Kommentar | Barça-Legende Koeman: Als Trainer gescheitert – und doch Wegbereiter

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Ronald Koeman ist als Trainer gescheitert, die Rückkehr der Vereinslegende hat nicht gefruchtet. Womöglich ist Koeman aber der Wegbereiter für spätere Erfolge im Stile eines Louis van Gaal. Ein Kommentar.

Gescheiterter Koeman als Wegbereiter für spätere Erfolge

Ronald Koeman hat es nicht geschafft. Er ist und wird zwar eine Klublegende bleiben, ein erfolgreiches Trainerkapitel wie es Pep Guardiola und Johan Cruyff beispielsweise geschrieben haben, konnte der Holländer seiner Vita aber nicht hinzufügen. Am Ende war es wahrlich keine Überraschung mehr, dass Ronald Koeman nach dem 0:1 bei Rayo Vallecano seine Segel streichen musste. Joan Laporta zog, so ließt man, noch im Flugzeug die Reißleine und tat das, was der Großteil der Fans und Medien schon lange vorher forderten – nämlich Ronald Koeman entlassen!

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Koeman wird nie fündig

Nun wäre es zu einfach, den aktuellen Misserfolg ausschließlich am 58-Jährigen festzumachen, dennoch konnte sich Koeman nie frei von Kritik machen. Sein Herumdoktern am System mit dem mehr als fragwürdigen 3-5-2-Experiment hat nicht nur seine Spieler verunsichert, sondern auch die 4-3-3-Glaubensfrage omnipräsent erscheinen lassen.

Unnötig, weil nicht notwendig, machte Koeman damit ein Fass auf, das er nie mehr schließen konnte. Befreiung gelang auch dann nicht, als er wohl auf Druck wieder zum Paradesystem des FC Barcelona zurückkehrte. Auch deshalb, weil die Anordnungen keine Konsistenz erkennen ließen: Mal agierte er in der Doppel-Sechs, dann versuchte er Coutinho als Freigeist, Rechtsverteidiger Dest als Flügelstürmer und Memphis spielte mal hier, mal da. Es war diese Nicht-Konsequenz in der Frage der Barça-DNA, die viele Zweifel schürte.

Fans des FC Barcelona sind kritisch, aber keinesfalls überbordend fordernd, wollen aber die bedingungslose Besinnung auf die Grundwerte – diese Überzeugung konnte Koeman zu keinem Zeitpunkt seiner Amtszeit glaubhaft versichern.

Koeman und van Gaal als Wegbereiter

Doch es war nicht nur die spielerische Ausrichtung, die immer wieder zu Trainerdiskussionen führten, sondern auch Koemans Werben um Geduld und damit die Abwertung seiner Mannschaft.

Ja, der FC Barcelona ist im Umbruch. Ja, der FC Barcelona kann sich nicht mehr auf die Ausnahmeklasse von Lionel Messi verlassen. Ja, finanziell ist kein Spielraum vorhanden. Und dennoch muss es der Anspruch des FC Barcelona sein, um jeden Titel zumindest mitzuspielen. Koeman weckte diese Hoffnungen – wohl bewusst, um seine eigene Position zu stärken – nie, sondern erweckte den Eindruck, dass selbst das Überstehen der Gruppenphase und das Erreichen der Champions League-Plätze schon als Erfolg zu werten sei.

Ernsthaft? Nein, Barca verfügt immer noch über Weltklasse-Spieler in jedem Mannschaftsteil, gepaart mit aufstrebenden, hoffnungsvollen Talenten, von denen viele – und damit sind wir schon beim „was bleibt von Koeman“ – das Debüt unter dem Holländer feierten. Schon Louis van Gaal wurde im Nachgang dafür gefeiert, dass er Iniesta, Puyol und Valdes in die Mannschaft holte und damit bewusst unbewusst den Grundstein für spätere Erfolge legte. Immerhin dieses Vermächtnis wird auch von Koeman bleiben.

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6 Kommentare

  1. Sehr schön geschrieben, Ramon und du deckst fast alle Aspekte Koemans als Trainer sehr deutlich auf. Einen Zusatz habe ich aber dennoch, der mir immer wieder negativ auffiel und der im Endeffekt auch dazu führte, dass ich jeglichen Respekt vor Koeman als Trainer und Menschen verloren habe. Und das war seine öffentliche Präsentation Barcas in JEDER PK und in JEDEM Interview sowie seine “Spielanalyse” und seine Schuldzuweisungen. Bei allem Verständnis für seine schwierige Situation, so darf sich ein Coach des FC Barcelona nicht verhalten, zumal jeder von uns weiß, welche Medienwirksamkeit die Äußerungen, Anschuldigungen und Kritiken heute haben. Das hat dem sowieso schon mit Blessuren übersäten Barca noch zusätzlich sehr geschadet.

  2. Hallo Ramon und alle hier Schreib- und Lesende,

    der letzte Absatz deines Artikels ist eine schöne Zusammenfassung und läßt Hoffnung auf die kommenden Jahre aufkommen. Der Weg gefällt mir auf jeden Fall sehr. Auch wird nicht mehr wahllos Geld für vermeintliche, aber überteuerte Stars aus dem Fenster geschmissen.

    Das ständige herbeiwünschen der Barca-DNA finde ich aber mittlerweile ziemlich hängen geblieben.

    Pep selbst hat gesagt, dass ein 4-3-3, ein 4-4-2, ein 3-5-2, ein 5-2….. für ihn alles nur Telefonnummern sind. Es kommt auf die Ausführung und das Positionsspiel an, nicht aber auf Formationen. Auch Spieler auf verschiedenen, nicht ihren ursprünglichen Positionen spielen zu lassen, ist auch bei Pep zu beobachten.

    Ein 3-5-2 wird von Tuchel und vielen anderen “modernen” Trainern aktuell sogar bevorzugt.

    Es ist eigentlich eine konsequente Evolution des 4-3-3s, da die Flügelspieler noch mehr in den Fokus rücken, nur das Barca diese nicht im Kader hat.

    Dani Alves – und mit Abstrichen Jordi Alba – war der letzte seiner Art, der sowohl defensive Attribute mit offensiver Power und Technik vereinte. Alle anderen Einkäufe bei Barca für diese Position (rechts, wie links) sind absolut nicht veranlagt, dieses Anforderungen auch nur ansatzweise zu erfüllen.

    – Off-Topic: Ich sehe den größten Fehler der Vereinsführung in den letzten Jahre in dem gewollten Abgang von Dani Alves und dass für ihn nie ein adäquaten Ersatz gefunden wurde. Messi wurde damit sein Spielpartner auf der rechten Seite genommen. Zusätzlich wäre m.M.n. Neymar nie zu PSG gewechselt, wenn sein brasilianischer Buddy Dani Alves noch im Team gewesen wäre. –

    Im 3-5-2 bietet es sich ebenfalls an, einen der drei IV durch einen 6er zu ersetzten, der von hinten direkt den Spielaufbau einleitet. Hier hat Barca mit Busquets und De Jong gleich zwei Spieler, die dafür ideal sind. Die Außen und der 6er können fluide eine 4er-Kette mit einem 6er davor, eine 5er-Kette oder eine 3er-Kette mit Außenspielern, die bei Ballgewinn umgehend den Gegenangriff einleiten können, bilden.

    Barca wäre viel geholfen, wenn Vereinsführung und alle seine Fans endlich von dem 4-3-3-Mantra abrücken. Barcas-DNA sollte auf gutem Positions- und Kurzpassspiel, progressivem Ballbesitz, konsequentem Pressing und einer sehr guten Nachwuchsförderung (sportlich, aber auch sozial und schulisch) fußen.

    Das alles findet sich derzeit teilweise bei Bayern München, PSG, Chelsea, Man City und Ajax Amsterdam, nicht aber bei Barca.

    Was meint ihr, muss es bei Barca immer(noch) ein dogmatisches 4-3-3 sein?

    • injensta

      ne die formation ist unwichtig. wichtig ist es was auf dem platz gezeigt wird. was bringt mir ein 4-3-3 wenn man schlecht spielt? wenn ich zb von barca dna spreche dann meine ich nicht die formation sondern die spielweise. pep hat wie du sagtest selbst oft mit einer 3er kette spielen lassen aber man hatte da 10000 mal mehr barca dna als unter koemans 4-3-3. xavi selbst ließ bei al sadd öfters mit einer 3er kette spielen. eine 3er kette muss nicht zwingend bedeuten dass ein defensiver ansatz dahinter steckt, es sei denn der trainer heißt koeman. egal in welcher formation barca unter xavi spielen wird ich vertraue ihm.

      das mit dani alves sehe ich auch so. wären er und neymar mindestens bis 2019 geblieben dann hätte barca möglicherweise noch ein zwei weitere cl titel in der vitrine.

    • Ich finde schon wir sollten beim 4-3-3 bleiben. Aber die Frage ist ja die Auslegung. Das ist ja auch das was Pep meinte, mit seiner Telefonnummer aussage, entscheidend ist das Positionsspiel. Bspw 4 Formationen:

      Dest-Pique-Araujo-Alba
      Busi-Frenkie-Pedri
      Memphis-Aguerö-Dembele

      Mingueza-Pique-Garcia-Alba
      Frenkie-Pedri-Gavi
      Cou-Ansu-Dembele

      Roberto-Pique-Araujo-Mingueza
      Frenkie-Pedri-Cou
      Memphis-Ansu-Dembele

      Balde-Pique-Araujo-Alba
      Frenkie-Pedri-Gavi
      Ansu-Cou-Memphis

      Jede dieser Aufstellung ist ein 4-3-3 aber gibt sich Realpositionell komplett unterschiedlich.

      Die erste Formation ist das klassische 4-3-3 also Zwei Außen-, Zwei Innenverteidiger. Ein 6er, zwei 8er. Einen klassichen 9er und zwei Flügelspieler.

      Die zweite Formation ist mit einem offensiven und einem Defensiven Außenverteidiger. Alba kann daher vorne bleiben und Cou kann so nach innen ziehen, so hat man mehr offensivstärke und im Falle eines Konters lässt Mingueza sich fallen und so entsteht defacto eine Dreierkette gegen den Ball. Gleichzeitig kann man auf einen 6er verzichten und Gavi kann vorne auf die Außen ausweichen, so wird das Spiel breiter.

      In der dritten ist die 4er Kette sehr defensiv, dafür spielt man ohne 6er sondern mit zwei 8ern und Cou auf der 10. So hat man eine kreativere Offensive bei tiefstehenden Gegnern.

      Im vierten spielt Cou messiesk eine falsche 9 und lässt sich teif fallen, während sich Memphis und Ansu in die Mitte orientieren und so eine doppelspitze bilden, weswegen Balde und Alba verstärkt die Flügel beackern müssen, um defensiv nicht anfällig zu sein spielt Frenkie auf der 6 und lässt sich im Notfall zwischen die Innenverteidiger fallen.

      Daran sieht man, das 4-3-3 nicht unbedingt fest dogmatisch ist. Es ist unterschiedlich postionierbar. Aber durch die Grundformation verwirrt man die Spieler nicht mir unterschiedlichen Systemen so wies Koeman gemacht hat. Da sich nur einzelne Spieler anders orientieren müssen und nicht das gesamte Team ist das eifacher umsetzbar. Es bräuchte halt nur einen Trainer der es schafft dieses System so variabel zu implementieren und insbesondere sie bei Bedarf durch Spielerwechsel Ingame umzustellen, etwas wozu Koeman nauch nie fähig war.

    • Obwohl Dani Alves immer einer meiner aller aller liebsten Spieler gewesen ist, glaube ich nicht, dass er der Grund für den Niedergang gewesen ist. Neymar und Dani hätten mit ihrer Individuellen Klasse noch ein wenig die Defizite kaschiert und den Prozess nur nach hinten geschoben.

      Schon im 2. Jahr von Luis Enrique war abzusehen wohin der Weg führen wird. Wir sind nach 2014/15 bis auf das Rückspiel gegen PSG fast nie so wirklich als Mannschaft aufgetreten. Unter Luis Enrique fing nach dem Triple die Bequemlichkeit und Planlosigkeit an. Es waren bis heute immer nur 11 Individualisten, die dann gescheitert sind, wenn eine Mannschaft wirklich als Mannschaft spielt. Enrique konnte mit seiner Taktik ein halbes Jahr Europa überrollen, wurde aber geknackt und ihm fiel nichts ein. Das einzige was er dann gemacht hat, ist sich auf seine 3 Musketiere da vorne verlassen.

      Mit Valverde und dem ganzen Rest der danach kam, ging das langfristig ungebremst weiter.

      Xavi bringt von seinem Mindset das mit, was man auf dem Platz vermisst. Ganz oben Positionsspiel und Bewegung ohne Ball. Das existiert bei Barca seit gefühlten Jahrzehnten nicht. Wenn man den Ball hat, dann um zu versuchen ein Tor zu erzielen. Ballbesitz nur um des Ballbesitzwillen wie wir jetzt Jahrelang mitmachen mussten, ist weder ansehnlich noch wirklich zielführend.

      Zur Formation bzw Grundordnung: Diese sollte im Idealfall an die Spielweise und an dem Spielermaterial angepasst werden. Am Teufel komm raus 433 und dann mit Dest als Rechter Außenstürmer spielen ist nicht unbedingt Sinn der Sache.

      Grundsätzlich sehe ich das 433 oder 4231 für die Spielweise, die man sich in Barcelona wünscht am ehesten geeignet. Es ist einfach gut geeignet für eine Schnelle Ballzirkulation und das bilden von Dreiecken oder Diamanten.

      Von der 3er/5er Kette bin ich nicht der größte Fan, da man mit einem Innenverteidiger mehr spielt. Was ich hingegen sehr mag ist, wenn sich im Spielaufbau einer aus dem Mittelfeld in die Innenverteidigung fallen lässt und man temporär eine 3er Kette bilden, damit die Außenverteidiger hoch rücken können. Wie du richtig angemerkt hast, haben wir mit Frenkie und Busi Spieler, die dafür bestens geeignet sind.

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