AC Milan – FC Barcelona 28.03.2012

StartChampions LeagueAC Milan - FC Barcelona 28.03.2012
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Mit einem torlosen Remis endete das ersehnte Spiel zwischen dem AC Milan und dem FC Barcelona. Es war das erwartet schwere Spiel für die Katalanen, die sich vor allem in der zweiten Halbzeit sehr schwer taten beim Herausspielen von Möglichkeiten. Trotzdem war ein Auswärtstreffer durchaus drin.

(Foto:Shutterstock)

Von Raphael Lugowski

Keita statt Fabregas

Bereits vor Spielbeginn hatte Guardiola angekündigt, dass es kritische Momente im Spiel mit Sicherheit für seine Mannschaft geben werde. Und er hat nicht Unrecht behalten. Tatsächlich gab es im Spiel den einen Moment, bei dem man sich über einen Gegentreffer nicht beschweren hätte dürfen. Aber das war bei einer derartigen Offensivpräsenz des Gegners von vornherein klar. Guardiolas Vorkehrung gegen diese antizipierten „kritischen Momente“ war die Nichtberücksichtigung von Cesc Fabregas und das Aufbieten eines weiteren defensiven Mittelfeldspielers neben Busquets. Mit Keita sollte die Durchschlagskraft der Mailänder gehemmt und Busquets mehr Freiräume erhalten, um im Spielaufbau gestalterisch tätig werden zu können. Auch darüber hinaus war die vom Trainer gewählte Aufstellung eher restriktiver Natur. Mit Sanchez war nur ein nomineller Stürmer auf dem Feld, der von Iniesta und Messi flankiert worden ist. Diese ließen sich immer wieder sehr weit ins Mittelfeld zurückfallen, um als zusätzliche Anspielstation zu fungieren. Zeitweilig eröffnete sich dem Zuschauer so ein 4-5-1.

Gefährlicher Gegenkonter

Doch diese Betonung des Mittelfelds hat sich bezahlt gemacht. Xavi konnte sich bei eigenem Ballbesitz tief in die eigene Hälfte fallen lassen und den Ball von Verteiler Valdes abholen. Derart aufgestellt hatte der FC Barcelona nur wenig Mühe, sich aus dem Pressing der Gastgeber zu befreien – das Spiel aus der Abwehr heraus funktionierte nahezu tadellos. Auch im Mittelfeld waren genügend Anspielstationen vorhanden, um den Ball zu halten und in Dreierpärchen zu kombinieren. Der AC Milan wurde demzufolge trotz Pressings zu einer defensiveren Haltung genötigt und Stück für Stück nach hinten gedrängt, bis sich schließlich nur noch Ibrahimovic auf der Höhe des Mittelkreises befand und die Katalanen mit Ordnung und System den nächsten Angriff vorbereiten konnten. Die Kehrseite dieser Vorgehensweise ist selbstredend die Schwierigkeit, bei zwei aus neun Spielern bestehenden Ketten die Lücken zu finden und zu Tormöglichkeiten zu gelangen. Das zeigte sich auch gestern wieder. Wesentlich erfolgversprechender waren die schnellen Gegenkonter, nachdem Milan aufgerückt war, die aber nicht konsequent genug gespielt wurden.

Hartes Pressing des FC Barcelona

Gelegenheit zum Kontern hatte Milan nicht sehr viele; das war aber nicht ihre größte Sorge. Das harte Pressing der Blaugrana machte ihnen schwer zu schaffen und veranlasste sie immer wieder zu uninspirierten Befreiungsschlägen aus der Abwehr heraus. Die Italiener hofften, den zweiten Ball im Mittelfeld zu erobern und auf diese Weise weiter vorrücken zu können. Doch eine außerordentliche Aggressivität und Hartnäckigkeit im Zweikampf seitens des FC Barcelona machte ihnen immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Ibrahimovic hatte keinen Raum zum Atmen und konnte Dank der aufmerksamen Leistung der Abwehrspieler nur selten in den Spielaufbau seiner Mannschaft eingebunden werden. Gegen solch ein Pressing sind selbst gestandene Fußballgrößen machtlos. Es überfällt sie eine Ohnmacht, wenn die Katalanen immer und immer wieder unermüdlich Druck ausüben, und sie nicht zwischen verdecktem Pressing(Scheinpressing), das der Regeneration dient und dem ernsthaften Aufbegehren unterscheiden können. Die einzige Chance für den AC Milan lag also in schnell vorgetragenen Kontern, deren Bedingung ein schnelles Umschalten von Verteidigung auf Angriff ist.

Ibrahimovic mit der Chance zur Führung

Bärenstark präsentierte sich gestern die Defensive des FC Barcelona. Mascherano, Pique, Alves und Puyol erledigten ihre Aufgabe hervorragend und verdienten sich Bestnoten. Natürlich kann man bei dieser offensiven Klasse des Gegners nicht in jeder Situation glänzen, zumal die Verteidiger im Verhältnis zu den Angreifern gedanklich stets in Verzug sind. Umso mehr muss aber die Leistung am gestrigen Abend gewürdigt werden. Ihre intelligente Stellung auf dem Feld gepaart mit einem sehr guten Antizipationsvermögen haben dafür gesorgt, dass der AC Milan seine Konter nicht so zahlreich setzen konnte wie erhofft. Sie isolierten die Angreifer vom Rest der Mannschaft mit Bravour und legten einen unbändigen Willen zur größtmöglichen Aufopferung an den Tag. Bereits kurz nach Anpfiff war die Verteidigung gefordert und blockte einen Schuss von Boateng aus einer gefährlichen Position. Der Ball fiel sodann Robinho vor die Füße, der seinen Schuss jedoch zu hoch ansetzte. Einen Schreckmoment gab es in der 20. Spielminute für die Anhänger des FC Barcelona zu überstehen. Nach einer gefälligen Kombination kommt Ibrahimovic plötzlich im Strafraum zum Schuss – doch der an diesem Abend extrem stark Valdes ist zur Stelle und ein großer Rückhalt für die Mannschaft. Eine Weltklasse-Vorstellung der spanischen Nr. 2.

Kein Elfmeter für den FC Barcelona

Das war es auch im Prinzip in der ersten Halbzeit von Milan, viel mehr kam von ihnen nicht. Rückblickend muss man konstatieren, dass der FC Barcelona im ersten Durchgang zu wenig aus seinen Möglichkeiten gemacht hat. Man hätte in dieser Phase bereits eine exzellente Ausgangssituation für das Rückspiel im Camp Nou erwirken können. Die Chancen dazu waren allemal vorhanden. Beim Freistoß in der Frühphase der Begegnung rutschte Messi aus und der Ball wurde zur unfreiwilligen Hereingabe für Keita, der unvermittelt allein vor dem gegnerischen Schlussmann auftauchte und den Ball knapp am Tor vorbeisetzte. Kurz darauf hatte Messi eine gute Chance, doch der Schuss entpuppte sich als zu harmlos. In der 16. Spielminute ist Sanchez nach einer tollen vorangegangenen Kombination frei durch, legt den Ball am Torwart vorbei und wird von demselben gelegt – eigentlich Elfmeter. Doch der Pfiff des ansonsten guten Schiedsrichters blieb aus. Aus seiner Perspektive war die Szene schwer zu beurteilen. Erst die Vorführung der Szene aus der dritten Kameraperspektive brachte für die Zuschauer Aufschluss. Dennoch schade für den FC Barcelona, schließlich geht es hier um nicht weniger als um den Verbleib im prestigeträchtigsten Klubwettbewerb der Welt. Unter Umständen könnte diese Fehlentscheidung noch schmerzlich ins Gewicht fallen.

Hohe Fehlerquote nach dem Seitenwechsel

Sodann war es Xavi, der sowohl in der 26. wie auch der 32. Spielminute sein Glück versuchen durfte. Das waren ausgezeichnete Torchancen zur Führung, schön anzusehen in der Entstehungsgeschichte, jedoch ein Trauerspiel im finalen Segment des Abschlusses. Der in letzter Zeit ziemlich treffsichere Xavi hat seinen Torhunger dem Anschein nach für einige Zeit gestillt. Wenig später lief Sanchez allein auf der Tor zu, nachdem der AC Milan weit aufgerückt war und Ibrahimovic den Ball verloren hatte. Mit einem hohen Ball über ein Halbfeld wurde Sanchez bedient und in diese ausgezeichnete Position für das Erzielen eines Tores versetzt. Leider konnte die Verteidigung von Milan den Chilenen in größter Not am Torschuss hindern. Es folgten noch zwei erfolglose Schussversuche von Xavi und Iniesta, bevor es in die wohlverdiente Halbzeitpause ging. Nach dem Seitenwechsel gab es, was die Tormöglichkeiten betrifft, nur wenig zu berichten. Die Katalanen konnten sich seltener in der gegnerischen Hälfte festsetzen, weil die Fehlerquote stark anstieg und die Präzision im Spielaufbau abhanden kam. Das darf aber nicht verwundern, die Katalanen haben viel investiert und es würde nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn sie nach diesen Entbehrungen ihre Leistung aus der ersten Halbzeit hätten aufrecht erhalten können. Chancen gab es dennoch zu bestaunen. Puyol’s Kopfball nach einer Ecke ging nur haarscharf am rechten Pfosten vorbei. Der Schuss des eingewechselten Tello ging nur ans Außennetz, und kurz vor Schluss konnte der Schlussmann des AC Milan den Schuss von Messi nur abprallen lassen, sodass der Youngstar wiederum zum Abschluss kam. Doch es hatte nicht sollen sein an diesem Abend, es bliebt ein 0-0. Ein passables Ergebnis für das Rückspiel. Visca el Barca!

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