Der FC Barcelona startete holprig ins dritte Heimspiel in Folge und ließ Celta Vigo viel zu einfach durchbrechen. Xavi stellte um und erhöhte die Offensivkraft, ehe Barça sich das zweite Gegentor fing. Doch statt aufzugeben, bäumten sich die Katalanen kollektiv auf und erkämpften in einer Acht-Minuten-Remuntada drei Punkte. Die Spielerkritik und Noten.
FC Barcelona 3:2 Celta Vigo: Die Spielerkritik der Barça-Akteure
Marc-André ter Stegen
Ter Stegen, erneut Kapitän der Katalanen, musste sich nach nicht einmal 20 Minuten auszeichnen und faustete einen Schlenzer von Aspas über das Tor. Beim Distanzschuss von Vigos Strand Larsen kurz darauf war der Deutsche chancenlos. Kurz vor der Pause vereitelte ter Stegen erneut eine Großchance Vigos. Durchgang zwei lief ruhiger für ter Stegen, so musste er erst in Minute 70 wieder eingreifen. Beim zweiten Gegentor nach einem Bilderbuchkonter hatte Barcelonas Nummer 1 wieder keine Chance. Danach war ter Stegen nicht mehr gefordert, da Barcelona die Wende regelrecht erzwang. Barçawelt-Punkte: 6
João Cancelo
Der offensivfreudige Cancelo schaltete sich sofort im rechten Mittelfeld mit ein, vergaß jedoch seine Abwehrseite. So fehlte er in der Entstehung von Vigos Führungstreffer rechts hinten. Kurz vor der Pause verdribbelte Cancelo sich im eigenen Strafraum und bescherte Vigo eine weitere Torchance. In der zweiten Halbzeit rückte der Neuzugang offiziell ins rechte Mittelfeld. Auch dort besserte sich das Spiel des Portugiesen zunächst nicht. Immer wieder konnte Vigo mit nur wenigen Pässen über die Flügel durchbrechen. Cancelos zweitbester Moment war fünf Minuten vor Schluss; Barcelonas Nummer 2 bediente Lewandowski mustergültig und bereitete den Ausgleichstreffer vor. Eine zu Beginn zerfahrene Leistung korrigierte der Portugiese spätestens mit dem Treffer zur 3:2-Führung nach einem klugen Laufweg direkt ins Sturmzentrum. Unterm Strich zeigt sich erneut, wie wichtig ein derart offensiver und technisch beschlagener Rechtsverteidiger für Xavi ist. Muito bem! Barçawelt-Punkte: 7
Jules Koundé
Koundé kam beim 0:1 zu spät – seine riskante Grätsche ging ins Leere. Der Franzose war um offensive Kreationen aus der Tiefe bemüht, seine Hereingaben fanden gegen tief stehende Gegner zunächst keine Abnehmer. In der Defensive ließ Koundé sich wie seine Nebenmänner viel zu einfach überrumpeln. Dennoch standen die Katalanen sehr hoch und Barcelonas Nummer 23 konnte ebenso viele Pässe im letzten Drittel des Spielfelds abliefern. Mit 150(!) Ballkontakten und einer Erfolgsquote von 96 Prozent war der Franzose der heimliche Antreiber der Katalanen, wenngleich er von Mal zu Mal hinten wach und zur Stelle sein musste. Barçawelt-Punkte: 7
Andreas Christensen (bis 60.)
Christensen passte gut auf und verhinderte schon in der Anfangsphase eine Konterchance. Danach schlief Barcelonas Nummer 15 bei der Abseitsfalle und hatte so seinen Anteil am Gegentreffer. Der Däne holte sich die erste gelbe Karte der Partie. Wichtig war noch ein geblockter Schuss von Iago Aspas. Nach einer Stunde wurde Christensen, der heute wie viele Barça-Akteure immer einen Schritt zu spät war, ausgewechselt. Barçawelt-Punkte: 5
Marcos Alonso (bis 45.)
Alonso, der den gesetzten Balde vertrat, stand in der Anfangsphase des Spiels auf ähnlicher Höhe. Machte die fehlende Schnelligkeit mit gutem Stellungsspiel und Übersicht wett. Ein Distanzschuss Alonsos, der knapp am Tor vorbei ging, war seine Reaktion auf den Gegentreffer. Der größte aller Barça-Spieler bot sich immer wieder als Ziel für Flanken an. Trotz eines soliden Auftritts war für Alonso schon zur Pause Schluss. Mit zwei Schüssen und 42/45 gespielten Pässen war der 33-Jährige zur Halbzeitpause einer der besten Akteure der Katalanen. Barçawelt-Punkte: 6
Oriol Romeu (bis 45.)
Da Barcelonas Defensivreihe eine schläfrige erste Halbzeit hinlegte, musste Romeu mehrfach in höchster Not aushelfen. So blockierte der Neuzugang aus Girona einen Schuss von De la Torre im eigenen Sechzehner resolut. Ein Abstimmungsproblem mit Gündogan sorgte für einen leichtfertigen Ballverlust. Infolge einer taktischen Umstellung blieb Romeu zur Halbzeitpause in der Kabine. 65 Ballkontakte in einer Hälfte der Partie unterstreichen, dass der Abräumer (zu) viel zu tun hatte. Barçawelt-Punkte: 6
Frenkie de Jong (bis 36.)
Frenkie de Jong zeigte nach dem frühen Gegentor die richtige Reaktion und führte Barcelona auf dem Weg zum Ausgleichstreffer an. Nach dem Urgestein Busquets ist der Niederländer der, der die Verantwortung übernimmt. Fortan lief de Jong sehr unrund und wurde noch in der ersten Halbzeit angeschlagen ausgewechselt. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Ilkay Gündogan
Gündogan leitete über einen klugen Spielzug die erste Torchance Barcelonas ein. Der Neuzugang aus Manchester war sichtlich bemüht, dem Offensivspiel der Katalanen die fehlende Durchschlagskraft zu geben. Die Struktur war da. In den weiteren Phasen der Partie und ohne den zuvor starken de Jong lief viel über den erfahrenen amtierenden Triple-Sieger. Vor allem mit Seitenverlagerungen gab Gündogan die Marschrichtung vor. Auch erwies sich Barcelonas neue Nummer 22 als sehr pressingresistent. Diese Ruhe und Erfahrung am Ball half den Katalanen, in der Schlussphase das Spiel zu drehen. Barçawelt-Punkte: 7
João Félix
Der gefühlt formstärkste Barça-Akteur der vergangen Spieltage agierte als offensiver Freigeist in einer wichtigen Rolle gegen die defensive Fünferkette der Galizier. Félix gehörte der erste Schuss der Katalanen, der jedoch noch nicht aufs Tor ging. Barcelonas Nummer 14 erlief und erkämpfte viele Bälle, was dem Publikum gefiel. In Durchgang zwei spielte Félix etwas weiter hinten und trat fortan nicht mehr so oft in Erscheinung. Gegen den Ball war Félix’ Leistung ausbaufähig: lediglich einen von sieben Zweikämpfen konnte der Portugiese für sich entscheiden. Mit einem Chip über die Abwehrkette bewies Félix seine anderen Qualitäten und bereitete so den Anschlusstreffer von Lewandowski vor. Barçawelt-Punkte: 7
Ferran Torres (bis 72.)
Ferran Torres wurde für sein anhaltendes Formhoch mit einem Startplatz belohnt und bespielte durchgehend die rechte Seite. Viele Eindrücke konnte Barcelonas Nummer 7 nicht hinterlassen, doch Halbzeit zwei startete auffälliger für den Außenstürmer, der mehr Einsatz zeigte und sich regelrecht in die Partie kämpfte. Fortan spielte der junge Valenciano auf der linken Seite und wurde dort immer gefährlicher. Die beste Chance der zweiten Halbzeit hatte Torres, der eigentlich alles richtig machte und doch den Ball knapp vorbeischoss. Wenig später setzte Torres erneut einen Schuss ans Außennetz. Gerade in dieser starken Phase nahm Xavi ihn für Raphinha runter. Barçawelt-Punkte: 6
Robert Lewandowski
Gegen ein tiefstehendes Vigo hatte Barcelonas Nummer 9 einige Anlaufprobleme. Trotz des zuletzt guten Zusammenspiels mit João Félix – beide Akteure tauschten regelmäßig ihre Positionen – bekam der ehemalige Weltfußballer sehr wenig Räume. Mehrfach wurde Lewandowski an der Strafraumgrenze rustikal abgeräumt, sobald er an den Ball kam. Sehenswert erzielte der Pole nach einem Chip von Félix den Anschlusstreffer. Wenige Minuten später erzielte Lewandowski das 2:2. Barcelonas Nummer 9 brauchte lange um in die Partie zu kommen, gab sich jedoch nicht geschlagen und spornte seine Mitspieler immer wieder an. Mit Erfolg. Solche Führungsqualitäten sicherten der jungen Mannschaft die drei Punkte. Lewandowski ist unser Man of the Match. Barçawelt-Punkte: 8, Man of the Match
Gavi (ab 36.)
Verletzungsbedingt kam Barcelonas Nummer 6 bereits recht früh in die Partie. Nur zwei Minuten später sah Gavi die gelbe Karte. Kurz nach Wiederanpfiff klärte Gavi wichtig und riskant im eigenen Strafraum gegen Vigos Bamba. In der Rückwärtsbewegung zeigte der Golden Boy sich trotz gelber Karte emsig und half immer wieder beim Vereiteln von Angriffen. Mit Wut im Bauch war Gavi einer der Antreiber. So spielte Barcelonas Nummer 6 in Minute 89 einen Heber auf den gestarteten Cancelo und bereitete die Führung vor. Ohne Qualitätsverlust ersetzte Gavi den bereits formstarken Frenkie de Jong und trug seinen Anteil zum erkämpften Sieg bei. Barçawelt-Punkte: 7
Lamine Yamal (ab 46.)
Durch eine Systemumstellung kam der 16-Jährige für die zweite Hälfte ins Spiel und bespielte die rechte Seite. Es dauerte, bis Yamal ins Spiel der Katalanen eingebunden war. Der Youngster probierte viele Eins-gegen-Eins-Duelle, biss sich jedoch an Vigos Fünferkette wie seine Nebenmänner die Zähne aus. Nach hinten raus wurde Yamal besser und profitierte von der starken Mentalität der Katalanen, fiel jedoch im Vergleich zu seinen offensiven Mitspielern individuell ab. Nur 17 Ballkontakte in einer ganzen Halbzeit unterstreichen dies. Barçawelt-Punkte: 5
Ronald Araújo (ab 46.)
Xavi stellte zur Pause auf 3-4-3 um und brachte den genesenen Araújo. Der Uru komplettierte die Dreierkette um Christensen und Koundé. Ein satter Distanzschuss auf das Tor von Vigos Iván Villar nach knapp einer Stunde war ein Ausrufezeichen von Barcelonas Nummer 4. Zentral vereitelte Araújo als letzter Mann mit starkem Stellungsspiel und Geschwindigkeit eine Überzahlsituation Vigos. Bis zum Schlusspfiff verteidigte Araújo heldenhaft. Womöglich hätte Barcelona mit ihm in der Startelf von Beginn an einen ganz anderen Auftritt hingelegt. Barçawelt-Punkte: 7
Alejandro Balde (ab 60.)
Barcelonas Nummer 3, kürzlich mit einem Vertrag bis 2028 ausgestattet, sollte mehr Zug zum Tor bringen. In einer bereits offensiv ausgerichteten Formation war Balde sich nicht zu schade, in gewohnter Manier hoch anzulaufen und sein Tempo am Flügel auszuspielen. Mit lediglich einem verlorenen Zweikampf sorgte Balde obendrein dafür, dass Vigo über die linke Seite nicht mehr ganz so einfach durchkommen sollte wie in der ersten Halbzeit. Barçawelt-Punkte: 6
Raphinha (ab 72.)
Der Brasilianer war der letzte Joker Xavis, der die Wende bringen sollte. Mit Yamal am linken Flügel brachte Raphinha mehr Dynamik in die Partie. Barcelonas Nummer 11 sah und bediente Cancelo, der das 2:2 vorbereitete. Mit Raphinha hatten die Katalanen noch mal einen Gang höher geschaltet. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Trainer Xavi Hernández
Pausen für Balde und Gavi, Araújo nach Genesung nicht direkt wieder in der Startelf, Ferran im Formhoch mit einem Startplatz belohnt – eigentlich hatte Xavis Startelf gute Vorzeichen. Doch die Katalanen kamen schläfrig in die Partie. Hatte man sich ob derselben Formation wie gegen Antwerpen und zuvor Real Betis (beide Male gewann Barça 5:0) einen weiteren, deutlichen Erfolg erhofft, lag diese Hoffnung schon zum Halbzeitpfiff in weiter Ferne. Barça biss sich an einer engstehenden Fünferkette die Zähne aus und agierte in der eigenen Defensive zu langsam. Zur Pause stellte Xavi auf 3-4-3 um. Diese Umstellung brachte noch mehr Druck gegen Vigo, doch es fehlte weiterhin die letzte Konsequenz. Im Gegenzug wurden die Katalanen ausgekontert. Allerdings ließen Xavis Mannen beim 0:2 nicht die Köpfe hängen, bewiesen Kampfgeist und mentale Stärke. So schläfrig Barça in den ersten 45 Minuten agierte, so konsequent erkämpften sie sich in neun Minuten die 3:2 Führung. Summa summarum kein guter, aber nach hinten raus einmal mehr erfolgreicher Abend für Xavis FC Barcelona, der viel riskiert hat und am Ende mit einer kämpferischen Mannschaftsleistung nicht unverdient gewann. Barçawelt-Punkte: 6
Erklärung zur Punktevergabe
10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte: unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: unbefriedigende Leistung
3 Punkte: schwache Leistung
2 Punkte: ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall
Warum offenbarten wir auf einmal so viele Lücken in der Abwehr? War geschockt, wie einfach Celta da durchkam. Fast nach jedem Ballverlust wurde es gefährlich. An Alonso allein kann es doch nicht gelegen haben? Also in der CL werden wir so definitiv nicht weit kommen.
Araujo spielt nach seiner Verletzung wieder und unsere gesamte Defensive hat eine ganz andere Aura. Es ist einfach unfassbar wie gut Araujo ist. Wenn der doch nur eine ganze Saison ohne Verletzungen durchstehen könnte. Hoffe so sehr dass man seine ständigen Muskelverletzungen in den Griff bekommt.
Und übrigens fand ich Alonso gar nicht so schlecht wie er hier wieder mal gemacht wird. Die Kritik an ihm ist natürlich berechtigt, aber gestern zumindest hat er für mich zu den wenigen guten gehört. Aber wir hätten im Sommer einfach einen besseren Backup holen müssen. Grimaldo war ablösefrei und schaut mal wie er für Leverkusen spielt. Aber spätestens nächsten Sommer werden wir wohl einen sehr interessanten Backup für Balde haben, wenn alles nach Plan läuft und dieser Backup wird Barça kein Cent kosten. Es handelt sich hier nämlich um ein La Masia Juwel. Es ist Alex Valle, den man an Levante verliehen hat. Dort ist er aktuell gesetzt und hat bislang in allen Spielen gespielt und das sehr überzeugend. Und man muss hier auch beachten, dass er in der zweiten Liga spielt und nicht in der dritten wie unsere zweite Reihe. Das wird für seine Entwicklung also sehr wichtig sein. Und es zeigt auch wie viel Barça von ihm hält, wenn sie ihn an eine Mannschaft verleihen, die nochmals in einer höheren Liga spielt.
Wenn ich schon bei La Masia Spielern bin: Auf der anderen Seite, also für die RV Position, gibt es ebenfalls einen sehr interessanten Spieler. Hector Fort. Erst 17 und spielt richtig gut. Den solltet ihr euch also auch merken. Wir haben also mit Balde bereits einen und mit Valle und Fort vielleicht zwei weitere aus La Masia, die für die Aussen eine wichtige Rolle spielen können, Balde tut das ja bereits. Gerade weil gute Aussenspieler aktuell halt sehr schwer zu kriegen oder sehr wenige davon gibt, ist es sehr erfreulich, dass wir unsere eigenen entwickeln.
Um das ganze abzuschliessen, würde ich ein weiteres Talent hervorheben, den man sich auch unbedingt merken muss: Marc Bernal ! Ein 6er ! Allerdings erst 16, aber genau das macht ihn so besonders. Wie er mit so einem Alter schon spielt, ist richtig beeindruckend. Ist zwar noch früh, aber der könnte das Zeug haben, unsere 6er Position auf Jahre zu übernehmen.