Die Spielzeit 2021/22 ist für den FC Barcelona Geschichte. Welchem Spieler Barças gelang das beste Tor, wer war der beste Spieler, wer überraschte und wer gilt als Enttäuschung der Saison? Die Barçawelt-Redaktion vergibt die Awards.
Saisonrückblick beim FC Barcelona: Die Barçawelt-Awards 2021/22
Die Saison 2021/22 des FC Barcelona ist beendet. Die Barçawelt-Redakteure blicken auf die Spielzeit der Blaugrana zurück und vergeben jeweils ihre persönlichen Barçawelt-Awards in verschiedenen Kategorien: Wer war der beste Spieler, welchem Akteur gelang das beste Tor, wer überraschte und wer gilt als Enttäuschung der Saison?
Spieler der Saison
Patryk Kubocz: Meine Wahl fällt auf Ronald Araujo. Der Innenverteidiger war der Stabilisator in der Hintermannschaft der Blaugrana. Durch seine Flexibilität und sein enormes Tempo half er ebenfalls oft auf der rechten Außenverteidigung aus. Auch offensiv überzeugte der 23-Jährige – mit seinen vier Toren teilt er sich den zweiten Platz unter den torgefährlichsten Innenverteidigern in La Liga.
Clemens Wustmann: Ich wähle, doch recht eindeutig, Ronald Araujo. In dieser Saison hat er sich endgültig als Stammspieler etabliert und immer wieder unter Beweis gestellt, dass er für den Verein brennt. Kopfschütteln, Abwinken oder hängende Schultern sucht man bei ihm vergeblich. Mit ihm hat Barça hinten wieder einen Fels in der Brandung und vorne mehr Torgefahr bei Eckbällen. Neben seiner resoluten Zweikampfführung ist Araujo obendrein schnell und kann auch rechts spielen. Für mich ein unverzichtbarer Baustein, an dem wir noch viele Jahre unsere Freude habe werden.
Bastian Quednau: Keine leichte Wahl, da es in dieser Saison nicht den einen alles überragenden Spieler im Trikot des FC Barcelona gab. Meine Wahl fällt hier auf Ousmane Dembélé. Zwar verpasste der Franzose beinahe die komplette Hinrunde verletzungsbedingt, doch nach seiner Rückkehr zeigte er eindrucksvoll, weshalb Barcelona einst 140 Millionen Euro für ihn zahlte, unter anderem mit 13 Torvorlagen in gerade einmal 20 La-Liga-Einsätzen (damit führt er diese Statistik in Spanien sogar an) – umso bitterer wäre es, wenn Barça Dembélé am Ende der Saison ablösefrei verlieren würde.
Dominik Herzog: Einige Spieler kommen infrage, aber für mich steht Pedri nochmal eine Stufe höher als die anderen. Wie sehr er das Mittelfeld zusammenhält, sah man, als er verletzt war. Seine Präzision, Übersicht und insbesondere Konstanz sind bekannterweise höchst außergewöhnlich. Dieses Lob hat er sich mit jedem einzelnen Spiel verdient und er hat einen immensen Anteil daran, dass der FC Barcelona in einer schwierigen Saison letztlich auf dem zweiten Platz landete.
Marko Neumann: Viele Kandidaten gibt es nach dieser am Ende doch recht bescheidenen Spielzeit nicht, doch für mich fällt die Wahl des besten Spielers der Saison auf: Ronald Araujo. Der Uruguayer überzeugte durch Leadership und gute sowie konstante Leistungen auf dem Platz. Der 23-Jährige wurde mehr und mehr zu einer festen Größe in der Innenverteidigung des FC Barcelona und ist aus dieser auch in Zukunft nicht mehr wegzudenken.
Benjamin König: Das ist für mich Ronald Araujo. Durch seine dynamische Art bügelte er Spiel für Spiel die Fehler seiner Mitspieler aus und gab der ganzen Mannschaft Sicherheit. Egal ob als Rechtsverteidiger, linker Innenverteidiger oder rechter Innenverteidiger. Araujo wusste durch Stellungsspiel und Zweikampfverhalten zu glänzen. Auch wenn solche Statistiken mit Vorsicht zu genießen sind: Der Uruguayer fehlte in neun Ligaspielen – nur zwei davon gewann Barça.
Adrian Kühnel: Für mich ist Pedri Barças Spieler der Saison. Wenn der spanische Nationalspieler bei den Katalanen auf dem Platz steht, ist das Spiel des FC Barcelona meist ein ganz anderes. Seine Ballführung ähnelt der von Lionel Messi, dazu ist er einer, der für positive Überraschungsmomente in der Offensive sorgen kann – vor allem dann, wenn die Angriffsaktionen der Blaugrana mal wieder etwas ideenlos wirken. Wenn einer das Zeug dafür hat, den FC Barcelona der Zukunft zu prägen, dann Pedri.
Benjamin Schiffers: Für mich ist auch relativ eindeutig Ronald Araujo Barças Spieler der Saison. Gerade unter Xavi machte der Uruguayer vor allem im Spiel mit dem Ball einen gewaltigen Schritt nach vorne, seine Zweikampfstärke zeichnete ihn ja schon von Beginn an aus. Im Offensivbereich hätte ich lediglich Ousmane Dembélé in Betracht gezogen, doch über die ganze Saison hinweg waren seine Leistungen meiner Meinung nach für diese Auszeichnung nicht ausreichend – in der Hinrunde kam er ja fast gar nicht zum Einsatz.
Alex Truica: Auch für mich ist Ronald Araujo Barças Spieler der Saison. Wirklich viele Akteure haben sich in dieser enttäuschenden Spielzeit nicht hervorgetan, Pedri wäre da noch zu nennen, leider fiel aber gleich zweimal lange verletzt aus, weshalb ich Araujo wähle. Sein Kampfeswille, sein Leadership, sein Biss in der Defensive, dazu kamen einige wichtige Tore (z.B. in Sevilla) – vor allem aber der erneut tolle Entwicklungssprung, den der Uruguayer gemacht hat, sind für mich die Hauptgründe für die Wahl.
Bester Moment
Patryk Kubocz: Meine liebste Erinnerung an die Saison 2021/22 war das Comeback von Ansu Fati nach seiner langen Verletzung im Heimspiel gegen Levante. Zwar sollte sich rausstellen, dass das Sturmjuwel auch in dieser Spielzeit mit vielen Rückschlägen kämpfen musste. Doch die gemeinsame Freude der ganzen Mannschaft nach dem Treffer des 19-Jährigen war so emotional, dass man sich noch heute gerne an diesen Moment erinnert.
Clemens Wustmann: Das war wohl Ansu Fatis Einwechslung am 7. Spieltag gegen Levante. Ich könnte hervorheben, dass er nur knapp zehn Minuten brauchte, um ein Tor zu erzielen, aber viel wichtiger finde ich: das war seit 13(!) Jahren das erste Spiel mit Barcelonas Nummer 10, die nicht “Messi” hieß. Für mich zuerst ein skurriler Anblick, zu dieser Nummer einen anderen Namen zu lesen, aber dann habe ich mich gefreut, denn ich begriff, dass da eine neue Ära begonnen hat.
Bastian Quednau: In einer sportlich wenig berauschenden Saison gehe ich hier mal einen etwas anderen Weg. Mich hat es in den letzten Monaten sehr gefreut, dass das Stadionprojekt ‘Espai Barça‘ endlich in die Tat umgesetzt wird. Wenn ich im Camp Nou bin, bin ich jedes Mal wieder aufs Neue überrascht, wie marode und teilweise schon baufällig dieses Stadion ist. Nun bekommt es seine überfällige und wohlverdiente Sanierung.
Dominik Herzog: Der beste Moment vollzog sich für mich tatsächlich außerhalb eines Spiels. Bei Xavis Präsentation im Camp Nou war zwar überhaupt nicht klar, ob er als Trainer funktionieren würde, jedoch machte sich eine elektrisierende Aufbruchsstimmung unter den Fans bereit. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude – diese Legende nun wieder zu haben hat eine wahnsinnige Energie freigesetzt.
Marko Neumann: Ich reiste dieses Jahr zum ersten Mal nach Barcelona und besuchte zwei Heimspiele des FC Barcelona. Die Partie gegen Galatasaray blieb leider torlos und war rückblickend betrachtet nicht das beste Spiel der Blaugrana, doch das Endresultat wurde für mich persönlich an diesem Abend sehr schnell zur Nebensache. Im darauffolgenden Ligaspiel gegen Osasuna kam ich dann doch noch auf meine Kosten und durfte einen dominanten Auftritt der Blaugrana mit purem Xavi-Fußball beobachten. Barça gewann das Spiel mit 4:0.
Benjamin König: Albas Tor gegen Atlético zum 1:1 (das obendrein äußert sehenswert war) gilt als der Moment in dieser Spielzeit. Vorlagengeber war Albas jahrelanger kongenialer Partner Alves und Barça bewies mit dem Tor, dass sie auf Rückschläge antworten konnten. Der Weg zum Gewinnen des direkten Vergleichs war ebenfalls geebnet. In den Wochen nach diesem Spiel schoss Barça in der Liga ein Team nach dem anderen ab und zelebrierte begeisternden Offensivfußball.
Adrian Kühnel: Ronald Koeman kann zwar sympathisch gewirkt haben, als der FC Barcelona den Niederländer im Oktober 2021 entließ und wenig später Xavi als neuen Coach präsentierte, war das aber ein wichtiges Signal für die Zukunft. Unter Koeman war keine Besserung in Sicht, Barças Spiel vor allem meist nicht attraktiv anzusehen. Mit Xavi wurde neue Euphorie entfacht – wenngleich auch mit einhergehender Geduld. Xavis Anstellung somit mein Moment der Saison.
Benjamin Schiffers: Ohne wenn und aber war der Clásico mein Moment der Saison. Meines Erachtens zeigte Barça in diesem Spiel seine beste Saisonleistung und führte Real Madrid im Bernabéu vor – das Spiel hätte auch ohne zu übertreiben 8:0 ausgehen können. Dieses Spiel schien auch für die Mannschaft der Saisonhöhepunkt gewesen zu sein, denn im Anschluss konnte die Blaugrana nicht mehr an diese Leistung anknüpfen.
Alex Truica: Der Moment der Saison war Barças 4:0-Clásico-Triumph im Bernabeu. Für Barça war das mehr als nur ein Sieg gegen den Rivalen, es war eine Botschaft an die Fußballwelt, dass Barça zurück ist – wie auch Dani Alves nach dem Spiel bekannte. Besonders die Art und Weise macht(e) wirklich große Hoffnung. Leider ging es dann aber wieder recht schnell bergab (spielerisch und Ergebnis-technisch). Ein weiterer Moment der Saison war für mich ein anderer Clásico: der Frauen-Clásico, als im Viertelfinal-Rückspiel der UEFA Women’s Champions League das Camp Nou ein Fußballfest vor Weltrekordkulisse zelebrierte.
Bestes Tor
Patryk Kubocz: Das schönste Tor der Saison erzielte meiner Meinung nach Pedri beim 1:0-Sieg über den FC Sevilla. Zweimal ließ das Megatalent seine Gegenspieler mit einer Finte stehen, um dann denn Ball aus rund 18 Meter ins Tor der Gäste zu schießen. Doch neben der Art und Weise des Siegtreffers war dieser auch ein wichtiger Meilenstein im Rennen um die Champions-League-Plätze.
Clemens Wustmann: Da gab es durchaus einige zur Auswahl, ich entscheide mich für Jordi Albas Siegtreffer zum 2:1 gegen Real Betis an Spieltag 35. Zweimal hat Alba in dieser Saison sehenswert per Volley getroffen, einmal noch gegen Atlético, aber mit diesem Tor hier beförderte er Barça in den allerletzten Sekunden der Partie sicher auf einen Champions-League-Platz.
Bastian Quednau: Für mich war die Sergio Busquets’ Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 bei Celta Vigo. Es war mit Sicherheit nicht der spektakulärste Treffer in dieser Saison, aber es war einfach schön zu sehen, wie der Kapitän, der sich nur selten ein Herz fasst und auch in aussichtsreichen Schusspositionen immer wieder den besser postierten Mitspieler sucht, einfach mal von außerhalb des Sechszehners abzieht und die Kugel perfekt im langen Eck unterbringt.
Dominik Herzog: Ich wähle den phänomenalen Distanzschuss von Frenkie de Jong in Neapel. Erst sieht er, dass alle Passoptionen zugestellt sind und trifft dann die richtige Entscheidung aus etwa 25 Metern abzuschließen. Dies tat er mit einer Eleganz, die ihresgleichen sucht. Die Flugkurve glich einem Gemälde und der Ball flog in den Winkel. Das Tor zeigte auch das offensive Potential, welches in dem Niederländer steckt.
Marko Neumann: Gavis Wundertor beim 3:2-Sieg gegen Elche ist für mich das Tor der Saison. Der 17-Jährige mit einer Drehung in der Mitte des Spielfeldes wie Andrés Iniesta in seinen bestes Zeiten, treibt den Ball weiter nach vorn und bleibt schlussendlich kaltschnäuzig vor dem Tor. Das Camp Nou dreht durch – ein Treffer wie aus dem Bilderbuch und das von einem 17-Jährigen.
Benjamin König: Da gibt es mehrere Anwärter. Letztendlich entscheide ich mich für die Direktabnahme von Sergio Busquets aus dem Rückspiel gegen Eintracht Frankfurt. Barças Kapitän schloss generell in dieser Saison häufiger als sonst ab. Gerne mehr davon in der nächsten Spielzeit.
Adrian Kühnel: Pedri ist für mich nicht nur Barças Spieler der Saison, sondern er erzielte meiner Ansicht nach auch das schönste Tor der Saison – und das am 3. April beim knappen 1:0-Sieg gegen den FC Sevilla. Pedri bekam die Kugel, ließ gleich zwei Andalusier aussteigen, ehe er den Ball mit viel Effet platziert ins linke untere Eck wuchtete. Der Siegtreffer sorgte damals zudem dafür, dass der FC Barcelona auf Tabellenplatz zwei sprang.
Benjamin Schiffers: Ich schwankte zwischen dem Geniestreich von Pedri beim Sieg gegen den FC Sevilla und dem Traumtor von Frenkie de Jong in Neapel, entscheide mich dann für den Fernschuss von de Jong – ein fantastisches Tor.
Alex Truica: Ich wähle auch ein Tor von Pedri – nicht aber das gegen Sevilla, sondern das schöne, fast schon Messi-esque Solo in der Europa League gegen Galatasaray im Achtelfinal-Rückspiel. Diese Ruhe, Abgeklärtheit, Lockerheit und das Selbstverständnis, mit dem er den Ball reinschoss – ein geniales (wie wichtiges) Tor.
Bestes Spiel
Patryk Kubocz: Das 4:0 im Clásico gegen Real Madrid ist für mich die klare Wahl in dieser Kategorie. Auch wenn die Königlichen die Partie anscheinend nicht allzu ernst genommen haben – dieses Ergebnis im Prestigeduell bleibt historisch. Mit überzeugendem Fußball fegte Barça Real aus dem Bernabéu und zeigte, dass in der nächsten Saison mit der Blaugrana zu rechnen ist.
Clemens Wustmann: Für mich war es das 4:2 gegen Atlético Madrid am 6. Februar. Barça war Sechster und Atlético Fünfter, es ging also gegen einen direkten Konkurrenten um die Champions-League-Plätze. Man geriet mal wieder früh in Rückstand, aber diesmal folgte ein furioses Spektakel mit Fußball in Barça-Reinkultur, den man noch den ganzen Februar lang sehen sollte. Bis auf die zwei Gegentore das perfekte Fußballspiel und der Beginn von Xavis Aufholjagd.
Bastian Quednau: Der Clásico bei Real Madrid überragte natürlich alles, doch ich gehe in eine andere Richtung. Für mich war das Zwischenrunden-Rückspiel in der Europa League beim SSC Napoli das Spiel der Saison. In dieser stürmischen Partie zeigte der FC Barcelona vor allem in der erste Hälfte ein überragendes Pressing, erspielte sich eine Vielzahl an Torchancen und flog am Ende mit einem hochverdienten 4:2-Erfolg nach Hause. Nach dem enttäuschenden Ausscheiden aus der Champions League war dies die Botschaft, dass sich der FC Barcelona unter Xavi auf seine Wurzeln besinnt und in die europäische Spitzengruppe zurückkehren wird.
Dominik Herzog: Es gibt einfach kein Vorbeikommen am grandiosen Auftritt im Bernabeu. 4:0 gegen den Erzrivalen zu gewinnen und dabei noch einige Chancen zu vergeben war definitiv der sportliche Höhepunkt und eine Zelebrierung von Xavis Fußballidee. So kann der Fußball sein, wenn alles funktioniert.
Marko Neumann: Die zwei besten und komplettesten Spiele des FC Barcelona waren für mich das Rückspiel der Europa-League-Zwischenrunde gegen den SSC Neapel und der Clásico-Sieg im Bernabéu gegen Real Madrid. In beiden Partien fruchteten Xavis Spielideen komplett: Dominanter Ballbesitz-Fußball, hohes Anlaufen und Pressing sowie Chancen auf weitaus mehr Tore als das Endergebnis am Ende aufzeigt. Aufgrund der Wichtigkeit eines Clásicos wähle ich Barças 4:0-Demontage gegen Real Madrid zum Spiel der Saison.
Benjamin König: El Clásico. Die Spielfreude und Einsatzbereitschaft, die bei den Barça-Akteuren zu sehen war, sorgte neben Euphorie vor allem dafür, dass der FC Barcelona ein Ausrufezeichen setzte… in jegliche Richtung!
Adrian Kühnel: Mir hat das 4:2 des FC Barcelona gegen Atlético Madrid imponiert. Womöglich kam erstmals wieder so recht das Gefühl auf, dass Barça doch noch nicht komplett am Boden liegt – und Xavi der Mannschaft euphorische Energie verliehen hat. Ohne diesen Sieg wäre die Rückrunde der Katalanen in La Liga vermutlich weniger optimal verlaufen, die Qualifikation zur Champions League eventuell deutlich knapper gewesen.
Benjamin Schiffers: Hier kann ich auf meine Ausführungen zum besten Moment der Saison verweisen. Im Clásico machte Barça meines Erachtens das beste Saisonspiel.
Alex Truica: Das beste Spiel Barcelonas in dieser Saison war ganz klar der Clásico-Triumph im Bernabeu, dicht gefolgt vom Auftritt in Neapel, wobei hier Barça “nur” 60 Minuten lang herausragend spielte.
Positive Überraschung der Saison
Patryk Kubocz: Mich hat Pierre-Emerick Aubameyang nach seinem Wintertransfer nach Katalonien am meisten überrascht. Vor seinem Wechsel von Arsenal nach Spanien war ich mir unsicher, ob der in London aussortierte Gabuner im Xavi-System funktionieren würde. Der 32-Jährige überzeugt mit Leistung – seine elf Tore sollten Skeptiker des Transfers verstummen lassen.
Clemens Wustmann: Die Auferstehung des Ousmane Dembélé. Zwar hat er bisher keine Vertragsverlängerung unterschrieben, doch ich – immer schon ein Bewunderer Dembélés – hätte nie für möglich gehalten, dass Ous sich nach so vielen zerschnittenen Tischtüchern noch mal derart in die Herzen des Klubs spielen wird. Gefühlt über Nacht wurde aus dem unbekümmerten Jungen ein bejubelter Profi. Dass er nun LaLigas Top-Vorlagengeber ist, obwohl er die ersten 13 Spieltage verpasst hatte, unterstreicht diesen Wandel.
Bastian Quednau: Gavi war vor der Saison lediglich ein La-Masia-Talent, dessen Namen über die Stadtgrenzen von Barcelona hinaus kaum jemanden ein Begriff war. Nachdem er Ronald Koeman in der Saisonvorbereitung von sich überzeugte, fand er schnell seine feste Rolle in Barças Mittelfeldrotation, debütierte kurz darauf in der spanischen A-Nationalmannschaft und ist mittlerweile nicht mehr auf dem Mittelfeld der Blaugrana wegzudenken.
Dominik Herzog: Eine schwierige Wahl, ich würde tatsächlich einen Altstar hervorheben. Sergio Busquets hat mit beeindruckender Konstanz das Aufbauspiel der Katalanen koordiniert. Mir fällt spontan auch kein Spiel ein, wo er nicht die Fäden im Rahmen der gesamtmannschaftlichen Konstellation gezogen hat. Dazu hat er überdurchschnittlich häufig seine feine Schusstechnik gezeigt. Der Sechser verdient durch seine Spielintelligenz sogar das Adjektiv “Weltklasse”.
Marko Neumann: In dieser Kategorie gäbe es sicher einige Akteure, die sich eine Nominierung verdient hätten, doch für mich fällt die Wahl auf Luuk de Jong. Der Niederländer hatte einen schwierigen Start unter Ronald Koeman und wurde teilweise von den eigenen ‘Fans’ ausgepfiffen. Doch Luuk de Jong ließ sich davon ganz und gar nicht unterbekommen und nahm unter Neucoach Xavi Hernandéz eine beachtliche Entwicklung hin. Der 31-Jährige erzielte wichtige Last-Minute-Tore in schwierigen Partien, die Barça am Ende geholfen haben, sich in der kommenden Saison für die Champions League zu qualifizieren. Vom Gespött zum Fan-Liebling – ein Vollprofi durch und durch.
Benjamin König: Gavi ist für mich die Überraschung der Saison. In der Vorbereitung deutete er sein Potenzial an, mit laufender Dauer der Saison schien er sich im Barça-Gefüge immer wohler zu fühlen. Gavi kombinierte in dieser Spielzeit technischen Glanz mit maximaler kämpferischer Leistung und schreckte nicht vor großen (und älteren) Gegenspielern zurück. Mit seinen jugendlichen Eigenschaften und seiner teilweise rotzfrechen Art auf dem Feld brachte er Wind in das Spiel der Katalanen.
Adrian Kühnel: Dass Ousmane Dembélé nach seinem Vertragschaos im Januar in der Rückrunde nochmal derart aufdrehen würde und zu Barças besten Profis zählen sollte, hielt ich im Winter nicht für möglich. Ich ging eher davon aus, dass vor Ablauf des Transferfensters noch ein Abnehmer für den Franzosen gefunden werden würde. Und wenn nicht, er vermutlich bis Sommer keine Rolle spielen und anschließend ablösefrei gehen würde. So, wie es letztlich gekommen ist, ist es völlig verständlich, dass die Verantwortlichen eine Verlängerung noch nicht aufgegeben haben.
Benjamin Schiffers: Die größte Überraschung war auch für mich Pierre-Emerick Aubameyang. Ich war sehr skeptisch, da der Gabuner zuvor bei Arsenal aussortiert wurde und man aus seiner Zeit in Dortmund wusste, dass er ein schwieriger Charakter sein soll, doch er konnte mich eines Besseren belehren. Wie die gesamte Mannschaft ließ auch er im Anschluss an den Clásico nach, doch insgesamt war der Transfer im Winter – auch in Anbetracht des finanziellen Volumens – ein Volltreffer.
Alex Truica: Ich schwanke zwischen Gavi und Luuk de Jong. Dass ein 17-Jähriger, der direkt aus der A-Jugend kam und Barça B sogar übersprungen hat, sofort in der ersten Mannschaft Fuß fasst und zum Stammspieler und Leistungsträger (und sogar Nationalspieler!) wird, ringt mir den allergrößten Respekt ab. Was für eine Entwicklung, was für ein Supertalent. Auf der anderen Seite hatte ich allenfalls Kopfschütteln und sogar einiges an Spott für den Transfer von Luuk de Jong übrig – für mich im Sommer ein komplett unverständlicher Fehleinkauf. Mit seinen wichtigen Toren in absoluten Clutch-Momenten hat er mich eines besseren belehrt. Am Ende wähle ich daher Luuk de Gol.
Enttäuschung der Saison (Spieler)
Patryk Kubocz: Hier fällt meine Wahl leider auf Sergiño Dest. Nach einer durchwachsenen, aber durchaus mit Lichtblicken gespickten Debütsaison hatte ich mir vom US-Amerikaner den nächsten Schritt erwartet – dieser sollte allerdings nicht folgen. Unter Xavi konnte der 20-Jährige bisher noch gar nicht überzeugen, weshalb er nun im Sommer als Verkaufskandidat gilt.
Clemens Wustmann: Das ist dann wohl Sergiño Dest. Nicht nur, dass er auch in dieser Saison überwiegend hinter seinen Erwartungen zurückblieb, er kam gar nicht erst richtig in die Spur. Über die volle Saison waren das einfach zu wenige Höhen und zu viele Tiefen, immer wieder steht ein Verkauf im Raum. Dass Xavi im November Dani Alves reaktivierte, zeigt: der beste Nachfolger von Dani Alves ist Dani Alves selbst, aber leider nicht Sergiño Dest.
Bastian Quednau: Leider war dies Oscar Mingueza. Nach einer starken Saison 2020/21 gab es zurecht Hoffnungen, dass der ehemalige La-Masia-Spieler sich langfristig beim FC Barcelona festspielen könnte, wenn auch vielleicht nur als Rotationsspieler. Nun wurde jedoch leider deutlich, dass der 23-Jährige nicht die Qualität für den FC Barcelona zu haben scheint. In der Rückrunde spielte er quasi keine Rolle mehr, und wenn er dann doch einmal auf dem Platz stand (den Quasi-Nicht-Angriffspakt Barças beim FC Getafe mal ausgeklammert), merkte man ihm seine Unsicherheit in jedem Moment an. Leider eine Saison zum Vergessen für den Verteidiger.
Dominik Herzog: Nach einem sehr vielversprechenden Start fiel der 55 Millionen Euro teure Winterneuzugang Ferran Torres in ein bis zum Saisonende dauernden Leistungstief. Die Anzahl vergebener Chancen kostete einige Punkte und auch darüber hinaus war er kaum noch in das Kombinationsspiel eingebunden. Die Seite, auf der er spielte, war diejenige, auf der keine Gefahr generiert wurde. Es bleibt zu hoffen, dass er nächste Saison seine Stärken abrufen kann.
Marko Neumann: Sergiño Dest ist für mich die Enttäuschung der Saison. Neben einer über die ganze Spielzeit zu beobachtenden Verletzungsanfälligkeit blieb der US-Amerikaner auch häufig auf dem Feld weit hinter den Erwartungen von Trainern und Fans. Der 21-Jährige kommt in 31 Partien auf nur 3 magere Torvorlagen und kein selbst erzieltes Tor. Xavis Winter-Rückholaktion von Altmeister und Rechtsverteidiger-Ikone Dani Alves spricht auch bzgl. Problemfall Sergiño Dest eine deutliche Sprache.
Benjamin König: Oscar Mingueza. Der Defensivakteur kam unter Ronald Koeman noch zu regelmäßigen Einsätzen, das änderte sich unter Xavi schlagartig. Die Überforderung im Pokalspiel gegen Linares zeigt auf, wohin die Entwicklung Minguezas seitdem ging: In die falsche Richtung. Ein weiterer Grund, wieso er für mich persönlich die Enttäuschung der Saison ist: Neben Araujo habe ich den 23-Jährigen bei den Barçawelt-Awards der vergangenen Saison als positive Überraschung gewählt. Von ihm hätte ich mir viel mehr erwartet.
Adrian Kühnel: Anfänglich habe ich den Spekulationen um Sergiño Dest und einen möglichen Abgang vom FC Barcelona keinen großen Glauben geschenkt, mittlerweile gehe ich jedoch davon aus, dass sich die Wege der Katalanen und des US-Amerikaners – vielleicht schon diesen Sommer – trennen könnten. In dieser Saison hat mich der Rechtsverteidiger nicht überzeugt, zudem keine sonderlich großen Anzeichen gezeigt, dass er sich im Barça-Dress noch großartig steigern könnte.
Benjamin Schiffers: Ich kann mich hier nur meinen Kollegen aus der Redaktion anschließen und wähle auch Sergiño Dest. Ich hatte mir vom US-Amerikaner wesentlich mehr erhofft und dachte, dass er die Rechtsverteidigerposition für die kommenden Jahre bestens besetzen würde. Leider war die gesamte Saison eine einzige Enttäuschung und Barça holte nicht ohne Grund den vereinslosen Dani Alves zurück. Ich gehe davon aus, dass sich Barça im Sommer von ihm trennen wird.
Alex Truica: Enttäuscht haben leider einige Akteure in dieser Saison. Riqui Puig, Mingueza und Dest konnten sich überhaupt nicht weiterentwickeln, wesentlich mehr erhofft hätte ich mir auch von Frenkie de Jong und Ferran Torres (gerade aufgrund der sehr hohen Ablöse und nach eigentlich gutem Start). Enttäuschend war für mich aber leider besonders die Personalie Ansu Fati – ohne eigenes Verschulden natürlich, aber seine zwei schlimmen Muskelverletzungen haben ihn erneut monatelang außer Gefecht gesetzt, sodass er keinerlei Faktor war. Und dabei war er vor der Saison – mit Messis Nummer 10 ausgestattet – der große Hoffnungsträger in der Post-Messi-Ära. Dass er erneut fast eine gesamte Spielzeit verloren hat ist für ihn persönlich und für den ganzen Verein leider extrem bitter und letztlich sehr enttäuschend gewesen.