Der FC Barcelona überzeugt im ersten La-Liga-Spiel der Saison und schießt den FC Villarreal aus dem Camp Nou. Besonders auffällig waren dabei die vertikalen spielerischen Lösungen in Barças Spiel, die vielen Freiheiten und damit verbundenen abwechslungsreichen Aktionen der Blaugrana.
Barça spielt zielgerichtet und vertikal
Der Matchplan Ronald Koemans war früh zu erkennen: Vertikalität soll in das Aufbauspiel der Katalanen integriert werden. Während letzte Saison Barça sich phasenweise zu einem schleppenden Spiel bei weniger bequemen Spielständen hinreißen ließ, suchte die Blaugrana gegen Villarreal sofort lange Pässe in die Tiefe und war darum bemüht, sich spielerisch aus den wenigen Drucksituationen am eigenen Strafraum zu befreien.
Paradebeispiele dafür liefern jeweils die Entstehung der ersten beiden Tore. Vor dem 1:0 schickte Clément Lenglet Jordi Alba per langem Ball zur Grundlinie, von wo aus der Außenverteidiger Ansu Fatis ersten Treffer vorlegen konnte. Vor dem 2:0 spielte der französische Innenverteidiger in der Nähe der eigenen Grundlinie einen Druckpass zu Philippe Coutinho, mit dem er sechs Spieler in Gelb vom Spielgeschehen abmeldete. Doch auch die Tore zum 3:0 und 4:0 hatten ihren Ursprung in solchen Situationen.
Vorm Elfmeter, der zum dritten Tor führte, kam es zum direkten Gegenstoß nach einem abgefangenen Konter Villarreals. Dabei waren insgesamt acht Barça-Akteure innerhalb von 34 Sekunden am Ball – vom Ballgewinn bis hin zum Elfmeterpfiff. Auch vor dem letzten Tor des Abends eröffnete Antoine Griezmann einen schnellen Gegenstoß mit dem kontrollierten Druckpass auf Coutinho. Das vertikale Spiel nach vorne der Blaugrana war an diesem Abend auffällig.
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Spielerische Möglichkeiten ohne Ende
Schon vor dem Spiel deutete Koeman darauf hin, dass verschiedene Spieler Freiheiten in ihrem Spiel haben würden. Bei den vielen abwechslungsreichen Aktionen im ersten Durchgang stellten sich dann wohl einige Culés die Frage, für welchen Spieler dies denn nicht gelte. Schließlich nutzten die Männer Koemans das Positionsspiel der Mitspieler für das eröffnen neuer Räume. So ließ sich Frenkie de Jong häufig zwischen oder neben die beiden Innenverteidiger fallen, was dem laufstarken Alba offensive Läufe erlaubte.
In einem solchen Szenario hat sich auch vermehrt Philippe Coutinho ins zentrale Mittelfeld neben Sergio Busquets geschoben, sodass die Nummer 5 Barcelonas nicht einer extremen Unterzahlsituation im Zentrum ausgeliefert war. Messi, der gerade in der Anfangsphase die falsche Neun gab, aber wie gewohnt überall zu finden war, zog angesichts seiner neuen Rolle (zumindest in dieser Partie) vermehrt ins Zentrum. Dafür konnte man Griezmann häufiger in halbrechter Position spielen sehen. Am meisten profitierte von diesem fluiden Positionsspiel aber Ansu Fati.
Der 17-Jährige diente stets als Anspielstation auf der linken Seite (über welche ein Großteil der Angriffe lief), machte dort Bälle fest, verwickelte die Gegner in für sie aussichtslose Eins-gegen-eins-Duelle und zeigte immer seinen Zug Richtung gegnerisches Gehäuse. Das Resultat stellten zwei Tore binnen kürzester Zeit sowie ein herausgeholter Elfmeter dar.
Villarreal schläfrig und passiv
Die klare 4:0 Halbzeitführung hat der FC Barcelona unter anderem dem Auftreten des Gegners zu verdanken. Das Team von Unai Emery schaffte es nicht, ein konsequentes Pressing an den Tag zu legen und bedachte sich darauf, dem FC Barcelona beim Spielen zuzuschauen. So verteidigten sie ausschließlich den Raum, was zu Beginn zumindest vielversprechend aussah; schließlich wurden in der Anfangsphase einige Schüsse und Hereingaben der Katalanen von außerhalb des Strafraums abgefangen und geblockt.
Doch Barça fand schnell die Schwachstelle dieses Systems: das Mittelfeld des gelben U-Bootes. Schon beim 1:0 interessierte lediglich die Hälfte der Gäste, die Hebel frühzeitig aufs Verteidigen zu setzen, und so kam Ansu Fati ungehindert zum Abschluss und dem ersten Saisontor der Blaugrana. Vor dem zweiten Tor des Abends kam es zu überhaupt keiner Mittelfeldpräsenz der Männer in Gelb, wodurch Coutinho mit reichlich Abstand zum jeweils nächsten Gegenspieler ungestört den Ball über den halben Platz führen konnte, um dann mustergültig Ansu Fatis Tor zum Doppelpack vorzulegen.
Und auch bei der Entstehung zum Elfmeter, der zum 3:0 führte, kam El Submarino Amarillo nicht in die Zweikämpfe. Sinnbildlich dafür ist, dass Kapitän Mario Gaspar eher in Ansu Fati hereingestolpert ist. Besonders erschreckend ist jedoch das Defensivverhalten beim letzten Treffer kurz vor der Pause. Lionel Messi hat alle Zeit der Welt, um aus dem Halbfeld zur Flanke zu kommen, und auch nicht ein einziger Spieler Emerys kam auf die Idee, den Argentinier dabei zu stören. Letzten Endes wird die Hereingabe von Pau Torres ins eigene Tor befördert, was La Pulga ein breites Lächeln ins Gesicht zauberte. Die Wechsel von Vicente Iborra und Manu Trigueros zur Halbzeit brachten zwar Stabilität ins Mittelfeld der passiven Gastmannschaft, eine aus ihrer Sicht höhere Niederlage kam jedoch hauptsächlich durch Barças Spielweise nicht zustande; der FC Barcelona war in Durchgang zwei vor allem aufs Verwalten bedacht.