Der FC Barcelona machte bei der 0:2-Auswärtsniederlage gegen den FC Sevilla in der Copa del Rey einen erschöpften Eindruck. Individuelle Fehler in der Defensive standen bei der schwachen Vorstellung wieder im Vordergrund, besonders Samuel Umtiti und Junior Firpo enttäuschten erneut. Die Brennpunkte zum Spiel.
Junior Firpos Probleme als Rechtsverteidiger
Durch die Verletzungsmisere der vergangenen Tage und Wochen war Ronald Koeman erneut dazu gezwungen, in der Viererkette umzustellen. Vor allem die rechte Hälfte der Abwehr wurde in Sevilla daher zu einem Experiment: Oscar Mingueza, zuletzt immer als Rechtsverteidiger eingesetzt, übernahm den Posten des rechten Innenverteidigers, während Linksfuß Junior Firpo als Aushilfe auf der Außenverteidigerposition einsprang.
Über den Status als Not-Aushilfe kommt Junior Firpo auch nach diesem Spiel in naher Zukunft wohl nicht hinaus. Seine Spielweise war ertraglos, fast schon wild – quasi unnütz für das Spiel des FC Barcelona. Die Laufwege in der Offensive führten oftmals ins Nichts. Das sonst übliche Hinterlaufen des Flügelstürmers praktizierte Firpo äußerst unzureichend, die Abstimmung mit Ousmane Dembélé stimmte wenig überraschend nicht – schließlich agierten beide in dieser Konstellation noch nie zuvor.
Die Läufe hinter die Außenstürmer sollten eine personelle Überzahl auf den Flügeln schaffen und die Verteidiger des Gegners zu einer Entscheidung zwingen: Geht er jetzt mit dem Ballführenden mit, oder macht er den Passweg zum Hinterlaufenden zu? Da dies aber so gut wie nie passierte, weil Firpo in dieser Rolle deutliche Schwierigkeiten hatte, konnte sich Sevillas Rechtsverteidiger Sergio Escudero voll und ganz auf Dembélé fokussieren, wodurch der Franzose keine Zeit und keinen Raum, aber stets einen Gegenspieler vor sich hatte.
Das Spiel verlagerte sich dadurch in die Mitte, wo der FC Barcelona sicherlich die Mittel in Form von Lionel Messi oder Frenkie de Jong hat, um Lösungen zu finden. Doch gegen diesen kompakten FC Sevilla war es am Mittwochabend fast unmöglich, durch die Mitte zum Torerfolg zu kommen – die Idee mit Firpo als Außenverteidiger war gescheitert. Im Nachhinein ist man immer schlauer – Mingueza als Rechtsverteidiger aufzustellen und Clement Lenglet in die Innenverteidigung zu stellen wäre wohl die bessere Wahl gewesen, schließlich sind Mingueza und Dembélé mittlerweile eingespielt.
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Umtiti wackelt erneut
Auch Samuel Umtitis Berufung in die Startelf ist erneut nach hinten losgegangen. Natürlich, er kommt aus einer monatelangen Verletzungspause zurück und ihm fehlt die Spielpraxis, aber er spielt immer noch bei einem der größten Vereine der Welt, dort darf ihm so etwas wie gegen Granada im Pokal nicht noch mal passieren – doch es passierte nochmal.
Nach seinen zwei Patzern im Pokal-Viertelfinale beorderte Koeman den Franzosen im nächsten Liga-Spiel gegen Betis auf die Bank. Nun stand er wieder in der Startformation der Katalanen, verschuldete dabei aber erneut zwei Gegentreffer. Beim 1:0 durch Jules Koundé ging er zu schnell aus der Kette heraus und wirkte zudem sehr hüftsteif im Zweikampf.
Beim zweiten Treffer der Andalusier stand erneut Umtiti im Mittelpunkt. Die Abwehrreihe des FC Barcelona war ohnehin schon weit aufgerückt, dementsprechend reichte ein langer Ball in die Tiefe, um sie unter Druck zu setzen. Umtiti entschied sich unnötigerweise dazu, auf Abseits zu spielen, anstatt das Laufduell mit dem nicht gerade für seine Schnelligkeit bekannten Ivan Rakitic aufzunehmen – zu allem Überfluss rutschte er dabei auch noch weg, sodass Rakitic freie Bahn hatte.
Zweimal zahlte Umtiti durch schwaches Abwehrverhalten das Vertrauen von Ronald Koeman nicht zurück. In der Hierarchie der Innenverteidiger hatte er sich zuletzt etwas vor Clement Lenglet geschoben, dem Koeman eindeutig nicht vollends vertraut. Mit Leistungen wie diesen ist Umtiti aber ein stetiger Unsicherheitsfaktor in der ohnehin schon fragilen Hintermannschaft der Blaugrana.
Ideenloses Mittelfeld, fehlende taktische Flexibilität
Ein großes Manko im Spiel gegen den FC Sevilla war die monotone Spielweise. Pass auf den Außenverteidiger, dann zum Flügel, wieder ins Zentrum, rüber auf die andere Seite, Frenkie de Jong in die Tiefe und dann ab und zu ein hoher Chip-Ball in die Mitte.
Barcelonas Spiel verlagerte sich ins Zentrum, was grundsätzlich bei dem Spielermaterial, was der FC Barcelona besitzt, keine schlechte Idee ist, aber gegen die Gastgeber aus Andalusien total wirkungslos war. Zeitweise standen sich de Jong, Messi, Pedri und Griezmann im Sechzehner auf den Füßen und die Spieler dahinter schoben sich wie beim Handball den Ball hin und her – mit einem kleinen Unterschied, das Positionsspiel und Passspiel der Rot-Blau-Gekleideten war nicht im Ansatz so dynamisch wie beim Spitzenhandball.
Die Frage, die offen bliebt: Wieso wurde nicht früher gewechselt, um neuen Schwung zu bringen oder zu überraschen. Pedri wirkte erschöpft, deshalb auch ideenlos, der 18-Jährige hatte gegen die zweikampf- und laufstarken Hausherren enorme Probleme. Er war in fast allen seiner Zweikämpfe unterlegen und nach vorne verlor allein er zwölf Mal den Ball.
Bei de Jong hatte man das Gefühl, dass er überfordert war mit der Aufgabe, überall auf dem Platz stehen zu müssen; und das Busquets nicht der schnellste und beste Spieler zur Konterabsicherung ist, ist schon lange kein Geheimnis. Das Spiel war leicht zu durchschauen und wie gemacht für eine Top-Mannschaft wie den FC Sevilla.