Der Matchplan des FC Barcelona ging beim 3:3 gegen Inter beinahe auf, doch die Innenverteidiger leisteten sich schwerwiegende Fehler. Die Analyse zum Spiel.
Barças Überzahlsituationen bei Flanken auf den zweiten Pfosten
Auf der Pressekonferenz vor der Partie überraschte Xavi mit der Aussage “wir wollen gewinnen” kaum jemanden, schließlich war ein Sieg absolute Pflicht. Dementsprechend offensiv ging der FC Barcelona auch das Spiel an, gegen ein tief stehendes Inter verließ Sergi Roberto vor allem in der Anfangsphase die Position des Rechtsverteidigers, um im Zentrum für Überzahl zu sorgen.
Bereits in der zweiten Minute suchte ihn Marcos Alonso mit einer Halbfeld-Flanke im gegnerischen Strafraum. Eine Aktion, die zum ersten Mal ein Muster aufzeigte, von dem am Mittwochabend die meiste Gefahr ausging. Sobald Barça über die Außenbahnen angriff, rückten sofort die zentralen Mittelfeldspieler in den Strafraum. Die Verteidiger der Gäste aus Mailand offenbarten immer wieder die Probleme, wenn ein Spieler der Blaugrana im Rücken von ihnen auftauchte.
Thriller im “Finale”: Barcelona trotz Lewandowski-Doppelpack nur Remis gegen Inter
Demnach operierten die Katalanen häufig mit Bällen auf den zweiten Pfosten, die Präzision bei der Hereingabe oder beim Abschluss verhinderten aber bis zur 92. Spielminute, dass ein solcher Spielzug von Erfolg gekrönt wurde. Als gerade die zweite Minute der Nachspielzeit anbrach, veredelte Robert Lewandowski einen Ball auf den langen Pfosten per Kopf. Die vier anderen potenziellen Empfänger der Garcia-Flanke sorgten in dieser Szene für eine Überzahlsituation auf kleinem Raum im Sechszehner der Italiener. Auch in Minute 40 schlich sich mit Ousmane Dembélé ein Akteur des FC Barcelona aus dem Rücken der Innenverteidiger in den Fünfmeterraum hinein, um das 1:0 zu markieren.
Barça, das über weite Strecken des Spiels hoch presste, stellte sich beim Spiel gegen den Ball so auf, dass auch nach frühen Ballgewinnen Überzahl im gegnerischen Strafraum hergestellt werden konnte. Dies wurde gerade durch Pedri ermöglicht, der häufig in Mittelstürmerrolle die Defensivspezialisten Inters anlief – und dadurch auch Robert Lewandowski in mehrfacher Hinsicht entlastete.
Lewandowski unterstützt Barça in unbekannter Rolle
Da Pedri nicht nur beim Spiel gegen den Ball, sondern auch bei eigenem Ballbesitz immer wieder in das Zentrum zog, um als vorderste Spitze zu agieren, wich Lewandowski in die Halbräume oder gar ganz auf den Flügel aus, wodurch er eine Manndeckung eines Inter-Innenverteidigers verhinderte und kaum zu berechnen war. Bei Raphinhas Großchance in der 36. Minute fungierte der polnische Nationalspieler selbst als Flankengeber von der Grundlinie aus, um für Raphinha aufzulegen; durch die Präsenz im Strafraum von Sergi Roberto und Pedri tauchte der Brasilianer frei am langen Pfosten auf. Auch beim 3:3 ist zu beachten, dass Lewandowski von der Position eines Flügelspielers eingelaufen kommt und nicht (wie sonst für Mittelstürmer üblich) in der Mitte des Sechzehners auf den Ball wartet.
“Wir müssen daran arbeiten, auch ohne ihn Tore zu erzielen” sagte Xavi noch am Wochenende vor dem Spiel gegen Vigo, angesprochen auf die Abhängigkeit des FC Barcelona von Robert Lewandowski. Gegen Inter schoss Lewandowski nicht nur das zweite und dritte Tor der Katalanen, sondern ermöglichte durch sein für einen Mittelstürmer erneut eher untypisches Verhalten den Treffer von Dembélé.
Als Roberto an der Grundlinie gen Gefahrenzone zog, lief Lewandowski nämlich nicht durch, um als Passempfänger unmittelbar vor Onana aufzutauchen. Stattdessen blieb er stehen und band somit Stefan de Vrij entscheidend: Der niederländische Abwehrspieler ließ den Raum vor Onana offen, in den Dembélé geistesgegenwärtig hineinstach. Dadurch, dass de Vrij reagierte (wenn auch zu spät), stand Lewandowski komplett blank am Elfmeterpunkt und sein Gegenspieler schlussendlich bei keiner Offensivkraft Barças. Auch wenn Lewandowski an einem der drei Treffer auf dem Papier nicht direkt beteiligt gewesen ist, hält er Anteile an diesem. Ohne die Nummer Neun des FC Barcelona wäre der bevorstehende Gang in die Europa League wohl schon beschlossene Sache gewesen.
Garcia und Piqué mit stümperhaftem Defensivverhalten
Als Ursache für das Remis, das von Eric Garcia nach der Partie als “Tiefschlag” betitelt wurde, gilt vor allem die schwache Defensivarbeit des FC Barcelona in entscheidenden Momenten. Zu Beginn der Partie waren die Verteidiger der Katalanen darauf aus, energisch Inters Bälle in die Tiefe abzufangen und die Offensivkräfte der Gäste aus der Lombardei schon bei der Ballannahme entscheidend zu stören. Dass dies eine riskante Herangehensweise darstellte, zeigte Lautaro Martinez in der 8. Minute auf – der Argentinier traf zwar das Tor nicht und stand zudem im Abseits, doch er lockte mit einer einfachen Körpertäuschung Garcia aus der Reserve, um anschließend Piqué abzuhängen. Ein Spielzug, der Inter auch in der heimischen Serie A des Öfteren gefährlich vor das gegnerische Tor kommen lässt.
Nach dem Seitenwechsel zeigten Piqué und Garcia ein ganz anderes Gesicht. Aus dem energischen Abfangen entwickelte sich ein fast schon ängstlich wirkendes Abwarten. Gerard Piqués Passivität vor dem Treffer zum 1:1 kommt fast unerklärlich daher. Den Fehler des Aufhebens des Abseits hätte er problemlos wettmachen können, hätte er humorlos den Ball geklärt (wie mehrfach davor in diesem Spiel). Stattdessen patzte er im Stellungsspiel, bei der Einschätzung der Situation und bei der nonverbalen Kommunikation, da er zu eine entwarnende Geste mit beiden Armen machte – eine fatale Fehleinschätzung. Ein einziger aktiver Schritt gen Spielgerät hätte den Angriff Inters wohl im Keim erstickt.
Auch in der 89. Minute blieb der 35-jährige Innenverteidiger zu passiv und verpasste es, in den Zweikampf mit Lautaro Martinez zu gehen; das Doppeln mit Frenkie de Jong erwies sich als wirkungslos, da beide den Angreifer der Nerazzurri lediglich stellten. Gegenspieler Martinez nutzte die Ruhe, die er von den beiden Barça-Akteuren bekam und bediente in der Mitte Robin Gosens, der auf 3:2 stellte. Nicht die erste Aktion, in der Martinez nach Belieben agieren konnte. Schon in Minute 63 durfte sich Martinez bei einem Innenverteidiger der Katalanen bedanken.
Denn vor dem zwischenzeitlichen 2:1 für Inter verpasste Eric Garcia es, aktiv in das Duell mit Inters Nummer Zehn zu gehen. Stattdessen erstarrte Garcia komplett passiv vor seinem Gegenspieler, um am eigenen Strafraum auf dessen Aktionen zu reagieren. Somit war schon programmiert, dass Martinez dem Innenverteidiger stets einen Schritt voraus sein würde. Ohne echte Gegenwehr schoss der Argentinier das 1:2. An diesem Abend machten sich die Ausfälle von Ronald Araujo, Jules Koundé und Andreas Christensen für den FC Barcelona schmerzlich bemerkbar.
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Matchplan? So etwas gibt es beim FC Barcelona nicht, der einzige Plan ist TikiTaka Mickey Maus zu spielen. Egal wer der Gegner heißt. Hab noch kein Spiel diese Saison gesehen das Barca sich auf den Gegner eingestellt hat und die Taktik angepasst wurde. Die 3 Abwehrkette ist jetzt keine Evolution.
Na ja, alles auf die Abwehr zu schieben ist nicht fair. auch das Mittelfeld hat seine Verantwortung vergessen.
Inter ist ja nun wahrlich nicht das Mass aller Dinge und trotzdem lagen die Italiener immer vorne. Der Trainer wollte auch Fußball spielen lassen, sonst hätte er nach dem 2: 1 oder 3: 2 den Bus geholt und Barcelona hatte sich die Zähne ausbeissen können. Zwecklos gegen den „Bus“ vor der 16. Zone zu spielen.
Er war sich sicher, dass Barcelona nicht so mächtig ist wie noch vor ein paar Jahren und andere sich nie getraut haben, den direkten Schlagabtausch zu suchen.
Ich bin mal gespannt, wie das gegen Madrid werden soll. Die gleichen Fehler hinten? Gott beschütze Xavi und sein Team.
Bei der 4:0-Pleite der Weißen ging es für Madrid bereits am 29. Spieltag um nichts mehr. Zu groß war der Punkteabstand. Ersatzspieler scherzen und lachen auf der Bank und schauen nicht mal auf das Feld, was die Kollegen machen.
Bilder davon sind im Netz zu sehen.
Diesesmal soll die Tabelle geklärt werden und Barca sollte alles versuchen, das Spiel nicht zu verlieren. Für das Selbstvertrauen. Die Bayern kommen auch noch!
Zitat: Gegen Real Madrid zu spielen, ist wie ein Spaziergang durch einen Park, bei dem ein Löwe frei herumläuft.
In Ordnung, sogar recht vergnüglich und aufregend. Und dann ist es plötzlich nicht mehr in Ordnung.
The Guardian