Bei Athletic Bilbao hatte der FC Barcelona massive Probleme, rettete am aber immerhin einen Punkt. Ein teilweise chancenloses Barça, die Linkslastigkeit im Offensivspiel sowie die verwirrenden Aussagen Ronald Koemans nach Spielende sind unsere Brennpunkte.
Athletic Bilbao stellt Barça vor enorme Probleme
Man muss es so schonungslos sagen: In den ersten rund 60 Minuten der Partie führte Athletic Bilbao den FC Barcelona regelrecht vor. Zumindest hatte Barça überhaupt kein Mittel gegen die hochmotiviert pressenden und anrennenden Basken, die auftraten, als handle sich bei der Partie eher um ein Pokalfinale als ein Liga-Spiel am 2. Spieltag.
Immer wieder durchbrachen die Basken mit einfachsten Mitteln das Mittelfeld und die Abwehr des FC Barcelona – würde man die Teams nicht kennen, hätte man meinen können, der Topfavorit trage in dieser Partie rot-weiße Trikots.
Diese Dominanz der Heimmannschaft hatte mehrere Gründe, die meisten davon konnte man jedoch auf Seiten der Katalanen suchen. Was war also verantwortlich für das bescheidene Auftreten der Katalanen über den Großteil der Partie? Auf der einen Seite war es eine Anhäufung von schwachen individuellen Leistungen, auf der anderen Seite war aber auch die generell schwache Kollektivleistung auf taktischer Ebene verantwortlich.
Neuzugang Eric Gàrcia beispielsweise erlebte einen rabenschwarzen Tag (Barçawelt-Note 2), leistete sich einige Fehler und Unsicherheiten und musste nach seinem letzten Patzer auch noch die Notbremse ziehen und eine Rote Karte in Kauf nehmen. An vorderster Front boten insbesondere Antoine Griezmann und Martin Braithwaite sehr schwache Leistungen, die beiden Angreifer konnten sich auch im Spiel gegen den Ball nicht besonders gut einbringen.
Des Weiteren konnten Routiniers wie Sergio Busquets und Jordi Alba der Mannschaft keine Stabilität verleihen und es Spielern wie Garcia oder Pedri nicht einfacher machen. Die komplette Mannschaft der Blaugrana hatte mit dem stetigen Anrennen der Basken Probleme – so lange, bis die Hausherren mit der Führung im Rücken müden wurden.
Barças Angriffsspiel extrem linkslastig
Schaut man sich die realtaktischen Aufstellungen beider Teams an, fällt insbesondere beim Offensivspiel der Katalanen sofort auf, dass dieses extrem linkslastig war.
Vergleicht man die beiden Außenverteidiger Jordi Alba und Sergino Dest, wird dies besonders deutlich. Alba hatte mit 108 Ballkontakten die meisten auf dem ganzen Platz, während Dest und der für ihn eingewechselte Emerson zusammen auf lediglich 72 Ballkontakte kommen.
Während die Viererkette jedoch in Bezug auf die Positionierung noch recht symmetrisch agierte, änderte sich dies im Mittelfeld und im Angriff enorm. Sowohl Pedri als auch de Jong waren öfters im halblinken als im halbrechten Mittelfeld anzutreffen.
Im Angriff agierte Memphis zumeist als Stoßstürmer, Braithwaite auf links und Griezmann auf rechts. Die Realität sah dann meistens so aus, dass Memphis sich auch nach links fallen ließ und Griezmann ins Zentrum abdriftete.
Da zudem Dest nicht ähnlich hoch wie Jordi Alba auf der linken Seite agierte, war die rechte Offensivseite oftmals verwaist und den Katalanen fehlte die Balance im Offensivspiel, insbesondere im letzten Drittel.
Die Ansprüche Koemans und des FC Barcelona
Auch wenn der FC Barcelona nicht mehr annähernd so stark wie unter Pep Guardiola ist und man mit Lionel Messi den besten Spieler aller Zeiten verloren hat, hat Barça immer noch einen Kader, der in LaLiga zumindest um den Titel mitspielen können sollte.
Umso überraschender jedoch die Aussagen von Trainer Ronald Koeman nach dem Spielende. Sätze wie „ich bin glücklich mit dem Auftreten der Mannschaft“ oder „es war ein großartiges Fußballspiel“ verwundern ob der Tatsache, dass es ein sehr glückliches Remis für die Katalanen war, doch enorm.
Anstatt den Finger in die Wunde zu legen und hier und da auch Selbstkritik zu üben, redete der niederländische Coach das Ergebnis schön.
Es kann sicherlich auch ein mentaler Trick sein, um sich schützend vor die verunsicherte Mannschaft zu stellen, jedoch kann es auch sein, dass Koeman durch seine Aussagen an Glaubwürdigkeit verliert, insbesondere bei gestandenen Spielern wie Memphis, Busquets oder Piqué.
Koeman ging sogar noch einen Tick weiter und bescheinigte beispielsweise Eric Garcia ein „großartiges Spiel“ – die Umstände (der Tod seines Großvaters) sind sicherlich zu berücksichtigen, allerdings wird Garcia am besten selber wissen, dass er kein gutes Spiel gezeigt hat. Und auch hier macht sich Koeman dem Spieler gegenüber nicht wirklich glaubwürdig.