Brennpunkte | Sergi Robertos Rolle und eine rechte Seite mit zwei Gesichtern

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Der FC Barcelona konnte auch das zweite La-Liga-Duell der Saison gegen Athletic Bilbao für sich entscheiden. Auffällig war dabei vor allem die rechte Offensiv- und Defensivbahn und die zugeordnete Rolle von Sergi Roberto, der Ronald Koemans Optionen künftig um eine weitere Facette erweitert. Unsere Brennpunkte.

Barças aufmerksames und kompaktes Mittelfeld

Der FC Barcelona dominierte über weite Strecken des Spiels nach Belieben und ließ den Athletic Club gar nicht zur Entfaltung kommen lassen – zumindest in der ersten Halbzeit. 64 Prozent Ballbesitz und 282 gespielte Pässe sprechen eine deutliche Sprache.

Das lag vor allem an der kompakten Mittelfeldstruktur im zentralen Mittelfeld. Die Dreierachse bestehend aus Frenkie de Jong, Miralem Pjanic und Pedri „steuerte“ sozusagen das Spiel. Sie waren Taktgeber und gleichzeitig Abräumer. Frenkie de Jong spielte hier wie auch schon die vergangenen Wochen eine zentrale Rolle, er nahm das Heft, wenn es sein musste, selbst in die Hand (Hier geht’s zu Frenkie de Jongs Spielerkritik).

Mal holte er sich den Ball als abkippender Sechser in der Verteidigung der Katalanen ab, wenig später war er zur Unterstützung wieder auf dem Flügel vorzufinden. Dabei ist seine herausragende Passquote von 93 Prozent und seine ordentliche Zweikampfquote von 62 Prozent hervorzuheben. Pedri fiel ein wenig ab und war der Unauffälligste aus dem Trio, doch das sollte man dem 18-Jährigen auch mal zustehen, der sonst auf Top-Niveau abliefert.

Das kompakte Mittelfeld funktionierte aber auch nur so gut, weil Antoine Griezmann und Ousmane Dembélé eine außerordentliche Abwehr- beziehungsweise Mittelfeldunterstützung boten. Sie ließen sich häufig tief fallen, arbeiteten hinten mit, ersetzten gegebenenfalls auch mal den Außenverteidiger und deckten somit die Flügelpositionen der Basken ab, um so das Zentrum zu entlasten und weiter kompakt zu behalten. Der Ertrag offensiv hielt sich insgesamt jedoch in Grenzen, da nur eine Einzelleistung von Lionel Messi per sehenswertem Freistoß zum verdienten 1:0 in der 20. Minute führte. Doch die Null stand in der ersten Hälfte.

Die rechte Seite: Vorne gut, hinten ausbaufähig

Vor allem in der zweiten Halbzeit war der Gegensatz enorm zu spüren. Die Kombination aus Ousmane Dembélé und Oscar Mingueza war vorne wie hinten spielentscheidend. Für Akzente in der Offensive sorgte natürlich Dembélé. Er ging viel ins Dribbling, führte viele Zweikämpfe, die zwar nicht immer erfolgreich waren, aber er setzte Zeichen und belebte immer wieder das Offensivspiel des FC Barcelona mit seinen disruptiven Dribblings.

Und wie schon angesprochen unterstützte er Mingueza und das Mittelfeld enorm mit seiner Defensivarbeit. Vor allem in der ersten Hälfte war er immer schnell genug hinter dem Ball und sicherte den aufgerückten Mingueza ab, wenn nötig. Genau das war nach dem Seitenwechsel jedoch nicht mehr so der Fall. Athletic Bilbao machte die rechte Seite von Barça für sich als Schwachstelle aus und startete viele Angriffe über ihre linke Seite. Die Basken hatten viel Platz, in der 49. Minute war es dann soweit, als Dembélé im Mittelfeld nicht in den Zweikampf kam und Mingueza den losgeeilten Raul Garcia aus den Augen verlor, Jordi Albas Eigentor nach Flanke war die Folge.

Auch danach ging es weiter für Athletic Bilbao nur über die linke Seite, denn dort hatten sie den meisten Raum, Iñaki Williams verpasste mehrmals nur knapp am langen Pfosten. In der 74. Minute folgte dann aber einer der Lichtblicke des Gespanns. Dembélé schickte Mingueza mit einem gefühlvollen Pass in den Sechzehner, der junge Katalane flankte in die Mitte zu Griezmann, für den das Unterbringen des Balls im Netz nur noch Formsache war – das entscheidende 2:1 zum Sieg. Hier zeigte Mingueza endlich auch mal in der Offensive seine Qualitäten – gerade dies ließ der gelernte Innenverteidiger als Vertreter Sergiño Dests zuletzt vermissen.

 

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Die Rolle von Sergi Roberto

Sergi Roberto feierte nach seiner langen Muskelverletzung sein Comeback und spielte das erste Mal seit Ende November wieder für die Blaugrana. Doch eher ungewohnt für diese Saison wurde er, als das Spiel auf der Kippe stand, beim Stande von 1:1 für Miralem Pjanic eingewechselt (67.) und fortan im zentralen Mittelfeld eingesetzt.

Sergi Roberto machte dabei einen guten Eindruck und brachte sich gut ein. Er ließ defensiv wenig anbrennen, gewann all seine Zweikämpfe und 89 Prozent seiner Pässe kamen an. Es wird interessant zu beobachten sein, welche Rolle er im System Koemans übernehmen wird. Denn auf seiner Hauptposition als Rechtsverteidiger hat er mit Sergiño Dest und Oscar Mingueza große Konkurrenz, beide machten zuletzt ihren Job gut.

So hat Koeman nun mehrere Optionen, sowohl rechts hinten als auch in der Mittelfeldzentrale. Pjanic, Busquets, Puig und Pedri geben der Blaugrana Ball-, Passsicherheit und Kreativität, während Sergi Roberto ein neues dynamisches Element ist und der gewünschte Box-to-Box-Spieler sein kann, den sich Koeman seit Sommer wünscht (und zu dem Frenkie de Jong immer mehr wird). Das Vertrauen, das Roberto am Sonntagabend im Mittelfeld bekam, ist vielleicht ein Zeichen für die Zukunft.

Luis Manzi
Luis Manzi
Freier Sportjournalist
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