Ex-Barça-Stürmer Neymar wird immer wieder mit einem Wechsel zurück zum FC Barcelona in Verbindung gebracht. Doch macht eine Verpflichtung des Brasilianers überhaupt Sinn? Wir haben uns mal in der Barçawelt-Redaktion umgehört.
Neymar ist angeblich unglücklich bei Paris Saint-Germain und möchte laut mehrerer Medienberichte zum FC Barcelona zurückkehren. Barça-Präsident Josep Maria Bartomeu bestätigte dies bereits. Die Mitarbeiter von Barçawelt äußerten sich zu der Thematik Neymar und gaben ihre Meinung ab, ob ein Wechsel vom Brasilianer zum FC Barcelona angebracht wäre und welche Vor- bzw. Nachteile das mit sich bringen würde.
Marko Neumann: In seiner Zeit beim FC Barcelona habe ich Neymar immer sehr gerne beim Fußballspielen zugeschaut. Was er da teilweise mit dem Ball angestellt hat, war schon großartig. Der Brasilianer ist ein begnadeter Fußballer, wenn er auf dem Platz steht. Diesen Satz möchte ich ganz klar hervorheben, da ich der Meinung bin, dass der 27-Jährige ein sehr großes Defizit hat, denn was Neymar und sein Vater, welcher gleichzeitig sein Berater ist, teilweise abseits des Fußballfeldes “abziehen”, ist schlichtweg traurig. Etliche Gehaltsaufbesserungen, obwohl er noch einen jahrelangen Vertrag besitzt sowie sonstige krumme Deals, die man so aus den Medien mitbekommt. Die Art und Weise seines Abschieds 2017, bevor er zu den Parisern gewechselt ist, hat Spuren hinterlassen. Das nehmen ihm bis zum heutigen Tag noch viele Barça-Fans übel, darunter zähle auch ich.
Hinzu kommt Neymars Verletzungshistorie in der vergangenen Saison und die hohe Ablöse, die der FC Barcelona für den 27-Jährigen auf sich nehmen müsste. Außerdem würde ein Wechsel von Neymar zum FC Barcelona auch das Aus von Ousmane Dembélé bedeuten. Der Franzose benötigt viele Spielminuten nach seiner unglücklichen Saison 2018/19, um wieder zu alter Stärke zurückzukehren und dies bekommt er bei einem Wechsel von Neymar zu Barça schlichtweg nicht. Der Transfer von Antoine Griezmann steht zudem auch kurz vor dem Abschluss, d. h. noch mehr Konkurrenz für Dembele und wohlmöglich auch weniger Spielminuten. Alles in allem glaube ich, dass mit Neymars Rückkehr die ständige Unruhe im Verein zurückkehrt und Dembélés Talent nicht mehr ausreichend gefördert wird. Das magische Sturmtrio MSN, bestehend aus Messi, Suarez und Neymar wieder zu vereinen, halte ich für keine sonderlich gute Idee und bin deshalb gegen eine Verpflichtung des brasilianischen Superstars.
Karl Bukpiev: Ich teile grundsätzlich Markos Bedenken in Bezug auf die Verletzungsanfälligkeit Neymars. Sowohl in der Saison 17/18 als auch 18/19 verpasste er jeweils nahezu die gesamte Rückrunde und damit die wichtigste Saisonphase. Allerdings sind solche Ausfälle auch immer durch verschiedene Faktoren bedingt und man kann diese dem Spieler selbst nur bedingt vorwerfen. Daher sehe ich diese Ausfälle zwar durchaus kritisch, allerdings steht dieser Aspekt meiner Meinung nach Neymars Rückkehr nicht zwingend entgegen.
Das, was bei mir die meisten Zweifel weckt, ist die Frage, wie der Transfer realisiert wird. Als großer Dembélé-Fan bin ich gegen einen Verkauf des Franzosen. Vielmehr sollte man versuchen, Neymars Ablöse durch Abgänge von Spielern wie Malcom, Rakitic und Coutinho zu finanzieren. Wenn dies gelingt, würde ich eine Rückkehr des Brasilianers sehr begrüßen. Immerhin gehört er zu den besten Spielern der Welt und kann das, was außer Messi bei Barça kaum einer kann, nämlich wichtige Spiele entscheiden.
Eine weitere Frage ist, ob der FC Barcelona sich sowohl Griezmann als auch Neymar leisten kann. Wenn dies selbst mit den Verkäufen der genannten Spieler nicht geht, muss man sich für einen der beiden entscheiden – und meine Wahl würde in diesem Fall Griezmann lauten. Denn ein Ersatz für Suárez ist angesichts des Leistungsabfalls des Uruguayers aus meiner Sicht deutlich wichtiger. Abschließend lässt sich sagen, dass ich Neymar sehr gerne wieder in Barcelona sehen würde – dies aber nur, wenn dadurch weder Dembélés Zukunft im Verein noch der Transfer von Griezmann gefährdet werden.
Bastian Quednau: Als ich das erste Mal gehört habe, dass eine Rückkehr von Neymar zum FC Barcelona in diesem Sommer tatsächlich eine realistische Option sei, fiel es mir zunächst schwer, meine Aufregung in Grenzen zu halten. Sofort erinnerte ich mich zurück an die großartigen Auftritte von MSN, die den Offensivfußball in jener Zeit zelebrierten wie niemand anders, was letztlich – an einem frühsommerlichen Juni-Abend in Berlin – nahezu unausweichlich im Gewinn des Triples mündete.
So viel zur Vergangenheit. Das Problem in diesem und ähnlichen Fällen ist, dass viele Menschen – mich selbst eingeschlossen – mit ihren Gedanken zu sehr in der Vergangenheit verweilen. Ja, die Zeit, in der Messi, Suárez und Neymar im Sturm wirbelten war großartig, doch muss man sich unweigerlich die Frage stellen: Können die drei bei einer erneuten Zusammenführung überhaupt an die früheren Leistungen anknüpfen? Luis Suárez befindet sich langsam aber sicher im Herbst seiner Karriere, und Neymar hat den Saisonendspurt von Paris Saint-Germain in den vergangenen zwei Spielzeiten jeweils nur verletzt von der Tribüne aus verfolgen können. Wenn er fit ist wäre der Brasilianer selbstverständlich eine enorme Verstärkung für Barça’s Offensive. Doch für mich gibt es einfach zu viele Punkte, die gegen einen Wechsel sprechen. Der finanzielle Aspekt sowie die moralische Fragwürdigkeit Neymars wurden hier ja bereits angesprochen.
Für mich gibt es allerdings noch einen anderen Punkt, der gegen eine Verpflichtung des ehemaligen Kapitäns der Seleçao spricht: Der FC Barcelona würde damit (noch dazu mit dem wohl kurz bevorstehen Transfer von Antoine Griezmann) komplett in den Win-Now-Modus gehen. Bis zu einem gewissen Grad ist dies für mich verständlich, schließlich möchte man in den letzten Jahren, die Lionel Messi noch auf höchstem Niveau kicken kann, noch so viele Titel wie möglich gewinnen. Andererseits halte ich es auch für fahrlässig, die Zukunft des Vereins dem kurzfristigen sportlichen Erfolg komplett unterzuordnen. Stellvertretend dafür steht Ousmane Dembélé. Der Franzose sollte einmal der Nachfolger Messis als Superstar in der katalanischen Hauptstadt werden. Wenn Neymar nun wirklich kommt, ist ein Verbleib des Weltmeisters eher unwahrscheinlich.
Lucas Gröning: Zunächst einmal folgende, recht offensichtliche Feststellung: Neymar ist ein fantastischer Fußballer, einer der konstantesten Scorer der letzten Jahre und vermutlich der beste Offensivspieler neben den beiden, deren Namen nicht genannt werden müssen. Eine Bereicherung für jede Offensive der Welt, selbst wenn sie bereits mit derart klangvollen Namen besetzt ist wie die des FC Barcelona. Einzig Verletzungen hielten diesen genialen Spieler davon ab, in den letzten Jahren auf europäischem Parkett eine Hauptrolle zu spielen. Ich möchte mich hier dennoch gegen eine Verpflichtung des 27-Jährigen aussprechen. Der Grund hört auf einen bestimmten Namen: Ousmane Dembélé.
Der Franzose ist aus meiner Sicht die Zukunft im Sturm der Katalanen. Ja, er hat noch eine Menge Arbeit vor sich, hat des öfteren Probleme mit der Disziplin und so weiter. Gerade der Beginn der vergangenen Saison, als der Franzose Barça den ein oder anderen Punkt rettete, hat viele schöne Zukunftsbilder in meinem Kopf geweckt. Der 22-Jährige hat gezeigt wozu er fähig ist und dass er, meiner Meinung nach, in der Lage ist, das Niveau eines Neymar in den nächsten Jahren zu erreichen. Ein Star in the making, wenn man so will und ein Spieler, den ich im Bezug auf eine langfristige Kaderplanung für wichtiger erachte, als jeden Neuzugang, den der FC Barcelona aktuell für seine Offensive verpflichten könnte.
Sollte der FC Barcelona neben der sich anbahnenden Verpflichtung von Antoine Griezmann auch noch Neymar zur Offensive des Kaders hinzufügen, wären die Tage von Dembélé bei Barça wohl gezählt. Von einem Transfer des Brasilianers würde ich aus diesem Grund dringend absehen.
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