Auf dem Papier klingt es wie eine einfach Aufgabe, doch Vorsicht: Slavia Prag ist enorm heim- und abwehrstark – und in der Liga zudem noch ungeschlagen. Den FC Barcelona erwartet am 3. Spieltag in der Champions League also eine unangenehme Auswärtspartie.
Die Zeit der Krise scheint vorbei. Nach einem holprigen Start in die Saison hat sich der FC Barcelona zuletzt gefangen. Trotz wenig überzeugender Leistungen in der Königsklasse gegen Borussia Dortmund und Inter Mailand steht der FC Barcelona in der Champions League mit vier Punkten nach zwei Spielen gut da, in der Liga ist der spanische Meister erstmals in der noch jungen Saison Tabellenführer.
Als nächstes stehen nun die beiden Partien gegen Slavia Prag auf dem Programm, den vermeintlich leichtesten Gegner der Gruppe. Dass der tschechische Meister jedoch durchaus erst zu nehmen ist, hat er im bisherigen Verlauf des Wettbewerbs bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Bei Barça ist das Selbstvertrauen zurück
Doch Barça besitzt wieder Selbstvertrauen: Das Team von Ernesto Valverde reist nicht nur mit einer Serie von fünf Pflichtspielsiegen in Folge (Torverhältnis 13:2), sondern auch beinahe in Bestbesetzung zur Partie nach Prag – und zudem mit einem überzeugenden Auswärtssieg im Rücken.
Gerade die beiden großen Problempunkte der Katalanen – das Defensivverhalten sowie die Einbindung von Antoine Griezmann in das Offensivspiel – waren beim Spiel in Eibar nicht mehr als solche erkennbar. Clément Lenglet erwischte einen hervorragenden Tag und führte seine Rolle als Abwehrchef perfekt aus, Samuel Umtiti und Jordi Alba zeigten nach überstandenen Verletzungspausen ebenfalls gute Leistungen, und Júnior Firpo stand nach Auskurieren seiner Oberschenkelverletzung zumindest wieder im Kader. Dazu wird Gerard Piqué nach seiner Gelbsperre in der Liga wieder zum Team dazustoßen,.
Ernesto Valverde kann also defensiv endlich einmal aus dem Vollen schöpfen, mit Ausnahme von Sergi Roberto, der mit einer Innenbandverletzung ausfällt und an dessen Stelle Nelson Semedo in die Startelf zurückkehren wird.
‘MSG’ funktioniert in Eibar
Und auch beim Blick auf die Sturmreihe dürften Ernesto Valverdes Sorgenfalten aus den vergangenen Wochen – zumindest vorerst – verschwunden sein. Luis Suárez, Lionel Messi und Antoine Griezmann spielten gegen Eibar nicht nur endlich einmal so zusammen, wie es sich die Culés vor der Saison erhofft hatten, sondern waren auch noch jeweils einmal selbst vor dem Tor erfolgreich.
Vor allem Griezmann schien sich den Frust der vergangenen Wochen von der Seele zu spielen. Der Franzose war an allen drei Treffern direkt beteiligt, arbeitete regelmäßig mit nach hinten und wurde für diese Leistung von Barçawelt als Man of the Match ausgezeichnet.
Dabei tat ihm vor allem die Rückkehr von Jordi Alba gut. Diese gab ihm deutlich mehr Freiheiten, sodass er nicht mehr auf den linken Außenbahn gefangen und so vom Spielgeschehen isoliert war. Und diese Freiheiten wusste der Franzose zu nutzen, indem er immer wieder in die Mitte zog und sich so deutlich besser am Spiel beteiligen konnte als noch in den vergangenen Partien.
Sergio Busquets als Unsicherheitsfaktor
Bei all den positiven Erscheinungen in den letzten Wochen gibt es jedoch auch eine negative Entwicklung in der Mannschaft. So läuft Sergio Busquets seiner Form seit Wochen hinterher. Auch beim Spiel in Eibar machte der 31-Jährige keine gute Figur und fiel durch viele ungenaue Aktionen auf.
Es ist also nicht auszuschließen, dass Ernesto Valverde hier etwas rotiert, um den Unsicherheitsfaktor Busquets erst einmal aus dem Spiel zu nehmen. Denkbar wäre es, dass Frenkie de Jong vorübergehend auf seine angestammte Sechser-Position zurückgezogen wird und dafür Arturo Vidal, der bei seinen Einsätzen zuletzt eine sehr positiven Eindruck hinterließ, den Counterpart zu Arthur weiter vorne geben darf.
Slavia Prag: Unbesiegt und abwehrstark
Nun wird die Partie in Prag zeigen, ob die Blaugrana ihre Auswärtsschwäche tatsächlich überwunden hat. Die Slavia-Fans werden die Eden Arena sicherlich wieder in einen Hexenkessel verwandeln, in dem die Katalanen einen kühlen Kopf bewahren müssen.
Selbst die Dortmunder taten sich bei ihrem Besuch dort lange schwer, siegten am Ende glücklich mit 2:0, und Inter Mailand verdankte seinen Punktgewinn im heimischen San Siro lediglich einem Tor in der Nachspielzeit. Sehr wahrscheinlich müssen auch Messi & Co. eine gehörige Portion Geduld mitbringen, denn Slavias Hintermannschaft wird nicht leicht zu durchdringen sein.
Gerade einmal drei Gegentore musste die Mannschaft von Trainer Jindrich Trpisovsky in der heimischen Liga bis jetzt hinnehmen – nach wohlgemerkt 13 Spieltagen. Barça sollte also gewarnt sein, denn Slavia führt die Tabelle in der tschechischen Liga souverän an und ist noch ungeschlagen (13 Spiele, 11 Siege, 2 Remis), im heimischen Stadion sogar noch ohne Punktverlust (6 Spiele, 6 Siege). Der tschechische Double-Sieger sollte also keinesfalls unterschätzt werden.
Mit den eigenen Fans im Rücken sowie der zusätzlichen Motivation, dem großen FC Barcelona ein Bein zu stellen, sind die Rot-Weißen ein nicht zu unterschätzender Gegner. Doch wenn Ernesto Valverdes Mannen es schaffen, die positiven Entwicklungen der vergangenen Wochen einmal mehr auf den Platz zu bringen, wird es selbst für die defensivstarken Tschechen schwer werden, dem etwas entgegenzusetzen.