Der FC Barcelona gewinnt den Champions-League-Kracher gegen Juventus Turin und kann auf ein schnelles, jedoch stets sicheres Passspiel in der Vorwärtsbewegung zurückblicken. Zudem gerieten die teils schwache Ausspielung von Großchancen sowie Juventus’ Ideenlosigkeit in den Fokus. Die Brennpunkte zum Auswärtserfolg in Turin.
Attraktive Passstafetten
Der FC Barcelona sehnte sich nach Wiedergutmachung nach der jüngsten Pleite im Clásico gegen Real Madrid. Die Auswärtsfahrt nach Turin zum amtierenden Meister Juventus sollte dabei durch ansehnlicheren Fußball geprägt werden. Von Beginn an versuchte sich Barça um ein schnelles, aber nicht hektisches Spiel gen Turiner Gehäuse, welches das Mittelfeld der Italiener nahezu mühelos überwinden konnte. Dabei überraschte einige Culés jene Ballsicherheit, die die Katalanen an den Tag legten, so erinnerten einige Passstafetten – in unterschiedlichsten Spielphasen – an eingespielte Spielzüge aus der Guardiola-Ära.
Allen voran Lionel Messi konnte an seine starke Form aus dem ersten Champions-League-Spiel gegen Ferencváros anknüpfen und übernahm die Rolle des Regisseurs in Barças Mittelfeldabteilung. La Pulga spielte Doppelpass um Doppelpass, unterstützte Miralem Pjanic, Frenkie de Jong und später auch Sergio Busquets in Überzahlsituationen gegen die defensiv teilweise überfordert aussehenden Adrien Rabiot und Rodrigo Bentancur und leitete Offensivvorstöße wie zahlreiche Seitenwechsel auf die rechte Außenbahn ein. Als Resultat eines solchen Seitenwechsels sollte das 1:0 durch Ousmane Dembélé hervorgehen.
Defensive Struktur, aber Probleme im letzten Drittel
Die Defensivspieler Barças zeigten sich stets unbeeindruckt von dem hohen Anlaufen und Pressing der Gastgeber. Der Plan Andrea Pirlos war klar zu erkennen: Die durchsetzungsstarke Offensivreihe um Álvaro Morata, Paolo Dybala, Dejan Kulusevski und Federico Chiesa sollte maximalen Druck auf den Defensivbund der Blaugrana ausüben, sobald sich der Ball bei einem der Innenverteidiger oder Torwart Neto befand. Dennoch suchten die Katalanen um Clément Lenglet fast ausschließlich die spielerische Lösung, anstatt das Spielgerät per Befreiungsschlag aus der Gefahrenzone zu befördern.
Grund dafür waren unter anderem geniale Läufe von Pedri und Messi, die in diesen Situationen ein ums andere Mal in das Mittelfeld zogen, um eine Überzahlsituation zu erzeugen und somit als Anspielstation zu dienen. Als in der zweiten Halbzeit de Jong als Innenverteidiger agierte, brachte Juve das hohe Anlaufen nicht mehr so häufig auf den Platz – wohlwissend um die spielerischen Fähigkeiten des Niederländers.
In der Offensive kann von so viel Selbstvertrauen (zumindest unmittelbar vor dem Tor) nicht die Rede sein. Vor allem Ousmane Dembélé wirbelte zwar viel in des Gegners Hälfte und überzeugte (wie auch Pedri und Antoine Griezmann) durch technisch anspruchsvolle Aktionen in Dribblings, tat sich in der Entscheidungsfindung vor dem Tor jedoch enorm schwer. Als Paradebeispiel dient die Szene in der 35. Minute, als Dembélé versucht, Griezmann den Ball aufzulegen, anstatt es selber nochmal zu versuchen oder den wohl etwas besser positionierten Pedri zu bedienen.
Doch auch der Rest des Teams Ronald Koemans spielte zu oft die zu komplizierten Bälle im letzten Drittel, anstatt es selber zu versuchen (so auch Ansu Fati, der in der Nachspielzeit aus aussichtsreicher Position versuchte, Martin Braithwaite zu assistieren, statt selber zum Abschluss zu kommen). Lediglich Miralem Pjanic versuchte sich ab und zu aus der Distanz, sobald er eine Gelegenheit roch.
Juve ohne ertragreichen Offensivplan
Juventus Turin schaffte es kaum, selber Chancen zu kreieren. Dies lag hauptsächlich an der gut organisierten Hintermannschaft der Blaugrana. Als entscheidend stellte sich dabei die ununterbrochene Bearbeitung von Dybala heraus, so störte Pjanic den Argentinier des Öfteren bei Ballkontakten oder stellte die Passwege in die Spitze so zu, sodass der Spielmacher der Alten Dame Chiesa und Kulusevski in aussichtslose Dribblings schicken musste.
Wenn die Bianconeri mal für Hektik in Barças Verteidigung sorgen konnten, ließen sie sich selber davon anstecken, so kam es lediglich zu überhasteten Abschlüssen, die zur Folge hatten, dass La Vecchia Signora schlussendlich keinen einzigen Schuss aufs Tor zu verbuchen hatte. Warum die Außenspieler Juves nicht vermehrt Morata mit Flanken fütterten, bleibt ihr eigenes Geheimnis, schließlich fielen zwei von drei wegen Abseits nicht anerkannte Treffer Moratas nach Hereingaben in den Strafraum.
Dem FC Barcelona wird das egal sein, so konnte man durch diesen Sieg sechs Punkte in den ersten zwei Champions-League-Partien und damit bisher die volle Punktausbeute holen.