielte Costa den Ball in den freien Raum zu Filipe Luis, dessen Hereingabe fand anschließend Raúl García, welcher allerdings über den Kasten schoss (34‘). Im Gegenzug machte es Bilbao dann aber wieder wie bei dem Tor: Ein langer Ball ging nach vorn, wurde verlängert, doch Susaeta köpfte nicht nur an Courtois, sondern auch knapp am Pfosten vorbei (36‘).
Nach dem Seitenwechsel hatte Atlético Madrid sofort die nächste Möglichkeit. Der Ball wurde einfach nach vorn gedroschen, wo sich Diego Costa durchsetzen konnte und nur knapp am Pfosten vorbeischob – ein Ding, das er sonst auch gerne mal macht (46‘). Doch auch für Athletic ging schnell wieder etwas. Di Marcos nahm Gadín, einem Innenverteidiger, den Ball ab, scheiterte aber anschließend vor allem an sich selbst (51‘). Dann klappte es aber doch mit dem nächsten Tor und zwar aufseiten der Gäste. Luis stürmte von links herein, seine Flanke wurde abgefälscht. Koke brachte als erstes seinen Kopf nach vorn und versenkte die Kugel im Netz (56‘). Lange Zeit war es dann ruhig, bis wieder Betrieb im Strafraum von Madrid war. Letztendlich köpfte Aduriz auf das Tor und zwang Courtois zu einer absoluten Riesenparade (80‘). Für Bilbao sollte weiter nichts mehr gehen. Stattdessen holte Laporte noch Gelb-Rot für eine Notbremse, was aber auf das Endergebnis, 1:2, keinen Einfluss mehr haben sollte.
{loadposition google}
Statistik
Tore: 1(1) – 2(1)
Ballbesitz: 56% – 44%
Schüsse (aufs Tor): 7(2) – 10(3)
Ecken: 3 – 4
Fouls: 19 – 15
Abseits: 0 – 9
Spielweise und Taktik
Schauen wir nun einmal genauer auf die spielerische Ausrichtung von Atlético Madrid. Die Hauptstädter entschieden sich in dieser Partie für ein 4-2-3-1 mit Diego Costa als einziger Spitze. Die Aufstellung war folgende: Courtois – Juanfran, Miranda, Godín, Luis – Gabi, Suárez – Sosa, García, Koke – Costa. Die Außenverteidiger waren aufgrund der konterbetonten Spielweise selten im Angriff beteiligt. Bei langsamerem Spielaufbau versuchten sie allerdings die gegnerischen Außenverteidiger zu hinterlaufen, wenn diese mit den Flügelspielern beschäftigt waren, was besonders Luis ein paar Mal gelang. Bei der Doppelsechs aus Gabi und Suárez nahm letzterer Spieler meist den defensiveren Part ein und ließ Gabi Möglichkeiten nach vorn. Nichtsdestotrotz lag auch dessen Aufgabenbereich vor allem in der Absicherung. Von den vier Offensivkräften hatte besonders die Sturmspitze Diego Costa viele Freiheiten und war auch von Defensivaufgaben weitgehend befreit.
Wie man es von Atlético gewohnt ist, gab es eigentlich nur eine Hauptmarschroute. Sie versuchten aus einer sicheren Defensive heraus die Bälle zu erobern, um dann blitzschnell umzuschalten. Dabei war ein Hauptfaktor das intensive Pressing, welches schon früh angesetzt wurde. Es wurde aus zwei Viererketten heraus gespielt, die durch die zurück arbeitendenen Flügelspieler entstanden. Mit dem Pressing machten die Rojiblancos Bilbao viele Passwege unmöglich und hielten sie auf guter Distanz zum eigenen Sechzehner. Insgesamt wirkte die Defensive sehr gut abgestimmt und stabil. Auch wenn die Basken dem Strafraum näher kamen und Verteidiger zum Pressing aus dem Defensivbund herausrückten, schlossen sich die Räume sofort wieder durch die Mitspieler. Praktisch hatte Bilbao trotz einiger wirklich spielstarker Akteure keine Chance, sich weit nach vorn zu kombinieren. Defizite zeigte Atlético allerdings dann, wenn der Gegner einmal zu einem Konter kam oder den Ball hoch in die Spitze spielte, wie es bei dem Führungstreffer der Fall war.
In der Offensive ging bei den Hauptstädtern praktisch alles über Diego Costa. Bei einer Balleroberung war der erste Gedanke der Spieler immer, ob man die Kugel irgendwie nach vorn zu Costa bringen kann. Atlético profitiert dabei von der besonderen Robustheit des Stürmers, der sich auch bei weiten Bällen häufig gegen seine Gegenspieler durchsetzen kann. Gleichzeitig rückten die hinter ihm positionierten Spieler mit auf, um sich nach Möglichkeit die zweiten Bälle zu schnappen. Auch daraufhin ging es, ohne zu fackeln, sofort wieder Richtung Strafraum. Atlético spielte die meisten Angriffe so schnell wie möglich zu Ende, gerne auch über Flanken aus dem Halbfeld. Je näher man am gegnerischen Tor den Ball erobern konnte, desto gefährlicher wurde Madrid bei diesen Kontern. Teilweise waren sie aber auch dazu gezwungen, das Spiel von hinten heraus aufzubauen. Dabei waren die Rojiblancos auf Sicherheit bedacht, um bei etwaigen Ballverlusten nicht selbst in Gefahr zu geraten. Die Außenverteidiger bildeten dabei gern mit den beiden Sechsern eine Viererkette, die für Gegenangriffe ein erstes großes Hindernis sein konnte. Nur situativ rückte aus diesem Konstrukt ein Spieler nach vorn, um die Vordermänner mit zu unterstützen. Auch in diesen Phasen des Ballbesitzes merkte man Atlético an, dass sie schnellstmöglich zum Abschluss kommen wollten. Dabei nahm man Ballverluste in Kauf, aber eben nicht dort, wo der Gegner sie für sich nutzen kann.
Insgesamt war es ein sehr umkämpftes Spiel, bei dem sich beide Teams gegenseitig ständig störten und so weder auf der einen noch auf der anderen Seite wirklicher Spielfluss entstehen konnte. Es war eines der Spiele, bei denen man auf die Fehler des anderen lauern muss, um dann zuzuschlagen. Bilbao nahm zwar die Fehler des Gegners an und kam dabei zu Chancen, mit denen man das Spiel hätte gewinnen können; am Ende ließ die Effektivität aber zu wünschen übrig. Atlético bewies dagegen, dass es für seine Tore nur wenige Möglichkeiten braucht und ging letztendlich verdient als Sieger vom Platz.