In einer nervenaufreibenden Partie erringt der FC Barcelona einen späten und äußerst wichtigen 4:2-Erfolg gegen Real Betis. Dabei steht vor allem die Offensive im Fokus: Während Ferran Torres und Lamine Yamal groß aufspielen, bleibt Robert Lewandowski einmal mehr blass. Die Spielerkritik und Noten.
Real Betis 2:4 FC Barcelona: Die Spielerkritik der Barça-Akteure
Iñaki Peña
Während Iñaki Peña vor dem Seitenwechsel nur einen einzigen Schuss halten musste, flogen ihm die Bälle rund um die 60. Minute nur so um die Ohren. Beim 1:2 konnte der ter-Stegen-Ersatz eine Hereingabe unter Bedrängnis seines eigenen Teamkollegen Ronald Araújo nur unzureichend klären, was Isco zum 1:2 nutzte. Beim 2:2 ließ erneut Isco dem katalanischen Schlussmann mit seinem technisch feinen Lupfer keine Chance. Allerdings konnte Peña auch einige teils schwierige Abschlüsse der Béticos sicher entschärfen. Barçawelt-Punkte: 6
Jules Koundé
Auf der rechten Seite der Defenisvreihe ließ Koundé in Halbzeit eins nichts anbrennen. Zusammen mit Yamal konnte der Franzose die Vorstöße der Verdiblancos im ersten Spielabschnitt zuverlässig entschärfen. Die beiden Gegentore nach dem Seitenwechsel entstanden derweil nicht über seine Abwehrseite. Mit nur vier von neun gewonnenen Zweikämpfen offenbarte Koundé zwar auch einige Schwächen, insgesamt war es aber dennoch ein ordentlicher Auftritt des Vizeweltmeisters – denn in den entscheidenden Situationen war er zur Stelle. Barçawelt-Punkte: 7
Ronald Araújo
In Halbzeit eins löste Araújo die wenigen Aufgaben, die Betis ihm gab, allesamt souverän. Einen Makel bekam sein Auftritt durch die mangelhafte Abstimmung mit Torhüter Peña beim Anschlusstreffer, als er seinem Keeper bei dessen Klärungsaktion im Weg stand. In Minute 88 konnte er sich mit einem wichtigen Block am Strafraumrand rehabilitieren. Barçawelt-Punkte: 6
Pau Cubarsí
Nach seinem Debüt in der Copa del Rey, bei dem ihm gleich ein Assist gelang, stand der 16-Jährige gegen Betis erstmals in La Liga auf dem Platz – und das gleich von Beginn an. Am Ball ging Cubarsí verständlicherweise kein Risiko ein und präsentierte sich mit beiden Füßen äußerst sicher im Spielaufbau. Auch der gegnerischen Druckphase Mitte der zweiten Halbzeit hielt der Youngster gut stand und überzeugte mit sicherem Zweikampfverhalten. Ein gelungenes Debüt für Cubarsí! Barçawelt-Punkte: 7
Alejandro Balde
Balde wurde in Ballbesitz einmal mehr zum linken Flügelstürmer und wies daher ein gewohnt hohes Lauf- und Arbeitspensum auf. In der Vorwärtsbewegung ließ er jedoch die aus der vergangenen Saison und auch aus dem Pokalspiel in Salamanca bekannte Effektivität vermissen. Defensiv leistete sich Balde keinerlei große Aussetzer – bei den beiden Gegentoren ließ der 20-Jährige den nötigen Druck auf seine Gegenspieler aber vermissen. Barçawelt-Punkte: 5
Ilkay Gündogan
Gündogan agierte erneut aus einer recht tiefen Position heraus und trug in Halbzeit eins zusammen mit de Jong einen großen Teil zum dominanten Auftritt des FC Barcelona bei. 78 Ballaktionen vor der Pause bestätigen diesen Eindruck, zudem war er an der Entstehung des Führungstreffers beteiligt. Nach dem Seitenwechsel verlor der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft lange Zeit diesen Zugriff auf die Partie – bis er mit seinem Pass auf Ferran Torres vor dem 3:2 einen entscheidenden Beitrag zum dritten Tor der Blaugrana lieferte. Barçawelt-Punkte: 7
Frenkie de Jong
Mit ganzen 83 Ballaktionen zur Pause übertraf de Jong sogar den Wert seines Partners im defensiven Mittelfeld. Ebenso wie Gündogan konnte er das Spiel im zweiten Durchgang nicht mehr so effektiv lenken wie vor der Pause, doch raffte sich der Niederländer gegen Ende der Partie sichtbar auf und trieb seine Mannschaft doch noch zum Sieg. Sein Anteil an den beiden Gengentoren, als er sich zunächst von Luiz Henrique abkochen ließ und dann beim Ausgleich das Abseits aufhob, darf dennoch nicht unerwähnt bleiben. Barçawelt-Punkte: 7
Pedri
Pedri prägte die erste Halbzeit entscheidend mit: In der 14. Minute hatte er mit seinem Lupfer über das Tor die erste Großchance der Partie, einige Minuten später lieferte er dann den Assist zum 1:0. Dabei bewies er tolle Übersicht und legte den Ball zu Ferran Torres quer, statt selbst den Abschluss zu suchen. Pedri hatte nicht dieselbe Präsenz in Barças Spiel wie de Jong und Gündogan, setzte aber wie beschrieben einige entscheidende Akzente. Nach 70 Minuten wurde der zuletzt lange verletzungsgeplagte Mittelfeld-Regisseur durch Fermín ersetzt. Barçawelt-Punkte: 7
Lamine Yamal
Barças zweiter 16-Jähriger in der Startelf kann im Vergleich mit Cubarsí mit 29 Einsätzen für die erste Mannschaft fast als Veteran bezeichnet werden. Und gegen Betis zeigte Yamal mit unbändiger Spielfreude und enormem Selbstbewusstsein einmal mehr, warum er schon jetzt essentieller Bestandteil des Barça-Angriffs ist. Der Shootingstar war vor der Pause der gefährlichste Offensivspieler in den Reihen der Blaugrana und hätte seine Leistung Ende der ersten Halbzeit beinahe mit einem Treffer gekrönt, als er die halbe Betis-Abwehr austanzte und dann den Pfosten traf. Direkt nach Wiederanpfiff bereitete er dann mit einem weiteren starken Dribbling und einer Flanke, die vom Pfosten abprallte, das 2:0 vor. Abschließend lieferte er mit seinem Steilpass auf Ferran Torres sogar noch einen zweiten Assist und trug so zur endgültigen Entscheidung bei. Ein exzellenter Auftritt des Offensiv-Juwels. Barçawelt-Punkte: 9
Robert Lewandowski
Gegen Betis erlebte Robert Lewandowski einen weiteren enttäuschenden Fußballabend. Der Ex-Bayern-Star gab in 63 Minuten keinen einzigen Torschuss ab und brachte nur fünf seiner zwölf Pässe an den Mitspieler. Lediglich beim vermeintlichen 2:0 kurz vor der Pause durfte er kurz jubeln, bevor Schiedsrichter Gil Manzano seinem Tor wegen einer knappen Abseitsstellung die Anerkennung verwehrte. Bei seiner Auswechslung für Vitor Roque war im die Ernüchterung ins Gesicht geschrieben. Barçawelt-Punkte: 2
Ferran Torres
Gegen Betis zeigte Torres dank seines nun endgültig wiedergefundenen Torriechers sein bestes Spiel im Barça-Trikot. Nach 21 Minuten war der Spanier zum ersten Mal erfolgreich, als er Pedris Querpass mühelos zur Führung einschob. Drei Minuten nach der Pause legte Torres mit einem technisch anspruchsvollen Abstauber nach. Als sein Auftritt nach Iscos Doppelpack in Halbzeit zwei vom Betis-Regisseur überschattet zu werden drohte, führte Torres den FC Barcelona dann kurz vor Schluss eigenhändig zum Sieg: erst legte er den Führungstreffer für João Félix auf, dann sorgte er bei einem Konter in der Nachspielzeit per Lupfer für die endgültige Entscheidung. Mit drei Toren und einem Assist erlegt El Tiburón damit Real Betis und krönt sich zum Man of the Match! Barçawelt-Punkte: 10, MOTM
Vitor Roque (ab 63.)
Trat bei seinem zweiten Liga-Einsatz acht Minuten nach seiner Einwechslung zum ersten und einzigen Mal im Strafraum in Erscheinung, als er eine Yamal-Hereingabe direkt aus der Luft nahm und knapp am rechten Pfosten vorbeisetzte. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Fermín López (ab 71.)
Fermín fügte sich nach seiner Einwechslung gut ins Mittelfeld der Blaugrana ein und kämpfte gegen den drohenden Punktverlust an, auch wenn er an den beiden späten Treffern nicht entscheidend beteiligt war. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
João Félix (ab 81.)
Einige Minuten lang trat João Félix kaum in Erscheinung, doch dann ließ er bei seinem Treffer zum 3:2 per sensationellem Außenrist-Abschluss in der 90. Minute seine Klasse doch noch einmal entscheidend aufblitzen. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Trainer Xavi Hernandez
Xavis bedeutendste Entscheidung vor dem Spiel war es, nicht auf eine klassische Viererkette mit Sergi Roberto zu setzen, sondern auf eine Abwehrformation mit dem blutjungen Cubarsí, die in Ballbesitz zur Dreierreihe wurde. Die zusätzlichen Beine der Katalanen in allen Bereichen der gegnerischen Hälfte machten sich vor der Pause auch entscheidend bemerkbar; so spielte der FC Barcelona eine der ansehnlichsten Halbzeiten der Saison. Als das Spiel nach dem Doppelschlag der Verdiblancos im zweiten Durchgang auf der Kippe stand, schien Xavi einmal mehr keine Antwort auf eine erstarkte Betis-Mannschaft zu finden. Mit der Einwechslung des Siegtorschützen Félix etwa zehn Minuten vor Schluss konnte der stark in die Kritik geratene Trainer doch noch den entscheidenden Akzent setzen. Xavi muss zudem zugute gehalten werden, dass er der Mannschaft nach der Clásico-Blamage in der Supercopa wieder die gegen Betis geforderte Portion Selbstvertrauen eingehaucht zu haben scheint. Ein bitter benötigter Lichtblick in einer schwierigen Phase für den Coach der Blaugrana. Barçawelt-Punkte: 8
Erklärung zur Punktevergabe
10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte: unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: unbefriedigende Leistung
3 Punkte: schwache Leistung
2 Punkte: ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall
Xavi hat gestern Mut gezeigt!
Cubarsi in so einem wichtigen Spiel aus dem Nichts reinzuwerfen, Chapeau.
Lewa nach 60 Min. rauszunehmen, unerwartet. Vor 1 Monaten noch undenkbar.
Nicht nach Hierarchie eingewechselt, vielmehr auf die Situation gezielt mit personellen Änderungen reagiert.