Im 21. Pflichtspiel der Saison setzte es für den FC Barcelona die erste Niederlage unter Tata Martino. Die Katalanen verschliefen die erste Halbzeit fast komplett und wurden dafür mit einer verdienten 2-1-Niederlage bestraft.
Tata Martino setzte auf folgende Spieler:
Ajax aggressiv und mutig
Die Gastgeber gingen von Beginn an ein enorm hohes Tempo und setzten Barça schon früh unter Druck. Ajax presste sehr früh und ließ den Katalanen keine Zeit, den Ball geordnet nach vorne zu spielen. Lange Bälle verteidigte man gegen die kleinen Barça-Spieler sehr gut, und auch sonst stand Ajax sehr sicher. Ajax zeigte eine unglaubliche Laufleistung und schaffte es fast immer, Überzahl in Ballnähe zu erzeugen. Sie wirkten, was das Gegenpressing angeht, wie der FC Barcelona unter Pep Guardiola, nur auf einem niedrigeren Niveau, bei allem Respekt.
Interessanterweise war es aber nicht so, dass Barça nicht auch presste. Die Katalanen zeigten hierbei sogar großes Engagement, nur wurde es sehr schlecht ausgeführt. Im Vergleich zu Ajax lief man deutlich schlechter und war zu selten richtig positioniert. In den Zweikämpfen fehlten im Endeffekt auch die letzte Entschlossenheit und der Biss, den Ajax über 90 Minuten zeigte. Die Gastgeber hängten sich in jeden Zweikampf rein und waren ein unfassbar unangenehm zu bespielender Gegner.
Nach der Pause und dem frühen Platzverweis änderte sich das Spiel. Ajax spielte nicht mehr tollkühn wie zuvor, aber immer noch unglaublich leidenschaftlich und gut. Die Amsterdamer zogen sich weiter zurück und bildeten in ihrer Hälfte einen sehr stabilen Block, speziell im Zentrum. Außen ließ man Barça zwar etwas mehr Platz, aber dadurch, dass das Zentrum fast gänzlich unbesetzt war, machten es die Katalanen dem Gastgeber nicht schwer, die Angriffe über außen zu verteidigen.
Ajax agierte weiterhin gut gegen den Ball, arbeitete aber konservativer und störte Barça nicht mehr ganz so früh. Sie ließen insgesamt nur zwei Chancen zu. Nach einem Chippass von Iniesta ist Neymar ganz frei im Sechzehner, scheitert jedoch am holländischen Keeper, der den Lupfer klasse über das Tor lenkte. Gegen Ende wurde Pedro nach einem Doppelpass mit Neymar im Sechzehner zu Fall gebracht. Hier hätte es durchaus Elfmeter für den FC Barcelona geben können. Wie schon bei Neymars Chance war Ajax hier zu weit vom Gegenspieler weg und ging nicht konsequent genug dessen Laufweg mit. Letztlich hat es sich aber nicht gerächt, wodurch am Ende der verdiente Sieg für die Amsterdamer zu Buche steht.
Offensives Überfallkommando
Auch offensiv agierten die Gastgeber unglaublich engagiert und stark. Nach eigenem Ballgewinn starteten direkt mehrere Spieler nach vorne, sowohl über die Außen als auch durch das Zentrum. Gerade über die Flügel wurden sie dann auch immer wieder gefährlich, spielten aber insgesamt zu unpräzise Flanken ins Zentrum. Beim 1-0 kam eine Hereingabe mal sehr genau und schon führten die Gastgeber. Das 2-0 entstand aus einem Fehler von Mascherano, nach welchem Ajax gut nachsetzte, noch besser aber nach Pintos Abwehr.
Im zweiten Durchgang kam von den Holländern offensiv kaum noch etwas, da sie sich voll und ganz auf die Defensive konzentrierten. Dadurch fehlte ihnen irgendwann auch die Kraft, nach vorne zu gehen und wohl auch der nötige Mut. Schließlich würde man große Lücken lassen, wenn man ebenso mutig wie in der ersten Halbzeit nach vorne marschiert wäre. Also spielte Ajax lieber etwas defensiver, was am Ende auch belohnt wurde.
Barça mit zu wenig Intensität in der ersten Halbzeit
Im ersten Durchgang lief das Spiel komplett an Barça vorbei. Die Katalanen kamen zu keinem geordneten Spielaufbau, da das Pressing von Ajax sie überforderte. Die Offensivspieler rieben sich ohne Wirkung auf und die Defensive wackelte. Gerade Mascherano wirkte nicht souverän und verschuldete mit seinem missratenen Befreiungsschlag auch das 0-2. Schon beim 0-1 stand er ganz schlecht und verteidigte quasi den freien Raum, wodurch der Torschütze frei war.
Auch Puyol agierte alles andere als souverän. Er spielte als Not-Rechtsverteidiger, ist aber für diese Position nicht mehr der Richtige. Um dem Team offensiv zu helfen, fehlt ihm mittlerweile einfach die Schnelligkeit, das konnte man gegen Ajax einige Male gut sehen. Defensiv orientierte er sich zu oft ins Zentrum, wohl aus Gewohnheit, schließlich ist er ja ein Innenverteidiger. Zudem wirkte er sehr nervös mit dem Ball am Fuß. Dies lag zum einen an dem starken Pressing von Ajax, welches Puyol kaum Zeit am Ball gab, und zum anderen an der Tatsache, dass er weniger Platz hatte, als dies in der Innenverteidigung der Fall ist. Im Zentrum kann man sich den Ball in beide Richtungen vorlegen, um sich Zeit zu verschaffen, auf Rechtsaußen wird man aber vom Seitenaus beschränkt. Wird man hier früh gestört und der Weg ins Zentrum dichtgemacht, ist es ganz schwer, mit Ball souverän zu agieren, gerade wenn man sich auf dieser Position unwohl fühlt.
Struktur erst nach dem Rückstand erkennbar
Nach dem 0-1 wurde Barça etwas besser, was zu diesem Zeitpunkt aber auch nicht schwer war. Xavi wurde präsenter und die Katalanen schafften es, den Ball durch die eigenen Reihen laufen zu lassen. Dennoch blieben die Katalanen defensiv weiter anfällig und offensiv zu harmlos. Die drei guten Angriffsansätze, die man hatte, wurden alle irgendwie noch vereitelt. Mal schmiss sich ein Gegner in den Schuss von Fàbregas oder Neymar, mal wurde Pedro noch vor dem Abschluss gestoppt.
Nach der Pause und dem Platzverweis für Ajax spielte eigentlich nur noch Barça. Es fehlte aber die Zielstrebigkeit und die Genauigkeit beim letzten Pass. Und wenn man doch mal den Weg bis zum Tor fand, vergab man die Chancen. Martino entschied sich vielleicht auch nicht für die besten Einwechslungen. Gerade die Tatsache, dass er Adama und nicht Dongou brachte, war ziemlich überraschend, schließlich veränderte dieser Wechsel nichts. Man hatte weiterhin Spieler auf den Außen, denen eine Anspielstation im Zentrum fehlte, denn eine solche war Neymar nicht wirklich. Mit Dongou hätte man vielleicht gefährlicher werden können und vor allem auch einen Wandspieler gehabt, der zudem die gegnerische Innenverteidigung beschäftigt hätte.
Der FC Barcelona hatte einen schlechten Tag, das kann vorkommen. Jedoch darf solch eine erste Halbzeit eigentlich nicht passieren. Da stimmte einfach gar nichts bei der Mannschaft. Man muss in so einem Spiel von Beginn an mehr Gas geben und wirklich dagegen halten. Es war klar, dass Barça auch unter Martino irgendwann einmal verlieren wird und dann ist es doch nicht schlecht, dass dies in einem nicht allzu wichtigen Spiel passiert ist. Eine Niederlage in der Liga wäre deutlich schlimmer. Dort wartet nun das im neuen Stadion noch ungeschlagene Athletic Bilbao.