Wie schon in der letzten Saison treffen Celtic Glasgow und der FC Barcelona in der Gruppenphase der Champions League aufeinander. Damals gelang es den Schotten Barça zu besiegen, woraus sie Hoffnung für das erneute Aufeinandertreffen zogen. Diesmal eroberten aber die Katalanen den Celtic Park und schafften es, den kompakten Defensivblock der Hausherren zu knacken – durch ein Kopfballtor.
Tata Martino nominierte folgende Spieler für die Startelf:
Celtic – Never change a winning tactic
Die Gastgeber orientierten sich am letztjährigen Sieg über Barça und versuchten praktisch dieses Spiel zu wiederholen. Sie standen sehr tief und verteidigten auch diesmal extrem diszipliniert und konzentriert. Vor dem eigenen Strafraum standen sie mit einer Viererkette, vor der wiederum sich eine weitere Viererkette befand. Diese beiden Ketten waren aber sehr fluide angelegt, was zu Beginn an Cesc Fàbregas lag. Der Spanier ersetzte Lionel Messi als falsche Neun und wurde daher im Bereich zwischen schottischem Mittelfeld und Abwehr erwartet. Da man sich bei Celtic wohl schon auf Messi eingestellt hatte, gab es für Fàbregas quasi eine Manndeckung, welche von einem Sechser der Gastgeber übernommen wurde. Rückte Barcelonas Nummer 4 also in die Spitze, so entstand bei Celtic ganz hinten eine Fünferkette, während einer der beiden Stürmer sich ins Mittelfeld fallen ließ. Dies geschah, damit man dort nicht numerisch in Unterzahl geriet, was gegen die Katalanen immer schmerzhaft sein kann.
Als die Schotten nach guten zehn Minuten merkten, dass Fàbregas sich oft tief ins Mittelfeld fallen ließ – quasi auf seine Stammposition – hörten sie mit der Manndeckung auf. Nun spielten sie fast konstant mit zwei Viererketten vor dem eigenen Strafraum. Dazu kamen die beiden Stürmer, die Barça immer wieder stören sollten, um ihnen nicht zu viel Zeit beim Aufbauspiel zu geben.
Celtic stand in den meisten Situationen mit zwei Mann um den ballführenden Gegenspieler herum. Diese Anordnung war – wenn es gegen Iniesta oder Xavi ging – teilweise so ausgerichtet, dass ein Celtic-Spieler für den direkten Zweikampf gedacht war, während der andere den Raum deckte. Zudem orientierte sich dieser Spieler auch in Richtung Außenspieler, um seinem Mitspieler helfen zu können, falls Barça nach außen verlagern sollte. Die Spieler, die für die direkten Zweikämpfe eingeteilt waren, konnten in manchen Situationen noch einen zweiten Raumdecker spielen, beispielsweise, wenn sich ihr direkter Gegenspieler zu weit fallen ließ.
Die Gastgeber machten praktisch alle Räume zu und ließen die Katalanen zu keinem direkten Torschuss kommen. Öffnete sich doch einmal eine Schnittstelle, so konnte diese entweder noch rechtzeitig gestopft werden, oder aber Barça verschluderte diese Möglichkeit. Lediglich nach einer Flanke von Alves wurde Barcelona einmal durch Neymar gefährlich.
Trotz dieser sehr guten Defensivleistung kassierte Celtic ein Tor. Nach einem eigenen Angriff und kurz nach zwei sehr guten Chancen, hatte Barça einen Freistoß am eigenen Sechzehner. Celtic marschierte zurück, während die Katalanen das Spiel schnell machten. Busquets spielte einen langen Ball auf Neymar. Das Leder überflog fast die gesamte Heimmannschaft, da diese zu langsam nach hinten rückte. Nun ergab sich auch eine große Lücke, welche Barça zu nutzen wusste. Neymar steckte durch auf Sánchez, der im Strafraum nicht richtig attackiert wurde. Daher hatte er genug Zeit auf den heraneilenden Fàbregas zu warten und diesem per Flanke das Tor aufzulegen. Die Celtic-Verteidiger konzentrierten sich nur auf Sánchez und achteten darauf, was er machen wird, bemerkten aber nicht, wie sich Fàbregas näherte. Das Tor war aus Sicht des Heimteams vermeidbar und ist umso ärgerlicher, weil es ein Kopfballtreffer war. Gerade in der Luft ist Celtic dem FC Barcelona deutlich überlegen und dennoch schafften sie es wegen einer Unkonzentriertheit nicht, dieses Tor zu verhindern.
Offensiv Leerlauf, mit einer Ausnahme
Nach vorne ging bei den Gastgebern fast gar nichts. Lange Bälle kamen in der Regel nicht an, flache Pässe wurden gut verteidigt, direkte Zweikämpfe ebenso. Celtic zeigte sich ideenlos und mit deutlich zu wenig Entlastung. Samaras war praktisch der einzige Spieler, dem man den Willen anmerkte, etwas nach vorne tun zu wollen. Die Schotten schienen zu hoffen, dass sie durch eine Standardsituation gefährlich werden können. Dies gelang ihnen aber lediglich einmal. Ansonsten waren die Standards für Barça nicht schwer zu verteidigen.
Kurz vor diesem einen gefährlichen Standard hatte Celtic seine einzige Chance aus dem Spiel heraus. Eine Flanke in Barças Sechzehner stoppt Forrest mit der Brust am Gegner vorbei. Danach lässt er einen strammen Schuss los, den Víctor Valdés aber fantastisch parierte.
Barça – defensiv souverän
Die Katalanen präsentierten sich defensiv sehr sicher und fokussiert. Gerade in so einem Spiel, wo man wenig zu tun hat, ist die Gefahr groß einen Moment unaufmerksam zu sein. Barça jedoch war bis auf die beiden Chancen von Celtic immer voll auf der Höhe. Das Pressing wirkte sehr gut, alle Spieler zogen engagiert mit. Die Außenverteidiger verteidigten solide, Busquets sowieso. Auch das Innenverteidiger-Duo Bartra und Piqué präsentierte sich sehr stabil und gewann viele Bälle zurück.
Offensiv geduldig und effektiv
Nach vorne ging bei beim FC Barcelona wenig. Der viele Ballbesitz war schon eher eine Verteidigungsmaßnahme, da er Celtic am Angreifen hinderte. Selbst ging nicht viel, weil die Bewegung im Sturm fehlte, oder nicht ausgenutzt wurde/werden konnte. Es gab die ein oder andere aussichtsreiche Situation, um einen Lochpass zu spielen. Jedoch zeigte Barça zu oft mangelnde Präzision und nutzte diese Situationen nicht.
Die Katalanen zogen extra ihre beiden Außenverteidiger weit nach vorne, um so die Flügelstürmer zentraler postieren zu können. Somit wollte man Celtic dazu drängen einen Zweikampf im falschen Moment zu suchen, wodurch die anderen Offensivspieler enorm viel Platz gewinnen würden. Dies funktionierte aber nicht, da die Schotten sich einfach nicht locken ließen.
Nach der roten Karte für Scott Brown war es für die Katalanen eigentlich noch dasselbe Spiel, nur mit einem pressenden Gegenstürmer weniger. Dieser musste ins Mittelfeld zurückrücken, um den Kapitän zu ersetzen. Vielleicht war es gerade dieser fehlende Stürmer, der Busquets den langen Ball nach vorne ermöglichte, welcher das Tor einleitete. Eventuell hätte Celtics Stürmer Busquets in dieser Situation bedrängt und dadurch den langen Ball und somit auch das Tor verhindert. Das ist natürlich nur Spekulation, aber sicherlich auch ein ganz spannender Denkansatz, den man leider nie wird überprüfen können.
Im Übrigen war es sicher kein Zufall, dass ein langer Ball zum Siegtreffer führte. Schließlich trainiert Martino lange Bälle in letzter Zeit intensiver, um dem Team in entsprechenden Situationen damit weiterhelfen zu können. Und genau so eine Situation haben wir kurz vor dem 1-0 im Celtic Park gesehen.