Gegen die SD Eibar erreichte der FC Barcelona lediglich ein ernüchterndes 1:1. Ronald Araújos folgenschwerer Patzer brachte die Gäste in Führung, Dembélés Kaltschnäuzigkeit und Firpos Aktivität bescherten den Katalanen aber noch den Ausgleich. Griezmann und Braithwaite tauchten hingegen ab. Die Spielerkritik und Noten.
Marc-André ter Stegen
Der deutsche Schlussmann, der die Katalanen an diesem Abend als Kapitän aufs Feld führte, hatte in der ersten Halbzeit nur wenig zu tun. In der Luft und bei den Eckbällen der SD Eibar war er sicher. Ansonsten bekam er nur harmlose Abschlüsse auf sein Tor – mit einer Ausnahme. Bei einem wuchtigen Freistoß ließ er die Kugel direkt nach vorne klatschen und hatte Glück, dass dort kein Gegner bereitstand. Das sollte ihm so nicht passieren. In der zweiten Halbzeit gab es genauso wenig Betrieb, beim 0:1 war er machtlos. Barçawelt-Punkte: 5
Óscar Mingueza
Óscar Mingueza hatte zu Beginn so seine Probleme mit dem kleinen und wendigen Takashi Inui. Der Japaner verwickelte ihn oft in Eins-gegen-Eins-Duelle, wo Mingueza ihn nur selten wirklich stellen konnte. Zwar leistete er sich keinen groben Patzer, aber man merkte ihm die Unsicherheit oft an. Als Resultat musste er auch öfters in Bedrängnis Bälle ins Seitenaus schlagen – ungewohnt für einen Spieler der Katalanen. Im Laufe der Partie stabilisierte er sich aber und löste die Duelle auf der Außenbahn geschickter. Barçawelt-Punkte: 5
Ronald Araújo
Der Uruguayer durfte den wichtigen mittleren Part der Dreierkette übernehmen und gab sich dort sehr selbstbewusst. Im Gegensatz zu seinen beiden Innenverteidiger-Kollegen wackelte er nicht und gab sich in den Zweikämpfen keine Blöße. Bei Luftduellen war er immens wichtig und köpfte alles weg, was in Richtung des eigenen Tores gesegelt kam. Zudem holte er schon nach fünf Minuten einen Elfmeter heraus, da er schneller als sein Gegenspieler am Ball war, der dann nur mehr seine Wade traf. Seine gute Leistung machte er dann aber in der 57. Minute zunichte, als er unbedrängt den Ball verdaddelte und Kike García ermöglichte, alleine vor ter Stegen aufzutauchen. Ein katastrophaler Fehler, der zum 0:1 führte und seinen Auftritt sowie seine Note so stark beeinträchtigt. Barçawelt-Punkte: 4
Clément Lenglet
Lenglet begann hinten links und hatte dort nur wenig zu tun. Eibar griff zu Beginn vor allem über die eigene linke Seite an, sodass der Franzose kaum gefordert wurde. Einmal leistete er sich jedoch eine Unkonzentriertheit, als ein Pass von ihm im eigenen Strafraum abgefangen wurde, was zu Lenglets und Barças Glück jedoch zu keinerlei weiterer Gefahr führte. Im weiteren Verlauf der Partie zeigte sich der 25-Jährige recht unauffällig, was für einen Innenverteidiger nicht unbedingt schlecht ist. Allerdings war auffällig, dass Lenglet in keinster Weise routinierter wirkte als die beiden Jungspunde neben ihm. Der Franzose muss den Konkurrenzkampf annehmen, wenn er wieder die erste Wahl sein möchte. Barçawelt-Punkte: 5
Júnior Firpo
Firpo durfte anstelle von Jordi Alba die linke Seite beackern und fügte sich gut ins Spiel ein. Dadurch, dass Koeman erneut auf eine Dreierkette setzte, hatte der 24-Jährige weniger defensive Aufgaben, was seinem Offensivdrang zu Gute kam. Er versuchte, viele Tiefenläufe zu unternehmen, die er sich wohl so von Alba abgeschaut hat. Dadurch stellte er oft eine gute Anspielstation dar und konnte Angriffe mitinszenieren – gerade mit Pedri und de Jong kombinierte er hier gut. Firpo lieferte auch den Assist zum Abseitstor von Braithwaite – vorangegangen war hier einer der angesprochenen Tiefenläufe. Manchmal zeigte er aber auch wieder unnötige Fehler wie einen Ballverlust in der eigenen Hälfte in der 55. Minute. Nach einer guten Kombination mit Philippe Coutinho gab Firpo dann mit einer flachen Hereingabe die Vorlage zum Ausgleich. An diesem Abend zeigte Firpo, dass er sich mehr Spielzeit verdienen will. Barçawelt-Punkte: 7
Sergiño Dest
Der US-Amerikaner hatte ebenso wie Firpo auf seiner Seite viele Freiheiten durch die Absicherung der drei Mann hinter ihm. Obwohl er sehr bemüht war, resultierten seine Angriffe nur selten in realer Gefahr, oftmals vertändelte er die Kugel leichtfertig im vorderen Drittel. Mit einer Passquote von 70 Prozent bekleckerte er sich in der ersten Halbzeit nicht mit Ruhm. Dazu verlor er in den 45 Minuten ganze 14 Bälle. Das kam vor allem zustande, da er einige Flanken versuchte, die jedoch weit davon entfernt waren, einen Mitspieler zu finden. Allerdings muss man auch sagen, dass er auf der rechten Angriffsseite sehr allein gelassen wurde, da Griezmann mittig agierte. Dennoch brachte Dest offensichtlich nicht die erwartete Leistung – so wurde er postwendend zur Halbzeit von Dembélé ersetzt. Barçawelt-Punkte: 3
Frenkie de Jong
De Jong ist unter Koeman auf der Sechs gesetzt und zeigte hier zuletzt gute Leistungen, sein Impact hätte gegen Eibar jedoch besser sein können. Defensiv leistete er sich keine Fehler, den Spielaufbau gestaltete er ruhig. An einer kurzen Drangphase Eibars Mitte der ersten Halbzeit konnte er aber auch nichts ändern. Im Spiel nach vorne suchte er vor allem Pedri und Firpo – mit den beiden gelang ihm auch öfters eine gute Ballzirkulation. Die Schnittstellenpässe, die alle gerne von ihm sehen würden, gelangen ihm heute allerdings nicht, er versuchte es aber auch kaum. Da jedoch mit Pedri und Antoine Griezmann zwei Zehner im Spiel waren, war das auch nicht seine Hauptaufgabe. Ein routinierter, aber keineswegs glänzender Auftritt des Niederländers. Barçawelt-Punkte: 6
Miralem Pjanic
Der Bosnier erhielt den Vorzug vor Sergio Busquets, konnte sich aber nicht wirklich ins Rampenlicht spielen. Bei den Zweikämpfen und den Ballaktionen sammelte er durchschnittliche Werte, dafür hätte es ruhig der eine oder andere Ballverlust weniger sein können. Im Spiel nach vorne hielt er sich sichtlich zurück und hatte dort auch keine Aktionen. Generell agierte Pjanic eher unauffällig, abgesehen von einer Volleyabnahme Mitte der zweiten Halbzeit, die jedoch deutlich am Kasten vorbei ging. Da sich Busquets momentan aber auch nicht in bestechender Form befindet, dürfte Pjanic im Moment auf einer Leistungsstufe mit der katalanischen Legende stehen. Barçawelt-Punkte: 5
Pedri
Der junge Zehner dribbelte auch heute wieder nach Lust und Laune. Seine Stärken und Schwächen waren denen der letzten Spiele allerdings sehr ähnlich. Seine Ballführung und seine Körperdrehungen waren ausgesprochen gut, es gelang ihm immer wieder, sich um den Gegner zu drehen und seine Mitspieler einzusetzen. Allerdings verpasste es der 18-Jährige erneut, sich in die Torschützenliste einzutragen. In der 86. Minute konnte er eine Hereingabe nicht aufs Tor bringen. Zwar war der Abschluss nicht einfach, doch mit seinem Talent kann aus solchen Situationen auch einmal ein Tor herausspringen. Pedri fehlt aber derzeit noch die Kaltschnäuzigkeit. Barçawelt-Punkte: 6
Antoine Griezmann
Aus Griezmann und Barcelona wird einfach keine Liebesgeschichte. Gegen Eibar durfte der Franzose in Messis Abwesenheit den offensiven Halbraum bearbeiten, was eigentlich eher seiner natürlichen und besten Position entspricht. Aber auch in dieser Zwischenposition als Zehner beziehungsweise hängende Spitze hinter Martin Braithwaite schaffte er es nicht, das Spiel an sich zu reißen. Griezmann konnte weder die Organisation der Angriffe kontrollieren noch an vorderster Front in Erscheinung treten. Magere zwei Abschlüsse standen nach 66 Minuten zu Buche, keiner davon sehr vielversprechend. Mit sichtbarer Unzufriedenheit musste er dann das Feld verlassen. Barçawelt-Punkte: 3
Martin Braithwaite
Der Däne nahm so gut wie überhaupt nicht an diesem Spiel teil, stand aber trotzdem in den wichtigen Situationen im Mittelpunkt. Zuerst verschoss er den Elfmeter in der 8. Minute und drosch den Ball einen halben Meter neben den linken Pfosten. Dann verwandelte er eine Firpo-Flanke schön ins lange Eck, stand dabei jedoch knapp im Abseits, weshalb der Treffer nicht zählte. All das täuschte über den Umstand hinweg, dass Braithwaite in den ersten 45 Minuten genau drei(!) Pässe spielte. Das ist für einen Mittelstürmer im Dress der Blaugrana einfach ungenügend. Bei seinen weiteren Aktionen hatte er dann auch noch Pech – einmal rutschte er an eine Flanke vorbei, einmal wurde er vom Keeper angefaustet, doch nie fand der Ball bei ihm den Weg ins Tor. Barçawelt-Punkte: 3
Ousmane Dembélé
Der Franzose durfte in der zweiten Hälfte mitwirken. Seine Einwechslung brachte umgehend Schwung in das lahmende Offensivspiel der Blaugrana. Zwar gelangen ihm beileibe nicht alle Aktionen, aber er stürzte sich dafür in viele Dribblings. Nach einer Hereingabe von Firpo, an der alle vorbeirutschten, lief Dembélé am langen Pfosten gut ein und schoss die Kugel kontrolliert, aber scharf ins lange Eck. Ein souveräner Abschluss und der immens wichtige Ausgleich. Besonders mit seinem Tempo wurde er danach gefährlich und drang in den Schlussminuten immer öfter in den gegnerischen Strafraum ein. Auch seine Pässe waren gut, leider konnten die Abnehmer ihre Chancen nicht nutzen. Barçawelt-Punkte: 8, MOTM
Philippe Coutinho
Der Brasilianer kam nach 66 Minuten für Pjanic in die Partie und zeigte sich zumindest engagiert. Er brachte durchaus etwas Schwung und hatte auch die eine oder andere Situation im gegnerischen Strafraum. Leider scheiterte es bei ihm am Abschluss, seine Versuche wurden geblockt. Dennoch war es ein Auftritt, der zeigt, dass Coutinho Lust hat, etwas zu bewegen. Kurz vor Spielende verletzte er sich dann ohne Fremdeinwirkung. Man kann nur hoffen, dass der Brasilianer nicht länger ausfallen wird. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Francisco Trincão
Koemans Lieblingsjoker bekam auch heute wieder fast eine halbe Stunde Spielzeit. Man fühlte sich aber an die unzähligen Auftritte zuvor erinnert, in denen er gute Ansätze hatte, daraus aber kein Kapital schlagen konnte. Symptomatisch dafür war eine Aktion in der 91. Minute, als der Portugiese drei Gegenspieler im Strafraum aussteigen ließ, dann aber nur einen schwachen Schuss neben das Tor zustande brachte. Trincão muss hier einfach effektiver werden. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Sergio Busquets
Kam für die letzten acht Minuten ins Spiel und konnte keine entscheidenen Aktionen mehr setzen. Seine erste Ballaktion resultierte aber in einem Fehlpass – ein Sinnbild dafür, dass bei Busquets im Moment nur wenig nach Plan läuft. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Riqui Puig
Fanliebling Riqui Puig wurde lediglich für die letzten zwei Minuten in die Partie gebracht. Zu zwei Pässen kam er noch, dann war das Spiel auch schon vorbei. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Trainer Ronald Koeman
Nach dem Erfolg der Dreierkette gegen Real Valladolid setzte Koeman dieses Mal erneut auf diese Taktik. Auf den Außen sollten Firpo und Dest für Betrieb sorgen, während de Jong und Pjanic das Zentrum halten sollten. Die Theorie, mit Pedri und Griezmann als Zehner flexibel zu agieren, sah auf dem Papier ebenfalls recht gut aus. Das einzige, aber dafür grundlegende Problem war, dass die Konzepte nicht aufgingen. Firpo sorgte zwar für Betrieb, Dest aber wiederum nicht. Griezmann verschwand wieder einmal und Braithwaite agierte glücklos. Zur Pause reagierte Koeman gut, indem er Dembélé brachte. Warum der niederländische Trainer in der Schlussphase aber zuerst Busquets brachte und Riqui Puig nur mehr alibimäßig zwei Minuten mitwirken ließ, ist etwas unverständlich. Schlussendlich ging Koemans Matchplan einfach nicht auf. Barçawelt-Punkte: 5
Erklärung zur Punktevergabe
10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte: unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: unbefriedigende Leistung
3 Punkte: schwache Leistung
2 Punkte: ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall