Das Halbfinale der Champions-League ist zum Greifen nah. Doch bereits in der vergangenen Saison war sich der FC Barcelona sicher, die nächste Runde zu erreichen. Der Grund für das damalige Ausscheiden: Eine schwache Auswärtspartie. Auch im Old Trafford zeigte das Team zeitweise Unsicherheiten – und das nicht im ersten Auswärtsspiel der Saison.
Ernesto Valverde dürfte erleichtert gewesen sein, als er am Mittwochabend im Old Trafford über den grünen Rasen ging, mit den gegnerischen Spielern abklatschte und seinen eigenen Mannen zu einem guten Ergebnis gratulierte. Sein Team hatte gerade Manchester United im Theater der Träume geschlagen und sich eine hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel im Camp Nou erarbeitet. Ein Auswärtssieg, endlich.
Zwischenzeitlich muss Valverde wohl gedacht haben: Nicht schon wieder. Zu oft hatte seine Mannschaft in vergangenen Auswärtsspielen fahrlässig agiert. Besonders in der Copa del Rey war dies zu beobachten, als man bei UD Levante und dem FC Sevilla verlor, nur um die Kohlen im Rückspiel aus dem Feuer zu holen. Natürlich sei auch auf das Duell mit dem AS Rom aus der vergangenen Saison verwiesen. Zu sorglos und fahrig agierte Barça in diesen wichtigen Partien in der Ferne – so auch im Duell mit den Red Devils.
Hohe Fehleranfälligkeit kostet fast den Sieg
Wenn man die Bilder aus allen Spielen miteinander vergleichen würde, fielen wohl einige Parallelen auf. Wie bereits in der Vergangenheit spielte Barça auch beim englischen Rekordmeister viele unnötige Fehlpässe, sowohl in der Spieleröffnung, als auch im Offensivspiel. Manchester United hätte mit mehr Zielstrebigkeit wohl etwas deutlich besseres als eine knappe Niederlage herausholen können. Die Mannschaft der Katalanen konnte sich im nachhinein bei ihrer Defensive, besonders den beiden Innenverteidigern Gerard Piqué und Clemens Lenglet bedanken, dass für die Engländer nicht mehr rausgesprungen ist.
Dabei lief am Anfang alles ziemlich gut. Barça dominierte das Spielgeschehen mit sicherem Kombinationsfußball, ließ United hinterherlaufen hatte das Spiel unter Kontrolle. Die Unsicherheit kam wohl ausgerechnet mit dem Führungstreffer in der 12. Minute. Danach nahm man das Tempo heraus und besonn sich darauf, Ruhe ins Spiel zu bringen, was sich als Trugschluss herausstellen sollte. So brachte Barça den Gegner, ähnlich wie im Ligaspiel gegen Villarreal, wieder zurück in die Partie.
Jordi Alba gab nach dem Spiel zu Protokoll, dass das Vermeiden von Fehlern einer der Punkte war, den sich seine Mannschaft für die Partie vorgenommen habe – so richtig glückte das nicht. Immerhin blieb es folgenlos. Vielleicht ist es ja genau diese Vorsicht, die die Katalanen in solchen Spielen zögern lässt. Diese Vorsicht, die Barça dazu bringt, die entscheidenden Pässe nicht mit der letzten Konsequenz zu spielen, sodass der Eindruck einer gewissen Lethargie entsteht. Vielleicht sind die Fehler ja eine Folge dieser vorsichtigen Herangehensweise und wer weiß, was passieren würde, wenn der FC Barcelona auswärts in K.-o.-Spielen die gleiche Leichtigkeit an den Tag legen würde, die gleichen spektakulären Spielzüge zeigen würde, wie im heimischen Camp Nou.
Barça zuhause eine Macht
Denn dort ist der FC Barcelona in den K.-o.-Spielen dieser Saison sensationell stark. Ungeschlagen ist man in den heimischen Gefilden und kann dabei auf ein Torverhältnis von 12:2 in der Champions-League und 14:3 im Pokal verweisen. Fast jeder Gegner, der gegen die Katalanen zuerst ganz passabel ausgesehen hatte, wurde im Camp Nou auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die Heimspiele wurden so teilweise zu echten Attraktionen und boten den Fans bereits einige Saisonhighlights. Ernesto Valverde und der FC Barcelona werden hoffen, dass dies auch im Rückspiel gegen Manchester United der Fall sein wird.
Dennoch gilt es, den englischen Rekordchampion nicht zu unterschätzen. Piqué gab zurecht an, dass auch Paris-Saint Germain im Theater der Träume zunächst gewinnen konnte, um das Weiterkommen dann im eigenen Stadion aus der Hand zu geben. Bleibt zu hoffen, dass Barça dieses Schicksal nicht ereilen möge und dass es nach langer Zeit einmal wieder heißt: Der FC Barcelona steht im Halbfinale der Champions-League.