Mit der richtigen Einstellung und Intensität ging der FC Barcelona das Spiel gegen Real Sociedad an – und zeigte damit auch eine Reaktion zu den vergangenen Spielen. Taktisch gesehen bot Koeman ein flexibles Mittelfeld auf und die eingesetzten Youngster zeigten Licht und Schatten. Unsere Brennpunkte.
Führungsspieler zeigen Reaktion
Bekanntlich soll man den Tag nicht vor dem Abend loben, aber es scheint zumindest so, dass große Teile der Mannschaft den Ernst der Lage erkannt haben. Die Katalanen befinden sich eben in einem schlechten Moment und da zählen nur Ergebnisse. Schönheitspreise gewinnt Barça jedenfalls derzeit nicht.
Dies scheint die Mannschaft und auch Trainer Koeman mittlerweile zu realisieren. Die letzten beiden knappen Ligasiege waren daher im Endeffekt zwar verdient, allerdings über das gesamte Spiel betrachtet war keine der beiden Leistungen berauschend. Umso schöner, dass trotzdem sechs Punkte herausgesprungen sind – die durch Einsatz und Leidenschaft errungen wurden.
Es sind genau diese Ergebnisse, diese knappen und teilweise auch dreckigen Siege, die ein angeschlagener Boxer braucht, um wieder glänzen zu können. Umso wichtiger ist es in einem solchen Moment, dass man Häuptlinge hat die voran gehen, dass man die richtige Einstellung zeigt und auch dazu bereit ist zu leiden.
Und das war der FC Barcelona gegen Real Sociedad definitiv – insbesondere in der zweiten Halbzeit, als man quasi kaum mehr für Entlastung sorgen konnte. Und in diesem Spiel zeigte sich auch deutlich, wer die Mannschaft anführen kann: Lionel Messi, Frenkie de Jong, Jordi Alba und Marc-André ter Stegen.
Messi zeigte eine tolle Körpersprache und war sogar in der Arbeit gegen den Ball sehr engagiert, was man vom Offensivkünstler nicht gerade gewohnt ist. In der 86. Minute setze der kleine Argentinier in der gegnerischen Hälfte sogar zur Grätsche an. Immer wieder gab Messi auch Kommandos und riss das Spiel an sich.
Auch die anderen Führungsspieler zeigten Körpersprache und Leistung: Alba beispielsweise legte eine seit langem nicht mehr gesehene Zielstrebigkeit an den Tag und war dadurch an zwei Treffern beteiligt. Frenkie de Jong war in der Zentrale erneut omnipräsent und auf dem ganzen Feld zu finden. Genau diese Spieler braucht Barça jetzt – Spieler die voran gehen, Leistung bringen und sich nicht zu schade sind, das Trikot dreckig zu machen.
Fluides Mittelfeld
Insbesondere die erste Halbzeit war auch taktisch gesehen ein absoluter Leckerbissen seitens der Blaugrana: Offiziell, und das bestätigte Übungsleiter Ronald Koeman nach dem Spiel auch (“…manchmal braucht es zwei Achter, diesmal mit Frenkie und Pedri..”), agierte der FC Barcelona erneut in einer Art 4-3-3-System.
In der Praxis wurde das System jedoch sehr flexibel ausgelegt, insbesondere in der Zentrale. Während Griezmann und Braithwaite für katalanische Flügelstürmer-Verhältnisse sehr breit agierten, fand in der Mitte ein reges Wechselspiel statt.
Insbesondere Pedri und Messi wechselten ihre Position teilweise sogar mehrfach in einem Spielzug. Während einer der beiden meist das Sturmzentrum besetzte, kurbelte der andere vom zentralen Mittelfeld aus die Offensive an. So war Messi auch recht häufig im zentralen Mittelfeld zu finden. Auch das Zusammenspiel zwischen dem Spanier und dem Argentinier funktionierte sehr gut.
Zu den beiden gesellte sich mit Frenkie de Jong ein weiterer Spieler, der quasi auf dem ganzen Platz zu finden war und auch von den Rochaden Pedris und Messis profitierte. Insbesondere bei seinem Treffer nutze de Jong den Raum, den Messi und Pedri geschaffen haben, für einen Lauf in die Tiefe aus und netzte ein – etwas, was sich Ronald Koeman explizit häufiger wünscht.
Youngster mit Licht und Schatten
Wie bereits in vorherigem Brennpunkt angedeutet, machte Pedri ein starkes Spiel. Der junge Neuzugang tut Barça mit seiner risikofreudigen Spielanlage und seiner Ballsicherheit im Mittelfeld extrem gut und sorgt so immer wieder für gefährliche Aktionen. Auch wenn er am Gegentor nicht ganz unschuldig war – Pedri zeigte eine tolle Leistung gegen Real Sociedad (Barçawelt-Note 8). Auch extrem wichtig war seine Rettungsaktion in Minute 73.
Ebenfalls gute Leistungen zeigten Ronald Araujo und Oscar Mingueza, die erstmals bei den Profis zusammen das Innenverteidiger-Pärchen bildeten. Insbesondere Ersterer zeigte sich dabei extrem resolut, kompromisslos und war auch direkt bereit, Verantwortung auf dem Platz zu übernehmen. Es bleibt zu hoffen, dass die beiden weitere Chancen bekommen.
Mit Sergiño Dest stand ein weiterer extrem junger Spieler in der Startelf, jedoch merkt man dem US-Nationalspieler meistens gar nicht mehr an, wie jung er eigentlich ist. Defensiv meist routiniert, sorgt er in der Offensive mit seiner Schnelligkeit, seinem Mut und seinen Hereingaben immer wieder für Gefahr.
Wo Licht ist, das ist auch Schatten: Während die jungen Spieler in der Startelf alle überzeugen konnten, enttäuschten die eingewechselten Youngster. Carles Aleña kam recht früh für Sergio Busquets und sollte mit seinem spielerischen Talent für mehr Ballbesitzzeiten sorgen. Dies gelang dem jungen Spanier ganz und gar nicht. Aleña fand gar keine Bindung zum Spiel und konnte dem Team so nicht wirklich helfen.
Noch schwächer als der zentrale Mittelfeldspieler war Francisco Trincão nach seiner Einwechslung: Viele Ballverluste, zu wenig Engagement gepaart mit Unachtsamkeit in der Defensive. Wenn sich der Portugiese mittelfristig in die Mannschaft spielen möchte, muss er dringend an seiner Einstellung arbeiten.